# taz.de -- Kommentar Metalldiebe im KZ: Pietätlose Metalldiebe
       
       > Aus der KZ-Gedenkstätte Moringen wurden Lampenschirme entwendet. Den
       > Tätern ging es offenbar um mehr, als den Wert des Altmetalls.
       
 (IMG) Bild: Begehrter Rohstoff: Kupfer.
       
       Längst hat man sich daran gewöhnt, dass das Ansteigen der Rohstoffpreise
       auf dem Weltmarkt einhergeht mit immer dreister werdenden Dieben.
       Heutzutage muss man schon verdammt gut aufpassen, dass einem nicht im
       Schlaf die Titanplatte aus dem Kiefer oder aus dem Knie geklaut wird. Bei
       4.500 Euro für eine Tonne Kupferschrott wird gestohlen, was nicht niet- und
       nagelfest ist. Längst sind es nicht mehr nur bergeweise Kupferkabel der
       Bahn, der Telekom oder von Elektrizitätswerken, deren Diebstahl
       Millionenschäden verursacht.
       
       Alles, was sich irgendwie aus- und abbauen und abtransportieren lässt, wird
       zu Geld gemacht: Gullydeckel, Flutlichtmasten, Blitzableiterkabel,
       Fahrgestelle von Museumsbahnen, Versorgungsleitungen von Windkraftanlagen,
       Schweißgeräte, Rohrbiegemaschinen, Wasserhähne aus Kleingartenanlagen,
       Autokatalysatoren, kupferne Heizungsrohre aus Einfamilienhäusern,
       Titanplatten – nicht aus menschlichen Kiefern oder Knien, sondern
       tonnenschwer und aus einer Firma.
       
       Pietät kennen die Metalldiebe nicht, regelmäßig erlebt auch die Kirche
       Heimsuchungen dieser Art und muss einen Schwund nicht nur bei ihren
       Schäfchen hinnehmen: Kupferabdeckungen von Christusdenkmalen und Mausoleen
       verschwinden, kupferne Pflanzschalen, Schriftzüge aus Metall, Grablaternen,
       schmiedeeiserne Zäune, Kreuze, Weihwasserbecken, selbst Kirchenglocken
       wurden schon zu Geld gemacht.
       
       Äußerst verwirrend ist da die Meldung der Polizeiinspektion
       Northeim/Osterode in Niedersachsen von dieser Woche, dass vermeintliche
       Metalldiebe vom Torhaus in der KZ-Gedenkstätte Moringen, die erst im März
       dieses Jahres saniert wurde, zwei kupferfarbene Lampenschirme sorgfältig
       abgeschraubt und mitgenommen haben. Auch verwirrend ist der sehr geringe
       Wert von 250 Euro.
       
       Das legt ja wohl eher die Vermutung nahe, dass es den Dieben nicht um den
       materiellen, sondern um den ideellen Wert ging, ähnlich wie im Jahr 2009,
       als der Schriftzug „Arbeit macht frei“ am Eingangstor des
       Konzentrationslagers Auschwitz über Nacht verschwunden war. Der Haupttäter
       war keineswegs ein Metalldieb. Nach seiner Festnahme hatte er angegeben,
       das nationalsozialistische Symbol weiterverkaufen zu wollen.
       
       2 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Bollwahn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Konzentrationslager
 (DIR) kupfer
 (DIR) Mongolei
 (DIR) Schulferien
 (DIR) Vaterschaft
 (DIR) Fahrrad
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne Geht's noch?!: Wo ist der Mutwille, Öko-Mongolen?
       
       Einst fürchtete die Welt die Reiter des Dschingis Khan. Die Eroberer von
       einst wurden selbst Eroberte. Sie wollen nun Sonnenenergie exportieren. Wie
       arm.
       
 (DIR) Kolumne Geht's noch?: Freizeitplanungsministerium stürmen!
       
       Wer Schulferien auf Mitte Juni legt, verbreitet unter Kindern und Eltern
       Angst und Schrecken. Eine Facebookparty könnte für Abhilfe sorgen.
       
 (DIR) Kolumne Geht's noch?!: Sperma, Macht, Kind
       
       Wenn es um die Frage der Vaterschaft geht, sorgen deutsche Gerichte
       zuverlässig nur für eines: Chaos.
       
 (DIR) Kolumne Geht's noch?: Achtung, Friedensradler unterwegs!
       
       Manche Menschen wollen mit dem Rad einfach von A nach B. Andere wollen
       träumen, quatschen – und drängeln.