# taz.de -- „Racial profiling“ auf Zypern: Wie ein Verbrecher behandelt
       
       > Weil er nach dem Grund für eine Personenkontrolle fragte, hat die Polizei
       > in Zypern einem Afrikaner ein Bein gebrochen. Jetzt wird der Vorfall
       > untersucht.
       
 (IMG) Bild: Der Fall zeigt die Brutalität der zypriotischen Polizei.
       
       BERLIN taz | Mitglieder der „Emergency Response Unit“ in der Hauptstadt
       Nicosia hatten am Mittag des 27. November drei afrikanische Männer
       angehalten. Unter ihnen war der seit sieben Jahren auf Zypern lebende und
       mit einer Zypriotin verheiratete Sylvain Somé aus der Elfenbeinküste. Er
       fragte nach dem Grund der Kontrolle. „Der Polizist sagte: 'Wenn Ihnen das
       nicht gefällt, können Sie in Ihr Land zurück gehen und da die Polizei
       belehren, wie sie sich zu verhalten hat“, sagte Somé später dem
       französischen Sender France 24.
       
       Als Somé darauf bestand, den Grund für die Kontrolle zu erfahren und von
       „racial profiling“ sprach, warf der Beamten den Ivorer brutal zu Boden und
       drückte ihn so nieder, dass sein Bein brach. Passanten nahmen die Situation
       mit ihren Handys auf, einer [1][stellte das Video ins Netz].
       
       „Ich wurde behandelt wie ein Verbrecher“, sagte Somé im Krankenhaus einer
       Reporterin. Er wurde wegen Wiederstands gegen Vollstreckungsbeamte
       angezeigt. „Racial Profiling ist auf Zypern illegal, aber die Polizei tut
       es ständig. Wir kriegen jede Woche Beschwerden deswegen“, sagt Klitos
       Papastylianou von der zypriotischen NGO Kisa. Laut Kisa hat die Polizei
       sich zunächst geweigert, eine Anzeige wegen der Verletzung Somés entgegen
       zu nehmen. Nach einer Beschwerde tat sie es allerdings doch.
       
       Eine Sprecherin der Polizei in Nicosia kündigte am Mittwoch gegenüber der
       taz eine Untersuchung des Vorfalls an. Dabei würden auch das Video sowie
       die Berichte von Augenzeugen ausgewertet.
       
       ## Mängel beim Asylverfahren
       
       Wegen der geringen Entfernung des EU-Staats Zypern zum Nahen Osten kommen
       viele Flüchtlinge auf der Insel an. Der Umgang mit Asylsuchenden auf Zypern
       wird seit langem von Menschenrechtsorganisation kritisiert. Kürzlich hatte
       die Berliner [2][Kontakt und Beratungsstelle für Flüchtlinge] (KUB) eine
       Dokumentation des Asylsystems in Zypern vorgelegt.
       
       Demnach gibt es nicht nur erhebliche Mängel bei der Durchführung von
       Asylverfahren, die Flüchtlinge seien auch zermürbenden und teils
       menschenunwürdigen Lebensbedingungen ausgesetzt. Insbesondere
       schutzbedürftige Personengruppen wie traumatisierte Menschen, schwangere
       Frauen oder unbegleitete Minderjährige seien betroffen. Sozialleistungen
       würden unregelmäßig ausgezahlt, Mahlzeiten und Babynahrung in
       Sammelunterkünften aufgrund finanzieller Nöte des Landes gestrichen.
       
       2 Dec 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=S8hZBgDij3w
 (DIR) [2] http://www.kub-berlin.org
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Zypern
 (DIR) Racial Profiling
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Asylverfahren
 (DIR) Zypern
 (DIR) Maghreb
 (DIR) Frontex
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Asylpolitik
 (DIR) Syrien-Intervention
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Straßburger Menschenrechtsurteil: Griechische Zyprioten kriegen Geld
       
       90 Millionen Euro soll die Türkei als Entschädigung für das Leid zahlen,
       das sie mit der Invasion des Inselnordens verursacht hat. Ankara will das
       Urteil nicht annehmen.
       
 (DIR) Orient-Expertin über Flüchtlingswege: „Das Meer wird zu einem Friedhof“
       
       Die Orient-Expertin Nora Lafi fordert mehr Austausch zwischen Europa und
       dem Maghreb. Denn die Zukunft liege im meditarranen Raum.
       
 (DIR) Neue Rechte für Frontex: Kehrt um, zurück nach Afrika
       
       Europas Grenzschützer sollen Flüchtlinge künftig auf dem Meer stoppen und
       zurückschieben können. Das sieht ein Reformvorschlag der EU-Kommission vor.
       
 (DIR) Ideen für eine bessere Flüchtlingspolitik (3): Flüchtlinge fairer verteilen
       
       Die Länder an den EU-Außengrenzen sind zuständig für alle Flüchtlinge, die
       bei ihnen einreisen. Ein Verteilungsschlüssel für die EU fehlt – ist aber
       notwendig.
       
 (DIR) Debatte über EU-Asylpolitik: Einig nur darin, nichts zu ändern
       
       Europa bleibt nach der Tragödie von Lampedusa uneins: Lauter Widerstand
       gegen den Umbau der Asylpolitik kommt aus Deutschland. Die Opferzahl steigt
       derweil weiter.
       
 (DIR) Szenarien für Syrien-Intervention: Blauhelme als Option
       
       UN-Experten untersuchen den mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Syrien, der
       Westen droht mit einer Intervention. Doch wie könnte eine solche aussehen?