# taz.de -- Womöglich mehr Opfer rechter Gewalt: Doch nicht so „unpolitisch“
       
       > Das BKA überprüft laut Medienbericht 628 ungeklärte Gewaltfälle auf einen
       > rassistischen Hintergrund. Besonders viele Fälle stammen aus
       > Baden-Württemberg.
       
 (IMG) Bild: Neonazis im Osten: Rechtsextremismus wird häuft noch immer mit Ostdeutschland verbunden.
       
       BERLIN/MÜNCHEN epd | Die Zahl der Opfer rechtsextremer Gewalt liegt in
       Deutschland möglicherweise weit höher als bisher bekannt. Das
       Bundeskriminalamt (BKA) überprüfe derzeit 628 unaufgeklärte Alt-Gewaltfälle
       auf einen möglichen rassistischen, ausländerfeindlichen oder rechtsextremen
       Hintergrund, [1][berichtete die Welt am Sonntag].
       
       Besonders viele der Fälle stammen demnach aus Baden-Württemberg, das allein
       ungeklärte 209 Gewalttaten eingereicht habe. Zu den Fällen, die bisher als
       „unpolitisch“ galten und nun neu überprüft werden, zählt nach dem Bericht
       zufolge der Tod von drei Spätaussiedlern in Heidenheim, die 2003 von einem
       überzeugten Rechtsextremen und Skinhead erstochen worden waren. Die Tat
       wurde als Kneipenstreit eingeordnet.
       
       Es sei ein Problem, dass nach wie vor einseitig ermittelt und der
       Rechtsextremismus fast nur mit Ostdeutschland verbunden werde, sagte die
       Vorsitzende der Berliner [2][Amadeu Antonio-Stiftung], Anetta Kahane, dem
       Blatt. Dabei hätten sich im Westen unbemerkt rechte Netzwerke und
       Kameradschaftsstrukturen verfestigen können. Vor allem im konservativen
       Süden gebe es eine „lange Tradition der Verharmlosung.“ Von einer
       Polizeistruktur, die eine rassistische Tat richtig bewertet und einordnet,
       sei man „noch Lichtjahre entfernt“, kritisierte Kahane.
       
       Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte
       Knobloch, forderte ein entschlossenes Vorgehen der Politik gegen
       Rechtsextremismus. Noch immer werde dem Rechtsextremismus nicht mit der
       erforderlichen Ernsthaftigkeit begegnet, sagte Knobloch am Sonntag in
       München. „Dass in Deutschland hassmotivierte Delikte zum Alltag gehören,
       ist inakzeptabel.“ Im vergangenen Jahr soll es deutschlandweit nach
       vorläufigen Angaben 11.761 rechtsextreme Straftaten gegeben haben, davon
       574 Gewalttaten. Die Zahl dürfte weiter steigen, wenn die nachgemeldeten
       Fälle vorliegen.
       
       Experten hätten Zweifel, ob Gesetzgeber und Behörden in geeigneter Weise
       gegen rechtes Gewalt- und Gefährdungspotenzial vorgingen, betonte Knobloch.
       Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
       sagte weiter: „Die Gelassenheit und der Hang zum Bagatellisieren im Umgang
       mit der Drohkulisse am rechten Rand sind mir absolut unverständlich –
       gerade nach der Aufdeckung des NSU, aber noch mehr vor dem Hintergrund der
       deutschen Geschichte.“
       
       9 Feb 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.welt.de/print/wams/article124667010/Verharmlost-vergessen-verdraengt.html
 (DIR) [2] http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/
       
       ## TAGS
       
 (DIR) BKA
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Schwerpunkt Neonazis
 (DIR) Amadeu-Antonio-Stiftung
 (DIR) Schwulen- und Lesbenpolitik
 (DIR) Dresden
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Linksextremismus
 (DIR) Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
 (DIR) Rechte
 (DIR) Rechtsextremismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Prüfung von rechten Gewalttaten: Das BKA muss sich hinterfragen
       
       Das Innenministerium weist das BKA an, Kriterien bei der Aufarbeitung
       rechter Gewalt neu zu prüfen. Die Grünen hatten diese als „diffamierend“
       kritisiert.
       
 (DIR) Neonazi-Aufmarsch in Dresden: Rechte demonstrierten am Vorabend
       
       Schon einen Tag vor dem Dresden-Gedenken gehen viele Menschen gegen Rechts
       auf die Straße. Einen Aufmarsch von Neonazis können sie trotzdem nicht
       verhindern.
       
 (DIR) Attacke auf Grünen-Politiker: Frei.Wild-Fan wird wild
       
       In Hannover greift ein Mann den Grünen-MdB Sven-Christian Kindler an. Der
       hatte vor der völkischen Ideologie der Band Frei.Wild gewarnt.
       
 (DIR) Bei der Linken abgekupfert: Rechtsextreme planen „Braune Hilfe“
       
       NPD-Politiker wollen in Schleswig-Holstein einen Verein gründen, der bei
       der Auseinandersetzung mit Justiz, Medien und Antifaschisten hilft.
       
 (DIR) Programm gegen Linksextremismus: „Diesen Unsinn schnell beenden“
       
       Nach der Kritik am Anti-Linksextremismus-Programm der Regierung fordert die
       Opposition ein Ende des Konzepts. Auch die SPD will jetzt eine
       Neuausrichtung.
       
 (DIR) Naziaufmarsch in Magdeburg: Praxistraining mit Schlagstock
       
       1.000 Neonazis, 10.000 Gegendemonstranten, 2.500 Polizisten: Magdeburg
       erwartet einen der größten Nazi-Aufmärsche Deutschlands.
       
 (DIR) Mutmaßliche Neonazis vor Gericht: Nicht mehr als eine Geldstrafe
       
       Acht Rechtsradikale, die ein Paar aus Hoyerswerda vertrieben, sind nur
       wegen Bedrohung und Beleidigung angeklagt. Die Polizei griff kaum ein.
       
 (DIR) Rechte Szene in Deutschland: Nazis werden weniger
       
       Die rechtsextreme Szene hat 2013 viele Anhänger verloren. Doch gerade die
       „subkulturell geprägten Rechtsextremisten“ bleiben gefährlich.