# taz.de -- Klimakonferenz in Warschau: Im Zeittunnel nach Bali
       
       > Die Verhandlungen stecken in einer Sackgasse. China und Indien lehnen
       > eigene Verpflichtungen ab. Das wäre ein Rückschlag um Jahre.
       
 (IMG) Bild: Verlängerung in Warschau: die Delegierten auf der Klimakonferenz sind völlig übermüdet
       
       WARSCHAU taz | Auf der Konferenz von Warschau droht ein schwerer Rückschlag
       für den internationalen Klimaschutz. China und Indien stellen ihre
       bisherige Politik in Frage, sich nach 2020 rechtlich zum Klimaschutz zu
       verpflichten. In den Verhandlungen verlangte der Vizechef der chinesischen
       Delegation Su Wei Änderungen im Text, die bei Verpflichtungen zum
       Klimaschutz auf eine Unterscheidung zwischen Industrie- und
       Entwicklungsländern hinauslaufen.
       
       Neben dem Streit um Geld und um ein Gremium für die Regelung von
       Klimaschäden blockiert vor allem diese Forderung bisher den Fortschritt
       unter den übermüdeten Delegierten. „Wenn es dabei bleibt, könnte das die
       Konferenz sprengen“, sagte ein Verhandler von der Seite der
       Industriestaaten.
       
       Su stellte damit ebenso wie die indische Delegation einen Kompromiss in
       Frage, der nach einer langen Nacht erreicht worden war. Der Verweis auf
       Paragraph 4 der Klimakonvention, den er in Absatz 2b des Textentwurfs
       forderte, bezieht sich auf die Frage von Gerechtigkeit und Lastenteilung
       beim Klimaschutz zwischen armen und reichen Ländern. „Die Unterscheidung
       von entwickelten Länder und Entwicklungsländern sollte gültig bleiben“,
       sagte Su am Samstag mittag, 12 Stunden nach dem offiziellen Ende der
       Konferenz, vor dem Plenum der Konferenz.
       
       Sein Gegenüber aus den USA, Todd Stern, zeigte sich bei aller gebotenen
       Diplomatie „erstaunt und enttäuscht“. Er komme sich vor, als sei er in
       einen „Zeittunnel geraten, der nach Bali führt“. Die Unterscheidung
       zwischen den Staaten sei eine „schlechte Idee“.
       
       ## Unklare Absichten
       
       Damit rütteln China und Indien an der Geschäftsgrundlage der Verhandlungen.
       Ob sie das ernst meinen oder nur andere Forderungen durchsetzen wollen, ist
       unklar. Erst 2011 war die sogenannte „Brandmauer“ zwischen Industrie- und
       Entwicklungsländern eingerissen worden. Mit ihr hatten die Entwicklungs-
       und Schwellenländer klargemacht, dass vor allem die Industriestaaten ihre
       Emissionen verringern und für Klimaschutz zahlen sollten.
       
       Unter anderem an dieser Frontstellung scheiterte der Gipfel 2009 in
       Kopenhagen. 2011 wurde dann in Durban beschlossen, dass sich bei einem
       neuen Abkommen, das in zwei Jahren in Paris unterzeichnet werden soll, ab
       2020 alle Länder in irgendeiner Weise rechtlich zum Klimaschutz
       verpflichten würden. Schon vorher auf der Konferenz hatten sich
       Unterhändler über zunehmende „Bali-Sprache“ der Schwellenländer beschwert.
       
       Auch sonst waren die Verhandler der 194 Staaten noch in einigen Punkten
       weit von einer Einigung entfernt. So fordern die Entwicklungsländer, dass
       bis 2016 pro Jahr 70 Milliarden Dollar für Klimafinanzierung von den
       Nordländern kommen sollen. Die haben zwar versprochen, ab 2020 würden es
       100 Milliarden sein, aber keinen Fahrplan dahin vorgelegt.
       
       Und auch die Behandlung des Themas „Verluste und Schäden“ war gegen Mittag
       noch umstritten. Die Entwicklungsländer fordern ein eigenes Gremium,
       während die Industrieländer das Thema unter die bereits bestehende Struktur
       der „Anpassung“ behandelt sehen wollen.
       
       23 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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