# taz.de -- Artisten verprügeln Aktivisten: Manege frei für auf die Fresse
       
       > Tierrechtsaktivisten wollten vor einem Zirkus demonstrieren. Dann kamen
       > die Artisten – und es gab tüchtig Haue. Nur der Clown hielt sich raus.
       
 (IMG) Bild: Verletzte Aktivisten nach Zirkusbesuch.
       
       BERLIN taz | Nein, der Clown hat nicht mitgeprügelt, sagt der
       Zirkusdirektor. Manege frei für die Gebrüder Schmidt. Es ist ein milder
       Wintersonntag und um 14 Uhr wird gleich die Vorstellung beginnen. Dann
       sollen sich die Kunstreiter wieder gewohnt grazil auf den Rücken ihrer
       Lieblinge halten. Sie turnen auf ihren Pferden und sibirischen
       Steppenkamelen. Der Zirkus ist in der Stadt. Mit Ginea auf dem Drahtseil,
       Miss Vivian am Vertikalseil und mit Clown Pauli. „Freuen Sie sich“, so
       wirbt der [1][Zirkus Aeros] auf seiner Homepage für seine Vorstellungen,
       „auf neue Höchstleistungen unseres artistischen Nachwuchses, die das ganze
       Jahr für Leipzig hart trainiert haben.“
       
       Doch bevor es an diesem Sonntag Spaß in der Manege geben soll, gibt es noch
       etwas ganz besonderes, nämlich: Dresche. Denn vor dem Zirkuszelt am
       Cottaweg in Leipzig haben sich ein paar Aktivisten postiert, mit einem
       Plakat, auf dem ein schlichter Spruch steht. „Keine Tiere im Zirkus“. Sie
       demonstrieren gegen Tierdressuren und gegen die Haltungsbedingungen von
       Zirkustieren. Es sind [2][Aktivisten der Tierbefreiungsbewegung, einer
       Tierrechtsbewegung, die gerne auch mal etwas konkreter wird] – etwa indem
       Aktivisten in Mastbetriebe und Ställe eindringen und die Tiere freilassen.
       Wiederholt verdächtigten Ermittler in der Vergangenheit radikale
       Tierbefreier, etwa wenn in Niedersachsen mal wieder ein geplanter
       Mastbetrieb Schaden nahm oder in Brand geriet.
       
       An diesem Sonntag ist es anders. Die Demonstration ist ordentlich
       angemeldet. Und die Polizei hat einen „Auflagenort“ zugewiesen. Doch die
       Zirkusartisten waren mit diesem Auflagenort nicht ganz einverstanden. Und
       nun ermittelt die Polizei gegen sie wegen gefährlicher Körperverletzung.
       Das Bild, das vier Zirkusartisten hinterließen, sieht beachtlich aus: Die
       Demonstranten bluten aus der Nase, einer soll auf dem Boden gelegen haben,
       als die Zirkusmitarbeiter weiter auf ihn eintraten. So schildern es die
       Aktivisten. Die Polizei bestätigt die Version. [3][Ein Video der
       Tierrechtsgruppe zeigt, wie die Zirkusmitarbeiter auf die Aktivisten
       losgehen, hinter ihnen herlaufen, auf sie einschlagen.] 
       
       Dabei sind nach Polizeiangaben zwei 18-jährige Zirkusangehörige, ein
       24-jähriger und ein 43-jähriger prügelten nach Polizeiangaben ebenfalls
       mit. Als sie bemerkten, dass die Prügelszene auch auf dem Handy eines
       Demonstranten festgehalten wurde, dachten sie wohl nicht mehr an ihre
       Steppenkamele – sondern sollen sich auf die Jagd nach dem Gerät gemacht
       haben.
       
       ## Spürbar unangenehm
       
       Dem Zirkusdirektor Bernhard Schmidt war die Sache am Montag spürbar
       unangenehm. Der taz sagte er, der Zirkus Aeros entschuldige sich bei den
       Beteiligten in aller Form für diesen Zwischenfall.
       
       Der Streit um die Haltungsbedingungen von Zirkustieren ist nicht neu.
       Besonders kritisieren Tierschützer die Haltung exotischer Tiere. Der Zirkus
       Aeros trat nach eigenen Angaben zuletzt in Leipzig mit Pferden und Kamelen
       auf. Gelegentlich, so Direktor Schmidt, habe der Zirkus für einzelne
       Vorstellungen noch ein Zebra „dazuengagiert“.
       
       Steffen Bröckling, der früher Rechercheteamleiter bei der
       Tierrechtsorganisation [4][PETA] war, sagte: „Wenn man sich als Aktivist
       mit Zirkussen auseinandersetzt, muss man immer davon ausgehen, dass es zu
       körperlichen Übergriffen kommt.“ Er selbst sei bei einem Protest gegen
       einen Zirkus in Essen einmal zusammengeschlagen worden. „Sie gingen mit
       Baseballschlägern auf uns los und wollten Bären auf uns hetzen.“
       
       Der Vorsitzende des [5][Berufsverbands der Tierlehrer], Claus Kröplin,
       sagte: „Ich heiße das nicht für gut, aber dass es nun eskaliert, wundert
       mich nicht. Das musste irgendwann so kommen.“ Er kenne zahlreiche Fälle,
       bei denen es umgekehrt verlaufen sei, sagte Kröplin, dessen Familie in
       Mecklenburg-Vorpommern eine Dressurschule für Elefanten betreibt. „Für die
       Zirkustiere heute ist der Transporter eine Heimat zweiten Grades“, so
       Kröplin. Tierrechtsaktivisten müssten aufhören, Leute vor dem Zirkus zu
       belästigen oder zu Boykotten aufzurufen. Das sehen die Aktivisten anders:
       Sie wollen nun erst recht weiter gegen den Zirkus Aeros demonstrieren –
       aber unter Polizeischutz.
       
       7 Jan 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://zirkus-aeros.com/
 (DIR) [2] /!121185/
 (DIR) [3] http://www.facebook.com/tierbefreier
 (DIR) [4] http://www.peta.de/
 (DIR) [5] http://www.berufsverband-der-tierlehrer.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
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