# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Mit Brille und Gebiss
       
       > Österreich, Köln und Zweiteklassigkeit – das ist eine klassische
       > Kombination. Mit Peter Stöger kommt ein Wiener Meistertrainer an den
       > Rhein.
       
 (IMG) Bild: Hat die rot-weiße Brille schon ausgepackt: Peter Stöger
       
       Deutschland, Ende Juli. Das ganze Land tollt im Spaßbad oder plantscht ganz
       oldschool in der Adria. Das ganze Land? Nein, weit unten, in den niederen
       Arenen der Republik, gilt schon wieder: Brot und Spiele! Die Zweite
       Fußball-Bundesliga feiert ihren Saisonauftakt, und besonders in der alten
       römischen Reichsstadt Köln am Rhein schaut man gespannt hin – ob man nun
       ein Designermodell auf der Nase sitzen hat oder nicht.
       
       Man hat sich nämlich Gäste aus Österreich geladen. In Köln sind Ösis ja
       seit jeher gut gelitten. Die wandelnde Fön- und Sturmfrisur Toni Polster
       galt hier lange als Halbgott, seinem späten, Mitleid erregenden Wechsel zu
       den Gladbachern zum Trotz; und steigt man in Köln in ein Taxi, wird man mit
       hoher Wahrscheinlichkeit von einem Exwiener chauffiert, warum auch immer.
       
       Jetzt also hat es sich mit Peter Stöger, Meistermacher des ewigen
       Zweitklubs Austria (in Wien ist man Rapid-Fan oder hat einen an der Latte),
       ein neuer Wiener auf der Trainerbank bequem gemacht. Markenzeichen: Brille
       und Gebiss. Das Gebiss trägt er von Natur aus, die Brille wird gern mal als
       Corporate-Identity-Utensil missbraucht. Bei Austria war sein Gestell oft
       lila, getreu den Vereinsfarben, beim Effzeh soll es gern mal rot-weiß sein.
       
       Aber ob die richtige Brille zum Aufstieg reichen wird? Oder werden die
       Kölner wieder einen Fehlstart hinlegen, der sie aller späten Aufholjagd zum
       Trotz am Ende den Relegationsplatz kosten wird? Denn eins steht jetzt schon
       fest: Die Konkurrenz ist nicht von gestern. Lautern, in letzter Minute von
       einer spielenden Informatikabteilung in blauen Trikots aus dem
       Aufstiegsfahrstuhl geschubst, will es diesmal wirklich wissen, und die
       Fortunen von rheinabwärts sind mit Derwischtrainer Meier den größten
       Ballast schon los.
       
       Auch der kleine Hauptstadtklub Union (quasi das Austria Berlins), die
       ewigen Fahrstuhlmannschaften und Rückkehrer aus Bielefeld und Karlsruhe,
       die sich per se nicht mit Mittelfeldplätzen abgeben, und der eine oder
       andere Braunschweig-Möchtegernepigone (Cottbus, St. Pauli, Bochum) werden
       um den Aufstieg mitspielen.
       
       Klingt also gut, das Programm. Die langweiligen Namen kann man ja unter den
       Tisch fallen lassen – obwohl es auch weiter Spiele wie Sandhausen gegen Aue
       oder Ingolstadt gegen Paderborn geben wird.
       
       Dass die Saison so früh losgeht, hat bestimmt irgendwas mit der kommenden
       WM einerseits und mit dem Wunsch nach Abgrenzung zum Oberhaus andererseits
       zu tun. So viel Aufmerksamkeit wie in diesen Hochsommerwochen bekommt Liga
       zwei nicht so schnell wieder!
       
       Die Bilder vom Ritterturnier in Wembley (man erinnere sich an die groteske
       Eröffnungsfeier zum CL-Finale) sind noch nicht ganz verblasst, da kickt man
       hierzulande schon wieder um einen Gral respektive eben um den
       Arvernerschild – anders kann man die Schüssel, die die DFL seit Jüngstem an
       den Zweitligameister vergibt, ja kaum nennen.
       
       Arvernerschild wie in „Asterix und der Arvernerschild“. Richtig, es ist der
       Schild: eine häufig leicht gewölbte Platte, die zum Schutz gegen
       heranfliegende Pfeile und Speere diente und auf der bei den Galliern die
       Häuptlinge durch die Gegend getragen wurden – von daher wohl auch die
       Redewendung „auf den Schild heben“.
       
       In Köln hat man schon so manchen Aufstieg erlebt; dem Empfinden nach ist
       man aber immer noch ewiger U-U-Efa-Cup-Teilnehmer. Eine Bürde für Stöger.
       Durch die Stadt tragen werden sie ihn nämlich erst bei der nächsten
       richtigen Deutschen Meisterschaft. Also frühstens im Mai 2015.
       
       20 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rene Hamann
       
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