# taz.de -- Chinas grüner Weg: Kohleland gegen Kohle
       
       > China gilt als Schmuddelkind und ewiger Blockierer der Klimapolitik. Doch
       > das Land hat längst angefangen das zu ändern. Das verdient Lob.
       
 (IMG) Bild: Windfarm in China: Die Leistung der 2012 im Land aufgestellten Windräder überstieg bereits die neuer Kohlekraftwerke.
       
       BERLIN taz | Der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen, China, will
       seine Abhängigkeit von der Kohle schnell und radikal verringern. Zwar will
       sich das Land international nicht zum Klimaschutz verpflichten, steuert
       aber national allmählich um.
       
       Im 13. Fünfjahresplan, der ab 2016 gilt, „sollte idealerweise einen Deckel
       für den Verbrauch von Energie und von CO2 enthalten“, hieß es nach der
       UN-Klimakonferenz in Warschau Ende November aus der Planungsbehörde
       National Development and Reform Commission (NDRC), wo die wichtigsten
       wirtschaftspolitischen Entscheidungen fallen.
       
       Chinesische Delegierte erklärten in Warschau, das Land brauche eine
       absolute Obergrenze für seinen Kohleverbrauch. Derzeit starten
       Pilotprojekte für einen Emissionshandel nach Vorbild der EU in sieben
       Regionen des Landes, der den Ausstoß an CO2 verringern soll.
       
       Bisher wollte China Treibhausgase nicht absolut reduzieren, sondern nur in
       Abhängigkeit von der Wirtschaftsleistung – bei einem Wachstum von etwa 8
       Prozent steigen die Emissionen weiter. Doch die Proteste gegen tödlichen
       Smog in Peking oder Schanghai werden lauter.
       
       ## Planwirtschaft plant öko
       
       „Der 13. Fünfjahresplan könnte eine Obergrenze für CO2 haben“, kündigte
       Jian Kejung vom Institut für Energieforschung des NDRC gegenüber der
       Online-Zeitung chinadialogue an. „Der Kohleverbrauch muss beschnitten
       werden, wir brauchen eine radikalere Klimapolitik.“
       
       China fährt eine Doppelstrategie: Bei den UN-Konferenzen lehnt es eigene
       Verpflichtungen zum Klimaschutz ab. Andererseits redeten die Delegierten
       offen wie nie zuvor über Probleme der chinesischen Klimapolitik.
       
       Chao Qingchen vom Nationalen Klimazentrum erklärte, das Land sei deutlich
       verwundbarer durch den Klimawandel als andere Staaten. „Wir sehen bereits
       einen Temperaturanstieg von 1,4 Grad“, sagte sie, weltweit sind es etwa 0,8
       Grad Celsius.
       
       „Hitze- und Kältewellen nehmen zu, extreme Niederschläge werden häufiger,
       und der Meeresspiegel steigt schneller als im Durchschnitt.“ Auch Zhou Dadi
       vom Energieforschungsinstitut des NDRC forderte eine „Obergrenze für den
       totalen Verbrauch von Kohle.“
       
       Das Zentralkomitee der KP hatte Mitte November einen Strukturwandel
       angekündigt: Der CO2-Ausstoß soll sinken, ebenso die Abhängigkeit von der
       Schwerindustrie. Jiang erklärte, der Entwicklungspfad, „der auf Kohle und
       hohen Emissionen beruht, ist am Ende“. 2030 werde China eine
       Wirtschaftsleistung „wie die USA, die EU und Japan zusammen haben“ und
       müsse die neue Rolle annehmen.
       
       ## Industrieländer sehen alt aus
       
       Allerdings sind die staatlichen Kohle- und Energiekonzerne sehr mächtig,
       ihre Chefs haben in der Partei mehr zu sagen als Minister. Knapp 70 Prozent
       des Stroms kommt aus der Kohle, deren Preis allerdings weiter steigen soll
       – was die Bedingungen für Gas, Atom und Erneuerbare verbessert.
       
       Zudem will die KP die Belastung mit Rußpartikeln senken. Dafür wird der
       Verbrauch von Kohle in den drei großen Wirtschaftsregionen um Peking,
       Schanghai und Guangzhou eingeschränkt. Er bekommt einen festen Deckel, soll
       bis 2017 einen Höhepunkt erreichen und dann sinken; neue Kraftwerke werden
       nicht genehmigt.
       
       „Diese drei Provinzen zusammen haben 2011 mehr Kohle verbraucht als die
       gesamte EU“, erklärte Greenpeace China. Die neuen Ziele erforderten einen
       „schnellen und dramatischen Umkehr des Trends beim Kohleverbauch“, lobten
       die Umweltschützer.
       
       Die Geschwindigkeit das Umbaus sei bemerkenswert: 2,5 Prozent weniger
       CO2-Emissionen im Jahr, „viel schneller als die Reduktionen, die die
       Industrieländer bei der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 versprochen
       haben“.
       
       6 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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