# taz.de -- Berlins Pannenflughafen: Auf Billigflüge folgt Billigairport
       
       > Das Land soll seine Anteile verkaufen, fordert Pirat Martin Delius, Chef
       > des Untersuchungsausschusses. Preis: ein Euro. So würden weitere Verluste
       > vermieden.
       
 (IMG) Bild: Landet hier jemals was? Die BER-Baustelle in Schönefeld.
       
       Schnäppchen-Jäger aufgepasst: Der Piraten-Abgeordnete Martin Delius
       fordert, dass das Land Berlin sich vom Flughafen BER trennt und seine
       Anteile für einen Euro verkauft. Das ermögliche „einen geordneten Ausstieg
       aus dem Projekt BER“, bevor dieses noch mehr Geld verschlinge. Als Käufer
       stellt sich Delius den Bund vor; auch private Interessenten kämen ihm
       recht.
       
       Durch den Verkauf nehme man den Flughafen den Berliner „Provinzpolitikern“
       aus den Händen und ermögliche einen „Neustart für den BER“, so Delius am
       Freitag. „Es kann nicht sein, dass man so ein Projekt Wowereit in die Hände
       gibt, der nur noch das Interesse hat, das rote Band durchzuschneiden“, sich
       aber um die Fertigstellung nicht hinreichend kümmere. Der Bund dagegen sei
       kompetenter beim Bau – aber auch reicher als Berlin, so dass er es sich
       sogar leisten könne, das ganze Projekt abzuschreiben. Der BER sei eben für
       den Bund kein „Prestigeprojekt“ wie für Berlin.
       
       Der Verkauf soll laut Delius ermöglichen, das Projekt ganz neu zu bewerten.
       Derzeit sei die Situation festgefahren: „Wir befinden uns als
       Parlamentarier in einer Art Geiselhaft“, sagte Delius, der auch
       Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses des Abgeordnetenhauses ist.
       Denn es heiße immer: Wir haben schon so viel Geld in das Projekt gesteckt,
       dann müssen wir es jetzt auch fertig bauen – koste es, was es wolle. Berlin
       hält bisher 37 Prozent am BER, Brandenburg weitere 37 Prozent und der Bund
       26 Prozent.
       
       Delius sieht für die Zukunft des BER schwarz: „Man kriegt an diesem
       Standort kein Großflughafen hin.“ Schon jetzt sei klar, dass der Flughafen
       niemals die ursprünglich geplante Kapazität erreichen könne, weil die
       Lärmbelastung dann oberhalb des Erlaubten liegt.
       
       ## Seltsame Standortwahl
       
       Delius stellte zudem den Zwischenbericht der Piratenfraktion zum
       BER-Untersuchungsausschuss vor. Es geht darin um die Frühphase von der
       Standortentscheidung bis zum Baubeginn. Eine wesentliche Frage blieb aber
       offen: „Wir konnten nicht nachempfinden, warum man sich für Schönefeld
       entschieden hat.“ Obwohl andere Standorte zunächst favorisiert wurden, sei
       hinter verschlossener Türe dann die Entscheidung für diesen stadtnahen
       Standort gefallen.
       
       Ein weiteres Versäumnis der Frühphase des Baus sah Delius darin, dass der
       BER nicht als Flughafen-Neubau klassifiziert wurde, sondern als
       Erweiterungsbau von Schönefeld. Durch diesen Trick wurde die ansonsten
       vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung umgangen.
       
       Delius kritisierte, dass die Planfeststellungsbehörde in Brandenburg nicht
       unabhängig gearbeitet habe. Die Behörde habe der Flughafengesellschaft
       geholfen, die Bauanträge nachzuarbeiten, und Gefälligkeitsgutachten in
       Auftrag gegeben.
       
       Delius forderte am Freitag, den Untersuchungsauftrag auf das Jahr 2013 zu
       erweitern, um auch den Abgang des Geschäftsführers Horst Amann und die
       Einsetzung des Nachfolgers Hartmut Mehdorn zu beleuchten. Letzterer hatte
       angekündigt, den Flughafen noch in diesem Jahr weitgehend fertigstellen zu
       wollen.
       
       25 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
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