# taz.de -- Kolumne zum Weltkatzentag: Atombombenstarke Niedlichkeit
       
       > Auch 2013 bleiben Katzen die Flauschköniginnen des Netzes. Warum
       > eigentlich Katzen? Warum keine Wiesel, Hunde oder Pinguine?
       
 (IMG) Bild: Bleibt auch im Haikostüm immer im Mittelpunkt der Tiervideowelt: Die Katze.
       
       Wisst ihr noch? 2012? Das Jahr des Hasen – das in Vietnam [1][das Jahr der
       Katze ist] – war gerade vorüber und die Apocatlypse stand bevor. Katzen
       [2][abgewertet von AAA auf AA+], Eulen und Igel auf dem Vormarsch. Ein Ende
       der Ailurokratie im Internet drohte.
       
       Die Sache wurde abgeblasen und 2013 ist wieder ganz in Katzenhand,
       Erfolgsmeldungen überall: [3][„Trendtier Katze verdrängt Wellensittich“]
       +++ [4][„Weiter Hundeverbot im Bundestag“] +++ [5][„Katzen, Hunden und
       Frettchen reisen in der EU künftig einfacher“] +++ [6][„Generelles Hunde-
       und Katzenverbot im Mietvertrag unwirksam“]. Zusätzlich eröffnen jede Woche
       gefühlt drei Katzencafés, gerade erst [7][eins in Neukölln], und die Igel –
       die lieben, die dummen Igel! – sind inzwischen ausgestorben oder so, man
       hört ja nichts mehr von ihnen.
       
       Aber warum sind es denn eigentlich immer wieder Katzen im Internet? Und
       nicht Gürteltiere, Wiesel, Wellensittiche oder gar Hunde? Warum selbst
       Pinguine [8][nur in Ausnahmefällen]?
       
       Eine Theorie: Hundebesitzer konnten sich schon immer auf der Straße und im
       Park erkennen, sie können sich dort austauschen und ihre Hunde bestaunen.
       Katzenbesitzer können das erst, seitdem es das Internet gibt und haben
       starken Nachholbedarf. Oder anders: Katzen sind im Internet auch deshalb
       populär, weil sie dort rumliegen, wo das Internet gemacht wird, nämlich in
       Wohnungen bzw. auf den Unterarmen der Netznutzer. Was im Umkehrschluss
       bedeutet, dass Katzen mit dem Durchbruchs des mobilen Internets vor einer
       riesigen neuen Herausforderung stehen. Auf Instagram sieht man schon heute
       gefühlt so viele Hunde wie Katzen.
       
       Auch der große Denker und Katzenfreund [9][Peter Glaser] sieht den
       technischen Fortschritt als Erklärung. Im 20. Jahrhundert seien, so Glaser,
       in den Medien fast ausschließlich Tiere präsent gewesen, die sich
       dressieren lassen, vor allem im Bewegtbild, wo man stets vorher mühsam die
       Kamera einrichten musste.
       
       Das, was wir alle so gern auf YouTube bestaunen, seien aber die kleinen
       Wunder des Lebens, die sekundenlangen Momente der Unplanbarkeit. Deshalb
       gehörten die unberechenbaren Katzen zu den prädestinierten
       Wunderproduzenten. Und deshalb, so Glaser, könnten wir erst jetzt, wo jedes
       kleine Gadget eine integrierte, schnell auslösende Kamera hat, die
       Augenblicksgeschwindigkeit der Katzen überhaupt einfangen.
       
       In diese Richtung geht auch [10][Katja Berlin], die Autorin des
       Klolektüre-Instant-Klassikers „Cat Content – SMS von meinem Kater“: Katzen
       produzieren gute Pointen „weil es so unvorhersehbar ist, man kann Katzen
       nicht dressieren oder trainieren, darauf, dass sie lustige Dinge zu machen,
       sondern es lebt von so einer unfreiwilligen Komik“, sagt sie [11][im
       Radiointerview].
       
       Und noch eine These [12][aus dem Internet]: Weil Katzen sich nicht
       beherrschen lassen, weil sie in ihrem Wesen elegant und unantastbar sind,
       ist jeder Bruch von diesem Bild ein Ereignis. Ein Hund ist schon blöd
       genug, den muss man nicht auch noch dabei zeigen, wie er sich zum Löffel
       macht (kann man aber [13][trotzdem]). Katzen hingegen „bewegen sich
       normalerweise so elegant und graziös, dass jeder Fehltritt und jede
       tollpatschige Geste absurd und komisch wird – der Kaiser ist mal wieder
       splitternackt.“
       
       Gut. Theorie. Boring. In Wirklichkeit sind Katzen natürlich aus einem viel
       einfacheren Grund so beliebt: Weil sie die beiden Kardinaltugenden der
       Tierreichs – Flauschigkeit und Awwwwwwigkeit – optimiert in sich vereinen.
       Oder um es mit den Worten Peter Glasers zu sagen: Wegen ihrer
       atombombenhaften Niedlichkeit.
       
       Als Beweis dafür ein – das kommt jetzt sicher für einige überraschend –
       Video, nominiert für den „Best Cat Moment in Music 2013 Award“. Mehr
       Katzenvideos sehen wir dann alle zusammen zweiten [14][Internet Cat Video
       Festival] in Minnesota am 28. August.
       
       8 Aug 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.vivatier.com/Artikel/Das_Jahr_des_Hasen,_pardon_der_Katze
 (DIR) [2] http://www.wasmitmedien.de/2012/05/02/rp12-tag-1/
 (DIR) [3] http://www.focus.de/wissen/natur/tiere-und-pflanzen/futterbranche-im-wandel-trendtier-katze-verdraengt-wellensittich_aid_1051207.html
 (DIR) [4] http://www.tagesspiegel.de/politik/lammert-lehnt-aenderung-der-hausordnung-ab-weiter-hundeverbot-im-bundestag/8556600.html
 (DIR) [5] http://www.zeit.de/news/2013-06/10/d-katzen-hunden-und-frettchen-reisen-in-der-eu-kuenftig-einfacher-10160402
 (DIR) [6] http://www.immo-site.de/bundesgerichtshof-generelles-hunde-und-katzenverbot-unwirksam-9977.html
 (DIR) [7] http://www.berliner-zeitung.de/berlin/katzencaf--in-neukoelln-macchiato-mit-mieze,10809148,23887902.html
 (DIR) [8] http://www.youtube.com/watch?v=4YuWLKQ5e54
 (DIR) [9] http://blog.stuttgarter-zeitung.de/
 (DIR) [10] http://katjadittrich.de/
 (DIR) [11] http://www.fritz.de/neues_wort/multimedia/2013/04/internetgeheimnisse.html
 (DIR) [12] http://www.steadynews.de/allgemein/das-phanomen-katze-im-internet-warum-sind-katzen-meme-und-nicht-hunde-video
 (DIR) [13] http://www.buzzfeed.com/mattbellassai/dogs-who-are-too-stupid-for-their-own-good
 (DIR) [14] http://www.walkerart.org/calendar/2013/internet-cat-video-festival-2
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Brake
       
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