# taz.de -- Alternativen zu Google und Facebook: Privatsphäre oder Bequemlichkeit
       
       > Angezapfte Kabel, mitgelesene E-Mails – jetzt ziehen immer mehr Nutzer
       > Konsequenzen. Davon profitieren alternative Anbieter im Netz.
       
 (IMG) Bild: Es muss nicht immer Google sein.
       
       BERLIN taz | Die Enthüllung von Überwachungsmaßnahmen des US-Geheimdienstes
       NSA bescheren Anbietern von alternativen Suchmaschinen und
       E-Mail-Postfächern starken Zulauf. „Durch Snowden bekamen wie einen
       regelrechten Boost“, sagt Jörg Bauer, Sprecher des
       [1][Suchmaschinenanbieters Startpage]. Habe man vor den Enthüllungen etwa 2
       Millionen Suchanfragen pro Tag verzeichnet, seien es mittlerweile 4,2
       Millionen täglich.
       
       Mittlerweile ist bekannt, dass die NSA Inhalte von den Servern großer
       US-Unternehmen, wie Facebook und Google mitliest und
       Telefonverbindungsdaten auch in Europa speichert. Der britische
       Geheimdienst liest sogar E-Mails und Textnachrichten mit.
       
       Wer solche Überwachungsmaßnahmen erschweren will, findet Hilfe bei
       Anbietern, die auf Datenschutz setzen – und darauf scheinen Nutzer nun mehr
       Wert zu legen. So leitet etwa Startpage die Suchanfragen über eine
       verschlüsselte Verbindung. Ein Geheimdienst würde hier nur Datenmüll
       erhalten. Zudem verzichtet der Anbieter auf Cookies – kleine Dateien, die
       es Seitenbetreibern ermöglichen, das Verhalten von Nutzern auch über einen
       längeren Zeitraum zu verfolgen. Auch die IP-Adresse, die Nutzer
       identifizierbar macht, speichert Startpage nicht.
       
       Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein hatte die
       Suchmaschine 2009 mit dem European Privacy Seal ausgezeichnet. Ähnliches
       bietet die [2][Suchmaschine Duckduckgo], die ebenfalls immer öfter geklickt
       wird. So meldet der Anbieter für Mai 1,8 Millionen Suchanfragen pro Tag. Ab
       dem 10. Juni – wenige Tage nach den ersten Enthüllungen – stieg die Zahl
       dann über die 2-Millionen-Marke auf heute 3 Millionen Suchanfragen täglich.
       
       ## Nischenmarkt
       
       Auch wenn die Zahl wächst – im Vergleich zu Marktführer Google bewegen sich
       diese Suchmaschinen auf niedrigem Niveau. Nach Angaben eines
       Google-Sprechers gehen dort mehr als 100 Milliarden Suchanfragen im Monat
       ein. Pro Tag wären das mindestens 3 Milliarden Anfragen.
       
       „Wir sind noch ein Nischenmarkt, aber einer, der sich gerade öffnet“, sagt
       Bauer von Startpage. Weil nur die wenigsten Unternehmen freiwillig auf
       Daten ihrer Nutzer verzichten würden, müssten diese eben selbst überlegen,
       welche Dienste sie nutzen. „Die Leute müssen sich darüber klar werden, ob
       sie Freiheit und Privatsphäre wollen oder Bequemlichkeit.“
       
       Patrik Löhr, Gründer und Geschäftsführer des [3][E-Mail-Dienstes Posteo]
       sieht das anders. „Die Anbieter sind genauso in der Pflicht, die
       Verbraucher zu schützen.“ Auch Posteo ist einer der Dienste, die gerade
       nicht über Kundenmangel klagen können. Seit Mitte Juni habe die Zahl der
       Postfächer um 25 Prozent zugenommen, man sei nun im fünfstelligen Bereich.
       
       Löhrs Kunden legen Wert darauf, dass ihre Daten auf Servern in Deutschland
       auf verschlüsselten Festplatten liegen und sie über eine verschlüsselte
       Verbindung auf ihr Postfach zugreifen. Einen Euro monatlich kostet das
       Konto, wobei die Kunden auch anonym bezahlen können. Adresse, Geburtstag,
       Telefonnummer – all das, was andere Mail-Anbieter von Neukunden so wissen
       wollen, fragt das 2009 gegründete Unternehmen nicht ab.
       
       „Was wir hier machen, ist eigentlich nichts Besonderes“, sagt Löhr. Auf die
       Abfrage persönlicher Daten verzichten, das könnten andere Mail-Anbieter
       auch. Wenn sie denn wollten. Ebenso wie die Übertragung der Mails von einem
       Server zum anderen per SMTP verschlüsseln. Dann würden Geheimdienste
       zumindest beim Anzapfen der Glasfaserkabel nur Datenmüll ernten.
       
       8 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://startpage.com/
 (DIR) [2] http://duckduckgo.com/
 (DIR) [3] http://posteo.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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