# taz.de -- Jagen in Schweden: Der Schwede ist des Wolfes Wolf
       
       > Ab Februar dürfen in Schweden die streng geschützten Raubtiere
       > abgeschossen werden. Umweltschützer warnen, dass die Bestände dafür viel
       > zu gering sind.
       
 (IMG) Bild: Wenn das Rudel tollt sieht das so aus
       
       STOCKHOLM taz | Schweden geht beim Schutz der Wölfe wieder auf
       Konfrontationskurs mit der EU. Kurz vor Weihnachten genehmigte die Behörde
       Naturvårdsverket, dass im Februar 30 Wölfe in drei Regionen des Landes
       gejagt werden dürfen. Schweden droht ein millionenschweres Bußgeld, weil
       seit 2010 ein Verfahren bei der EU-Kommission wegen Verstoßes gegen das
       Artenschutzabkommen anhängig ist.
       
       Es geht um die sogenannte Habitatdirektive zur Erhaltung der natürlichen
       Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Eine Sprecherin des
       EU-Umweltkommissars Janez Potonik drohte, man werde „nicht zögern, den Fall
       vor den EU-Gerichtshof zu bringen“, komme die Kommission zu der Auffassung,
       dass Schweden gegen die Direktive verstoße.
       
       Stockholm befindet sich seit Jahren im Clinch mit Potonik, was die Politik
       des Landes gegenüber den in der EU vom Aussterben bedrohten Tieren angeht.
       Seit Schweden 2010 nach vier Jahrzehnten die Jagd auf Wölfe wieder freigab,
       versucht man die EU mit wechselnden Begründungen von der Zulässigkeit eines
       solchen Verstoßes gegen das Artenschutzabkommen zu überzeugen. Doch Brüssel
       vermisst bei allen vorgebrachten Argumenten eine wissenschaftliche
       Grundlage.
       
       „Normal ist es ja, eine Entscheidung der EU-Kommission abzuwarten“, wundert
       sich Tom Arnbom, Naturschutzexperte beim WWF-Schweden. Die Kommission habe
       ausdrücklich von Schweden verlangt, vorher keine neue Jagd zu genehmigen:
       „Nun versucht man erneut das Verbot einfach zu umgehen und schafft noch
       mehr Konflikte.“ Schweden könne das zehn Millionen Euro Bußgeld kosten.
       
       ## Weniger Wolf, mehr Toleranz
       
       Was die künftige Jagd angeht, versucht sich das Naturvårdsverket
       tatsächlich mit einer Begründung, die Brüssel schon als unzureichend
       abgetan hat: Man wolle die Konzentration an Wölfen in den fraglichen
       Gebieten mindern und damit die Toleranz in der Bevölkerung steigern.
       
       Die Behörde setzt damit allerdings nur politische Vorgaben um: Statt des
       bisherigen Bestands von 300 bis 400 Wölfen seien 200 bis 270 Wölfe
       „günstiger“, hatte im Herbst eine Reichstagsmehrheit, bestehend aus den
       konservativ-liberalen Regierungsfraktionen und den Schwedendemokraten,
       beschlossen.
       
       Als Begründung diente die Gefahr, die losen Jagdhunden – „geschätzten
       Kameraden der Familie“ – von Wölfen drohe. Zudem sei die Bevölkerung in
       Gebieten mit Wolfsrevieren „unzufrieden mit der derzeitigen
       Raubtierpolitik“ und sehe „ihre Bedenken nicht für erstgenommen“.
       
       Naturvårdsverket-Generaldirektorin Maria Ågren sagt, man habe versucht,
       einen Kompromiss zwischen Artenschutz und den Interessen von Jägern und
       Tierhaltern zu finden. Naturschutzorganisationen versuchen dagegen, den
       Jagdbeschluss gerichtlich zu stoppen.
       
       „Die Forschung sagt eindeutig, dass es in Schweden noch längst keinen
       tragfähigen Wolfsbestand gibt“, sagt Roger Olsson, Vorsitzender der
       Raubtiervereinigung. Eine Jagd verstoße gegen schwedisches wie europäisches
       Recht.
       
       27 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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