# taz.de -- Kolumne Wutbürger: Menschen mit „Traumpaar-Potential“
       
       > Beziehungen sind glücklicher, wenn sie per Onlinedating zustande kommen,
       > sagt eine Studie. Dabei ist doch das Wunderbare an der Liebe gerade das
       > Irrationale.
       
 (IMG) Bild: Mit Algorithmen zur Bilderbuchbeziehung: Onlinedater durchstöbern infrage kommende Profile 5,2 Stunden pro Woche.
       
       Das ist aber eine Überraschung, dachte ich, als ich vor Kurzem einen
       Artikel über Onlinedating las. Grundlage des Textes war die Studie des
       amerikanischen Psychologen John Cacioppo. Der fand heraus, dass Beziehungen
       glücklicher seien, wenn sie im Netz ihren Anfang nahmen. Sie erreichen 5,64
       Punkte auf der von 1 („extrem unglücklich“) bis 7 („perfekt“) reichenden
       Skala des Couples-Satisfaction-Index (CSI). Paare aus der Offlinewelt
       kommen auf 5,48.
       
       Meine Online-Lover-Erfahrungen während eines einmonatigen Schnupper-Abos
       wären mit 0 („nicht existent“) zutreffend beschrieben. Höhepunkt war das
       Treffen mit einer Frau mit „Traumpaar-Potenzial“. Das Beste an ihrem Job
       sei, sagte sie, dass sie so wenig arbeiten müsse. Das Beste an ihrer
       Wohnung: dass sie so weit entfernt sei von den Ausländern. Als sie
       erzählte, dass sie in ihrem Lieblingsclub wegen der Schlange vor dem
       Mädchenklo so wenig wie möglich trinke, blickte ich mich in meinem Kopf um.
       Es sah aus wie in der Wartehalle eines stillgelegten Bahnhofs.
       
       Ich mache den Psychologen, die die Algorithmen solcher Portale entwickeln,
       diesen Reinfall nicht zum Vorwurf. Das Wunderbare an der Liebe ist gerade
       das Irrationale. Aber sie missbrauchen ihre Wissenschaft, die von der
       Einzigartigkeit des Individuums ausgeht, um so zu tun, als würden Menschen
       auf der Basis von Zahlen ein größeres Glück finden als im echten Leben.
       
       Dabei ist der Erfolg eine Konsequenz schierer Masse. Im Buch „Diesen
       Partner in den Warenkorb legen“ steht, dass Onlinedater 5,2 Stunden pro
       Woche Profile durchstöbern. Wenn sie so viel Zeit in einer Bar verbrächten,
       stiegen die Chancen auf einen Treffer ebenfalls beträchtlich.
       
       Kein Barbesitzer käme jedoch auf die Idee, eine Studie über die
       Paarungschancen an seiner Theke zu beauftragen. Im Gegensatz zu eHarmony:
       Die Studie ist im Auftrag des amerikanischen Datingportals entstanden. Ganz
       klein ist dort auch dessen wissenschaftlicher Berater aufgeführt. Es ist:
       John Cacioppo. Man möge ihn aussetzen auf dem Ozean der verratenen Herzen.
       
       23 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schächtele
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Online-Dating
 (DIR) Betrug
 (DIR) Online-Dating
 (DIR) Gepäck
 (DIR) Konzert
 (DIR) Opel
 (DIR) Lärm
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Betrug beim Onlinedating: Der Bot fürs Leben
       
       Die Dating-Plattform Lovoo hat ihre Nutzer mit Programmen betrogen, die
       ihnen echte Flirts vorgaukelten. Und wenn schon!
       
 (DIR) Datingportale für käufliche Liebe: Daddy, lass was springen!
       
       Drei Millionen ältere Menschen suchen online explizit nach einem Partner,
       der Status oder Jugend verspricht. Dabei sind die Grenzen zur Prostitution
       fließend.
       
 (DIR) Kolumne Wutbürger: Weitwurf für Olympia
       
       Sie pfeffern Koffer um Koffer aufs Band – Menschen in Neongelb, die sich an
       Flughäfen aufhalten. Die Kür: Das Gepäck so aufs Band knallen, dass es
       platzt.
       
 (DIR) Kolumne Wutbürger: Packt das Smartphone weg!
       
       Einst fotografierten wir, um Momente zu bewahren. Das Wesen der
       Digitalfotografie ist es, Momente auf alle Ewigkeit zu zerstören.
       
 (DIR) Kolumne Wutbürger: Hey, Opel, du crazy bitch
       
       Der Autobauer aus Rüsselsheim benimmt sich wie ein älterer Herr in
       Bundfaltenhosen, der nur noch mit bunt bebügelter Sonnenbrille auf die
       Straße geht.
       
 (DIR) Kolumne Wutbürger: Düdel-dü-di, düdeldüdidü
       
       Die Telefonie im öffentlichen Raum ruft nach Notwehrmaßnahmen. Nach
       drastischen Notwehrmaßnahmen. Und ich antworte.