# taz.de -- Syrien-Verhandlungen in Genf: Feilschen ums Detail
       
       > Die Außenminister Russlands und der USA debattieren, wie es mit den
       > syrischen Chemiewaffen weitergehen soll. Konsens gibt es kaum, die
       > Differenzen überwiegen.
       
 (IMG) Bild: Männer unter sich: John Kerry, der UN-Beauftragte Lakhtar Brahimi und Sergei Lawrow streiten über das weitere Vorgehen
       
       GENF taz | US-Außenminister John Kerry und sein russischer Amtskollege
       Sergei Lawrow haben ihre seit Donnerstagabend laufenden Gespräche über eine
       Vereinbarung zur internationalen Kontrolle und Beseitigung der syrischen
       Chemiewaffen am Freitag auf einer kurzen Presskonferenz im Genfer
       UNO-Palast übereinstimmend „konstruktiv“ genannt. Nachfragen der
       JournalistInnen wurden aber nicht zugelassen.
       
       Auch der zeitweise hinzugezogene gemeinsame Syrienvermittler von UNO und
       Arabischer Liga, Lakhdar Brahimi, wertete die Gespräche als „nützlich“.
       Sollte eine Vereinbarung über die C-Waffen erzielt und dann vor Ort in
       Syrien auch umgesetzt werden, wollen Kerry und Lawrow Ende September bei
       einem Treffen am Rande der UNO-Vollversammlung in New York den Termin für
       eine zweite Genfer Konferenz zur politischen Lösung des Syrienkonflikts
       festlegen.
       
       Hinter den Kulissen findet in Genf ein zähes Ringen um die politischen und
       technischen Details einer Vereinbarung statt. Die USA erhalten ihre Drohung
       mit Militärschlägen gegen Syrien ausdrücklich aufrecht, wie Kerry betonte,
       und wollen – ebenso wie die beiden anderen westlichen Vetomächte des
       UNO-Sicherheitsrates, Frankreich und Großbritannien – diese Drohung auch in
       einer Resolution des Rates zur Umsetzung einer C-Waffen-Vereinbarung
       verankern. Russland lehnt dies strikt ab und erhielt dafür gestern auch
       ausdrückliche Unterstützung Chinas.
       
       Auch die von den drei westlichen Vetomächten geforderte Verurteilung der
       Assad-Regierung für den Giftgaseinsatz vom 21. August lehnen Moskau und
       Peking weiterhin ab.
       
       ## Umstrittene Fristen
       
       Umstritten zwischen den fünf Vetomächten ist außerdem, bis wann Syrien sein
       C-Waffen-Programm offenlegen und alle Lager und Standorte für
       UN-Inspektoren öffnen soll. Die Regierung Assad, die am Donnerstag bei der
       UNO in New York ihre Beitrittserklärung zur C-Waffen-Verbots-Konvention
       hinterlegte, beansprucht dafür 30 Tage. Diese Frist sei „viel zu lang“,
       erklärte Kerry. Der französische Entwurf für eine Ratsresolution sieht eine
       Frist von 15 Tagen vor.
       
       Konsens zwischen Moskau und Washington besteht darin, dass eine Kontrolle
       der syrischen C-Waffen-Arsenale durch UN-Inspektoren nur unter der
       Rahmenbedingung eines Waffenstillstands möglich ist.
       
       Erheblich erschwert und noch zeitraubender würde diese Kontrolle, sollte
       ein Bericht zutreffen, den das Wall Street Journal gestern unter Berufung
       auf US-Regierungskreise veröffentlichte. Danach sollen die syrischen
       Streitkräfte die C-Waffen des Landes aus ursprünglich von westlichen
       Geheimdiensten vermuteten 20 Depots inzwischen an über 50 Orten versteckt
       haben. Eine Bestätigung durch die US-Regierung gab es zunächst nicht.
       
       Die Abrüstungsexperten von Kerry und Lawrow diskutierten im Detail zwei
       Optionen der Beseitigung der syrischen C-Waffen: die Vernichtung innerhalb
       des Landes, für die spezielle Verbrennungsanlagen gebaut werden müssten.
       Die gibt es derzeit nur in Russland und den USA. Das könnte Jahre dauern.
       Ein Abtransport der Giftgase könnte unter günstigsten Bedingungen in
       einigen Monaten erfolgen: wenn sie sich in transportfähigen Behältern
       befinden – und wenn sich alle Akteure des syrischen Bürgerkrieges an einen
       Waffenstillstand hielten.
       
       13 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Lakhdar Brahimi
 (DIR) Chemiewaffenkonvention
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) John Kerry
 (DIR) Sergej Lawrow
 (DIR) Syrischer Bürgerkrieg
 (DIR) USA
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Chemiewaffenkonvention
 (DIR) Syrien-Intervention
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Chemiewaffen in Syrien: Diplomatie voran
       
       Syrien will der Forderung nach Offenlegung seines Chemiewaffenbestandes
       nachkommen. Der Westen strebt noch diese Woche eine Resolution im
       UN-Sicherheitsrat an.
       
 (DIR) Weltmächte begrüßen Syrien-Plan: Obama droht erneut mit Militärschlag
       
       Auch Frankreich, China und Großbritannien begrüßen den US-russischen Plan
       zur Vernichtung des syrischen Giftgaslager. Aber: viele Fragen sind noch
       offen.
       
 (DIR) Krieg in Syrien: Einigung zwischen USA und Russland
       
       Die Außenminister der beiden Mächte einigen sich in Genf auf ein Vorgehen
       in Syrien. Die Frage militärischen Eingreifens wird dabei vorläufig
       ausgeklammert.
       
 (DIR) Der sonntaz-Streit: In Syrien militärisch eingreifen?
       
       Die ganze Welt debattiert über die Zukunft Syriens, doch niemand fragt die
       Einheimischen: Eine Debatte unter SyrerInnen.
       
 (DIR) UN-Chemiewaffenkonvention: Syrien will beitreten
       
       Syriens Präsident Assad bekennt sich zur Kontrolle seiner Chemiewaffen.
       Doch fordert er eine Gegenleistung: Die USA sollen auf militärische
       Drohungen verzichten.
       
 (DIR) Konflikt um Syrien: Fauler Kompromiss
       
       Die syrische Opposition fordert die Ermittlung der Schuldigen im
       Giftgaseinsatz. Der Chemiewaffen-Plan sei das falsche Zeichen, heißt es in
       einer Erklärung.
       
 (DIR) Russischer Präsident zu Syrien: Putin warnt vor Terrorismuswelle
       
       In der US-Presse äußert sich Putin zum Syrien-Konflikt: Einerseits schreibt
       er von „wachsendem Vertrauen“, andererseits erhebt er schwere Vorwürfe
       gegen die USA.
       
 (DIR) Kommentar Obamas Syrien-Rede: Barack Obama gewinnt Zeit
       
       Wenn Obama sein Gesicht wahren kann, ohne dazu Bomben werfen zu müssen,
       kann man ja nur dankbar sein. Nun muss die gewonnene Zeit genutzt werden.