# taz.de -- Soldatengottesdienst in Köln: „Wie passt Beten wohl zum Töten?“
       
       > Die Trillerpfeifen der Gegendemonstranten dringen nicht in den Kölner Dom
       > vor. Dort feiert Kardinal Meisner einen bizarren Gottesdienst für die
       > Streitkräfte.
       
 (IMG) Bild: Das letzte Mal für die Soldaten beten: Kardinal Meisner im Kölner Dom.
       
       KÖLN taz | Als Joachim Kardinal Meisner am Donnerstagmorgen aus dem Kölner
       Dom kommt, würdigt er das kleine Häuflein Friedensdemonstranten an der
       Südseite keines Blickes. Aber er hört sie. Seinem Gesicht ist anzusehen,
       dass er sich ärgert. „Mörder, Mörder“-Rufe schallen über den Platz. „Ja,
       ja, das kennen wir doch“, zischt Meisner einem Soldaten zu.
       
       Schnellen Schrittes schreitet der katholische Gottesmann zu seiner
       Luxuslimousine. Aus dem fahrenden Auto winkt er den auf der Domplatte
       zurückbleibenden Bundeswehrangehörigen noch mal zu. Zuvor hatte Meisner mit
       rund 1.200 Bundeswehrsoldaten sowie Angehörigen ausländischer Streitkräfte
       den diesjährigen Internationalen Soldatengottesdienst gefeiert.
       
       Seit 1977 findet das bizarre Spektakel in Köln statt. Meisner ist seit 1990
       dabei. Im Gegensatz zu manch früherer Predigt, in der der „Gotteskrieger
       vom Rhein“ (Spiegel) den reaktionären Scharfmacher und Wehrertüchtiger gab,
       fällt diesmal sein Vortrag ungewohnt friedfertig aus. Ein Wort von Jorge
       Mario Bergoglio aufgreifend, singt Meisner das hohe Lied der
       „Geschwisterlichkeit“. Die sei mehr als bloß frommer Wunsch und mehr als
       eine leere Worthülse, sondern, so zitiert er den neuen Papst, „Grundlage
       und Weg für den Frieden“. Ungewohnte Worte von dem „Unstern von Köln“
       (Süddeutsche Zeitung). 
       
       Vor der Tür harren rund fünfzig Gegendemonstranten in der Kälte aus. In den
       Dom dringen ihre Trillerpfeifen und Rufe nicht vor. „In betenden Händen ist
       die Waffe vor Missbrauch sicher“, steht auf einem Transparent – ein Satz
       Meisners aus dem Soldatengottesdienst von 1996.
       
       ## Vergeblicher Blockadeversuch
       
       Vor Beginn der Veranstaltung hatte am Morgen ein Dutzend junger Leute
       vergeblich versucht, die Anfahrt Meisners zu blockieren. Einer von ihnen
       ist der 23-jährige Peter. „Es schafft Akzeptanz, wenn die Kirche als
       moralische Institution Krieg zur Friedensmission erklärt“, kritisiert er.
       Ein älterer Mann mit grauem Bart hält ein schwarzes Plakat in Kreuzform
       hoch. „Wie passt Beten wohl zum Töten?“, steht darauf in weißer Schrift.
       
       „Die Auflagen werden immer restriktiver“, sagt Hanna Jaskoski, die zu der
       Kölner Gruppe der Friedensinitiative Frauen in Schwarz gehört. So ist laut
       Polizeiauflage „davon abzusehen“, die Soldaten auf dem Weg in den Dom „auf
       das Versammlungsthema anzusprechen oder ihnen Flugblätter auszuhändigen“.
       Das würde die geistige Vorbereitung auf den Gottesdienst beeinträchtigen.
       
       Eineinhalb Stunden dauert der Gottesdienst. Im Gegensatz zu ihren
       Vorgängern ist die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nicht
       zum Soldatengottesdienst gekommen. Die Bundesregierung ist durch mehrere
       Staatssekretäre des Bundesverteidigungsministeriums vertreten. „Wenn wir
       nicht die Bundeswehr gehabt hätten, hätten am Rhein die roten Fahnen
       gehangen“, gab der Oberkatholik 2007 gegenüber dem damaligen
       Verteidigungsminister Franz Josef Jung zum Besten. „Das wäre nicht
       aufzuhalten gewesen.“ Stattdessen bekamen die Kölner ihren Meisner.
       
       Für den inzwischen 80-Jährigen war der diesjährige sein letzter
       Soldatengottesdienst. Wie aus der Umgebung des Erzbischofs verlautet, wird
       der Vatikan wohl am 28. Februar die Annahme seines Rücktrittsgesuch
       bekanntgeben.
       
       23 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
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