# taz.de -- Pakistians Ex-Diktator vor Gericht: Anklage wegen Hochverrats
       
       > Der frühere pakistanische Präsident Pervez Musharraf muss sich vor
       > Gericht verantworten. Er spricht von einem Rachefeldzug der Regierung.
       
 (IMG) Bild: Musharraf versuchte sich an die Macht zu klammern
       
       BANGKOK taz | Vor einem Sondergericht in Pakistan hat am Mittwoch das
       Verfahren gegen den ehemaligen Diktator [1][Pervez Musharraf] wegen
       Hochverrat begonnen. Der frühere Machthaber muss sich vor Gericht
       verantworten, weil er [2][2007 die Verfassung ausgesetzt] und den Notstand
       verhängt hat. Sollte er verurteilt werden, könnten die Richter die
       Todesstrafe oder eine lebenslange Haft verhängen.
       
       Musharraf erschient am Mittwoch nicht zu seinem Gerichtstermin. Seine
       Anwälte erklärten, in der Nähe seines Anwesens in einem Vorort Islamabads
       sei Sprengstoff gefunden worden. Das Gericht hatte einen ersten
       Gerichtstermin am 24. Dezember schon einmal verschoben, als Musharrafs
       Anwälte die gleiche Begründung vortrugen. Jetzt zeigten sie sich jedoch
       unnachgiebig: Sie wiesen die Polizei an, Musharraf „unter allen Umständen“
       am Donnerstag zum Gericht zu bringen.
       
       Das Verfahren ist sehr ungewöhnlich. Noch nie zuvor wurde ein ehemaliger
       Armeechef wegen einer so schweren Anklage vor Gericht gestellt.
       Vorangetrieben hat sie die Regierung. Musharraf nennt das Verfahren einen
       Rachefeldzug. In der Tat sieht es danach aus. Denn [3][Nawaz Sharif], der
       1999 aus dem Amt geputschte und in einem Schauprozess zu einer langen Haft
       verurteilen Premierminister, ist seit seinem Wahlsieg vom vergangenen Mai
       wieder im Amt.
       
       Inhaltlich ist der Prozess hingegen sicher gerechtfertigt. Musharraf hatte
       2007 mit allen Tricks versucht, sich an der Macht zu halten. Demonstranten
       hatten damals, angeführt von Anwälten, den Rücktritt des Diktators
       gefordert. Als die Lage für Musharraf immer brenzliger wurde, verhängte er
       den Notstand und ließ führende Juristen unter Hausarrest stellen.
       
       ## Seine Rückkehr – eine kolossale Fehleinschätzung
       
       Der Prozess [4][ist eine Kampfansage an die mächtige Armee]. Innerhalb der
       Armeeführung gibt es heute nur wenig Sympathien für den früheren Armeechef.
       Viele Generäle tragen es Musharraf nach, dass das Militär durch seine
       dreisten Versuche, sich an die Macht zu klammern, an Ansehen verlor. Sie
       werden es aber wohl nicht zulassen, dass einer ihrer Exchefs lebenslang
       inhaftiert oder gar hingerichtet wird.
       
       Musharrafs Rückkehr aus dem Exil war das Resultat einer kolossalen
       Fehleinschätzung. Er kehrte im März 2013 gegen gut gemeinten Rat mit dem
       Ziel nach Pakistan zurück, an den Wahlen teilzunehmen. Offenbar glaubte er,
       sehr beliebt zu sein und so erneut an die Macht zu kommen. Doch [5][schon
       kurz darauf] begann die selbstbewusste Justiz gegen den Exgeneral zu
       ermitteln.
       
       1 Jan 2014
       
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 (DIR) Sascha Zastiral
       
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