# taz.de -- Demo gegen die Agrarindustrie: 20.000 Menschen haben es satt
       
       > In Berlin gehen Tausende gegen Massentierhaltung auf die Straße. Die
       > Demonstranten und er hätten gemeinsame Ziele, sagt Minister Friedrich
       > (CSU).
       
 (IMG) Bild: Trauriger Blick hinter Gittern: Für diese Tiere wird gekämpft
       
       BERLIN taz | „Erzählt der Rukwied wieder Mist, ändert sich’s Wetter oder es
       bleibt, wie’s ist“: Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen
       Bauernverbandes, war der Buhmann in dieser Bauernregel auf einem
       Transparent bei der Demonstration „Wir haben Agrarindustrie satt“ am
       Samstag in Berlin. Der konservative Verbandschef hatte den Teilnehmern eine
       Steilvorlage gegeben: „Ideologen“ wollten „Gülle über redlichen
       Bauernfamilien“ ausschütten, kritisierte er die alternative Agrarbewegung.
       Und: „Massentierhaltung gibt es in Deutschland nicht.“
       
       Das sahen Zehntausende Demonstranten anders: 30.000 Menschen sind nach
       Angaben der Veranstalter gegen die Agrarindustrie auf die Straße gegangen.
       Nach Schätzungen der taz waren es um die 20.000 Demonstranten. Georg
       Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
       Landwirtschaft, sagte, Rukwied habe versucht, die Demonstration als
       bauernfeindlich hinzustellen. „So ein Quatsch“, urteilte Janßen.
       Tatsächlich führten viele Landwirte den Protestzug vom Potsdamer Platz bis
       zum Bundeskanzleramt mit Traktoren an. 14 Stunden lang seien sie aus dem
       niedersächsischen Verden gefahren, berichtete einer von ihnen.
       
       Bioland-Bauer Dieter Reifenhäuser hatte zwar auf eine so beschwerliche
       Anreise verzichtet, mit dem Auto brauchte er aber immerhin sechs Stunden
       aus dem Westerwald. Sein Hof ist mit rund 150 Tieren ein Winzling in der
       Agrarbranche. Reifenhäuser wollte sich unter anderem für kleine Betriebe
       einsetzen. Dafür ist er bisher zu jeder „Wir haben es satt“-Demo gekommen,
       die seit 2011 jährlich anlässlich der Agrarmesse „Grüne Woche“ stattfindet.
       „Wir brauchen mehr umweltschonende Landwirtschaft“, sagte der Landwirt, der
       zur Demo eine große Kuhglocke um den Hals trug.
       
       ## Auffällig: Viele Jugendliche schließen sich der Demo an
       
       Elternpaare um die 30 hielten ihre in viele Schichten Kleidung
       eingewickelten Kinder an der Hand, die selbst gemalte Plakate in die Höhe
       reckten. „Gebt den Tieren mehr Platz“ hatten sie in krakeliger
       Kinderschrift darauf gekritzelt. Teilnehmer im Maiskolben-Ganzkörper-Outfit
       liefen friedlich neben Menschen im Schweinskostüm oder im Kunstkuhfell.
       Auffällig ist, wie viele Jugendliche sich bei Sonnenschein, aber
       ungemütlichen 4 Grad aufgemacht hatten, um ihren Protest etwa gegen das
       geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA zu zeigen.
       
       Dieses stand im Zentrum der Proteste. „Es kommt darauf an, das
       Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU zu stoppen“, forderte
       Hubert Weiger, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz
       Deutschland (BUND). Das Abkommen gehe zulasten von Verbrauchern und
       Landwirten. Lebensmittelstandards in den USA und der EU stünden dabei auf
       dem Spiel, sagte Rednerin Karen Hansen-Kuhn von der US-Organisation
       Institute for Agriculture and Trade Policy auf der Abschlusskundgebung.
       
       Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU) begrüßte, dass
       sich Demonstranten an der politischen Debatte beteiligten. „Alle Argumente,
       die dort vorgetragen werden, spielen auch in unserer Diskussion eine Rolle
       und haben ihre Berechtigung“, sagte er laut Nachrichtenagentur dpa. Gute
       Landwirtschaft mit nachhaltiger Produktion und hoher Qualität wollten alle
       erreichen. Über den Weg dorthin gebe es verschiedene Ansichten.
       
       Auf dem Messegelände zeigten Aktivisten derweil mit einer Kletteraktion am
       Funkturm ihre Kritik. Die Kletterer der Gruppe „Grüne Woche demaskieren“
       entrollten auf dem Turm ein Transparent mit der Aufschrift „Bloß nicht
       genau hinsehen“.
       
       20 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eva Oer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Massentierhaltung
 (DIR) Freihandel
 (DIR) Bioland
 (DIR) Agrarpolitik
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Tierbefreier
 (DIR) Lobbyarbeit
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Tierschutz-Label
 (DIR) Grüne Woche
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar Veganer und Agrardemo: Am Ende verlieren Tiere und Bauern
       
       Der Austritt der einzigen veganen Organisation im Trägerkreis der größten
       Agrardemo schadet Tierrechtlern und -haltern.
       
 (DIR) Diskutieren gegen Mastfabriken: Käse und Kongress in der Kirche
       
       Gegen Massentierhaltung und die Agrarindustrie: Vom 2. bis 5. Oktober
       findet in Berlin der erste „Wir haben es satt“-Kongress statt.
       
 (DIR) Protest in Potsdam: In Massen gegen Massentierhaltung
       
       Sie haben es satt: Am Sonntag wird gegen Agrarfabriken und für eine
       bäuerlich-ökologische Landwirtschaft in Berlin und Brandenburg
       demonstriert.
       
 (DIR) Gewalt gegen Veganer: Massentierhalter rastet aus
       
       Ein Aktivist gegen Mastanlagen will eine Hühnerfarm fotografieren. Der
       Besitzer fährt ihn daraufhin mit dem Auto an. Die Polizei ermittelt.
       
 (DIR) Lobbyist der Woche: Hohe Löhne, Spargel futsch
       
       Er warnt vor Mindestlöhnen: Bernhard Krüsken, Generalsekretär des
       Bauernverbands, sagt uns üble Preissteigerungen voraus. Was ist dran?
       
 (DIR) Aktivist Karl-Caspar Linde über die Mittel des Protests: „Die Gewalt passiert in den Schlachthöfen“
       
       Nachdem die Braunschweiger Tierbefreiungsbewegung einen mutmaßlichen
       LKA-Spitzel in ihren Reihen enttarnt hat, sitzt der Schock tief.
       
 (DIR) Öko-Bauern in NRW: Morgen noch Land sehen
       
       In Nordrhein-Westfalen merken die Landwirte nichts vom Bio-Boom. Sie haben
       eine Landesvereinigung Ökologischer Landbau gegründet, um das Problem zu
       beheben.
       
 (DIR) Verdächtiger Spitzenfunktionär: Agrareminenz macht windige Geschäfte
       
       Landgericht Verden verhängt im Zivilverfahren gegen Bauernverbands-Größe
       Lothar Lampe 4,5 Millionen Euro dinglichen Arrest - während strafrechtliche
       Ermittlungen auf der Stelle treten
       
 (DIR) „Mehr Tierschutz“-Siegel für Fleisch: Die Label-Blockade
       
       Das „Mehr Tierschutz“-Siegel soll artgerechter erzeugtes Fleisch aus der
       Nische holen – bisher vergeblich. Sind die Verbraucher einfach
       verantwortungslos?
       
 (DIR) Fressmesse im Check: Durch die Currywurstbudenschleuse
       
       Pflaumenschnaps-Shot und dänisches Blasorchester: Wie erlebt man die Grüne
       Woche in Berlin beim ersten Besuch?