# taz.de -- Kommentar Proteste gegen Flüchtlinge: Die Sorgen der dumpfen Anwohner
       
       > Viel ist wieder die Rede von den "berechtigten Sorgen" der Anwohner, die
       > derzeit in Hellersdorf gegen Flüchtlinge protestieren. Was ist hier
       > eigentlich berechtigt?
       
 (IMG) Bild: In einer ehemaligen Schule in Hellersdorf werden seit einer Woche Flüchtlinge untergebracht. Wo ist das Problem?
       
       Seit die Proteste gegen Flüchtlingsheime in Demonstrationen von NPD und
       „Pro Deutschland“ kulminiert sind, macht er wieder die Runde: Der Satz von
       den „berechtigten Sorgen der Menschen“, die man ernst nehmen müsse. Da kann
       einem angst und bange werden. Vor 20 Jahren, nach dem Pogrom in
       Rostock-Lichtenhagen, hat man das auch gesagt – am Ende bestand das
       „Ernstnehmen“ in der faktischen Abschaffung des Asylrechts.
       
       Nun werden manche sagen, lass mal die Kirche im Dorf, darum geht es heute
       nicht. Tatsächlich fällt der Satz jetzt zumeist als Begründung dafür, dass
       man die BürgerInnen rechtzeitig informieren müsse, wenn in ihrer
       Nachbarschaft ein Flüchtlingsheim eröffnet. Aber ist das der Kern des
       Problems – etwa in Hellersdorf, wo es ja eine Infoveranstaltung gab? Liegt
       das Problem nicht genau bei den Menschen, die Flüchtlinge für ein Problem
       halten?
       
       Wer im Zusammenhang mit Ausländern pauschal von Kriminalität, Vermüllung
       und dergleichen redet, der hat keine „berechtigte Sorge“ – der ist ganz
       einfach ein Rassist. Solchen Dumpfbacken kommt man nicht mit Information
       und Aufklärung bei – im Gegenteil. Veranstaltungen dieser Art sorgen
       vielmehr dafür, dass diese Menschen alarmiert und mobilisiert werden –
       siehe Hellersdorf. Und man gibt den Leuten indirekt auch noch recht in
       ihrer Wahrnehmung, dass es ein Problem gebe, über das man reden müsse.
       
       Umgekehrt wird eher ein Schuh draus, wie Georg Classen vom Flüchtlingsrat
       dieser Tage richtig sagte: In Sachen Flüchtlingsheimen sollte man die
       Öffentlichkeit gar nicht informieren, sondern einfach machen. Irgendwann
       merken die Anwohner schon, wer ihre neuen Nachbarn sind – und dass Omas
       Goldschmuck noch immer unter der Matratze liegt.
       
       Das Unbehagen an dem Satz von der „berechtigten Sorge“ geht aber noch
       weiter. Denn auch jetzt schreien, wie vor 20 Jahren, Politiker nach einem
       „Krisengipfel“ – wegen der Proteste gegen die angebliche
       Asylbewerberschwemme. Das Argument damals wie heute: Man dürfe das Thema
       nicht „den Rechten“ überlassen. Solche Sätze bereiten in der Tat
       berechtigte Sorgen.
       
       25 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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