# taz.de -- Artenschutz-Experte über den Wolf: „Man muss lernen, mit ihm zu leben“
       
       > Der Wolf, eine Gefahr für Haus- und Nutzvieh? Übertrieben findet Sachsens
       > Artenschutz-Referent Bernd Dankert die Ängste von Tierhaltern. Der Staat
       > fördert den Zaunbau.
       
 (IMG) Bild: „Der Wolf weckt wie kein anderes Tier die Emotionen“: zwei Exemplare, die gerade heulen
       
       taz: Herr Dankert, wie böse ist der böse Wolf? 
       
       Bernd Dankert: Der Wolf weckt wie kein anderes Tier die Emotionen. Er ist
       nicht böse, sondern ein Wildtier wie andere auch.
       
       Ein Wildtier, das gefährlich werden kann … 
       
       Auch wenn Unfälle nicht ganz auszuschließen sind: In keiner Statistik der
       Welt finden Sie den Wolf als Todesursache.
       
       Was ist mit dem Reißen von Schafen und Kälbern? 
       
       Wölfe fressen zu über 95 Prozent Wildtiere. In Sachsen leben die meisten
       Wölfe Deutschlands – etwa 60 bis 70 Tiere. Demgegenüber wurden dieses Jahr
       bislang 19 Nutztiere gerissen. Deutschland hat einen historischen
       Höchstbestand an Schalenwild, und da nimmt ein Großraubtier wie der Wolf
       eine ökologisch wichtige Rolle ein.
       
       Die Schafhalter sehen das nicht so gelassen. 
       
       Dieser Streit wird immer bleiben. Tierhalter, besonders Schäfer, müssen
       ihre Haltungsbedingungen ändern, wenn der Wolf dauerhaft anwesend ist. Eine
       Zeit ohne ihn wird es nicht mehr geben. Er ist streng geschützt, und man
       muss lernen, mit ihm zu leben. Es geht darum, wie man den Konflikt
       möglichst verringert. Wenn ein Wolf ein Tier gerissen hat, leistet das Land
       Schadenersatz. Und wir fördern den Herdenschutz.
       
       Das Land zahlt für höhere Zäune? 
       
       Ja, das ist eine der wichtigsten Maßnahmen. Im Umkreis von Wolfsrevieren
       fördern wir 60 Prozent der Kosten – übrigens auch für Hobbytierhalter.
       Sonst lernt der Wolf dort, dass Schafe schmecken.
       
       Wie aufwendig ist der Schutz der Wölfe? 
       
       Im Gegensatz zum Artenschutz anderer Tiere, etwa des Storches, sind
       Projekte zum Wolf relativ einfach, weil man ihm keinen Lebensraum gestalten
       muss. Er breitet sich von ganz allein aus, wir arbeiten nur an seiner
       Akzeptanz.
       
       Wie passt es dazu, dass der Wolf 2012 ins Sächsische Jagdgesetz aufgenommen
       wurde? 
       
       Das Jagdrecht wurde angepasst, ohne dass der Wolf seinen Schutzstatus
       verloren hat.
       
       Aber der Wolf soll irgendwann wieder gejagt werden dürfen? 
       
       Sicherlich. Denn unser Artenschutz wird Erfolg haben und Wölfe werden
       irgendwann nicht mehr bedroht sein. Dann wird er behandelt wie Reh oder
       Wildschwein, ohne seinen Bestand zu gefährden.
       
       29 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jean-Philipp Baeck
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Jagdgesetz
 (DIR) Nutztiere
 (DIR) Wölfe
 (DIR) Jäger
 (DIR) Artenvielfalt
 (DIR) Film
 (DIR) Sachsen
 (DIR) Tierschutz
 (DIR) Artensterben
 (DIR) Wölfe
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Neugestaltung der Jagdgesetze: Anachronistische Privilegien
       
       Naturschutzverbände fordern neue Regeln für die Jagd. Die Jäger hingegen
       pochen auf ihre Jagdrechte. Hier die Position eines Naturschützers.
       
 (DIR) Bedrohte Arten in Deutschland: Volkszählung in der Natur
       
       Deutschland hat Generalinventur in der Natur gemacht – ein einmaliges
       Projekt. Die Lage ist weit entfernt vom Ziel einer intakten Flora und
       Fauna.
       
 (DIR) Regisseur Sebastian Körner über Wölfe: „Angst habe ich absolut nicht“
       
       Der Biologe und Naturfilmer Sebastian Koerner hat Wölfe schon aus wenigen
       Metern Entfernung gefilmt. Hobbyfotografen rät er dennoch davon ab.
       
 (DIR) Sächsischer Umweltminister zu Wölfen: Strenger Schutz noch Jahre nötig
       
       Der Wolf muss noch lange unter strengem Schutz stehen, sagt Sachsens
       Umweltminister Frank Kupfer. Noch seien die Populationen zu klein, um
       bejagt zu werden.
       
 (DIR) Jagen in Schweden: Der Schwede ist des Wolfes Wolf
       
       Ab Februar dürfen in Schweden die streng geschützten Raubtiere abgeschossen
       werden. Umweltschützer warnen, dass die Bestände dafür viel zu gering sind.
       
 (DIR) Natur ohne Mensch: Die Welt soll wilder werden
       
       Tiere und Pflanzen machen, was sie wollen – wenn der Mensch sie lässt.
       Forscher arbeiten daran, dass die Wildnis nach Europa zurückkehrt.
       
 (DIR) Rückkehr: Wer hat Angst vor dem Wolf?
       
       Die Wölfe dringen allmählich aus dem Osten nach Norddeutschland vor. Ein
       Besuch im niedersächsischen Borchel, wo viel über den Wolf geredet wird,
       seit er dort Schafe riss.
       
 (DIR) Guter böser Wolf: „Es ist eine stinknormale Wildtierart“
       
       Frank Faß versteht sich als Aufklärer: Wie man mit dem Konfliktpotenzial
       zwischen Wolf und Mensch umgehen kann, zeigt er seit drei Jahren im
       Wolfcenter im niedersächsischen Dörverden.