# taz.de -- „G I R L“ von Pharrell Williams: Konzeptalbum an das Feminine
       
       > Pharrell Williams steht wieder allein im Rampenlicht – endlich. Auf dem
       > neuen Album „G I R L“ wird jedes Date zur Party.
       
 (IMG) Bild: Umringt von Frauen – äh, Girls: Musikgenie Pharrell Williams
       
       Sade, Jay-Z, Miley Cyrus, Madonna, Ol’ Dirty Bastard: eine etwas
       willkürlich anmutende Gästeliste. Fände die Party allerdings im Universum
       von Pharrell Williams statt, ergäbe sie durchaus Sinn. Der US-Produzent und
       Sänger aus Virginia Beach war schon mit jedem von ihnen im Studio. Nicht
       nur schenkte er ihnen unvergessliche Lieder, bei ihm wuchsen sie auch als
       Vokalisten alle über sich hinaus.
       
       Gemeinsam mit Highschool-Freund Chad Hugo hat Williams als Produzentenduo
       The Neptunes den R&B- und HipHop-Sound der Nuller Jahre revolutioniert. Er
       gab den Frontmann der [1][HipHop-Rock-Band N.E.R.D], verhalf Justin
       Timberlake nach dessen Boygroup-Ausstieg [2][zu neuer Coolness] und
       entdeckte die Harlemer Futuristin [3][Kelis]. Bei so viel Kollaboration
       hinkt die Solokarriere natürlich hinterher. So mussten nach [4][Williams’
       einzigem Soloalbum „In My Mind“] acht Jahre vergehen, bis er sich endlich
       wieder allein ins Rampenlicht traute.
       
       Das Timing ist perfekt: Spätestens seit den Daft-Punk-Hits [5][„Get Lucky“]
       und [6][„Lose Yourself to Dance“], die vor allem durch Williams’ samtweiche
       Stimme glänzten, dürfte sein Name jedem ein Begriff sein. Hinzu kam die
       Single „Happy“, zu der er das weltweit erste [7][24-Stunden-Video] drehen
       ließ – dessen lebensfreudige Botschaft war so infektiös, dass das Video
       derzeit überall auf der Welt flashmobartig kopiert und auf YouTube gepostet
       wird.
       
       Auf dem //itunes.apple.com/de/album/g-i-r-l/id823593445:neuen Album „G I R
       L“ geht die Party weiter. Und was gibt es zu feiern? Girls, natürlich. Aus
       der Feder eines 40-Jährigen mag dieser Begriff wie eine redundante
       Verniedlichung von women oder gar infantil anmuten. Letzteres zumindest hat
       im Jargon von Pharrell Williams seine Berechtigung. Das Teeniehafte haftet
       Williams nicht nur wegen des ewig jugendlichen Erscheinungsbilds an – seit
       jeher wohnt es auch seinen Songs inne, ob es nun um die Unbeholfenheiten
       des Verliebtseins geht, um die Naivität des Optimisten oder die Einsamkeit
       des Außenseiters.
       
       ## Keine Absage an Genderkonstruktionen
       
       Nein, Williams erteilt keine Absage an Genderkonstruktionen. Er glaubt an
       das Feminine, beschwört es geradezu und widmet ihm ein gesamtes
       Konzeptalbum.
       
       Doch dass ein Exzentriker wie er mit „G I R L“ keineswegs auf vorgefertigte
       Ideale zurückgreift, macht schon der großartige Opener „Marilyn Monroe“
       klar. Nach einer halbminütigen epischen Einleitung von Filmkomponist Hans
       Zimmer, inklusive 30 Streichern, setzt ein leichtfüßiges Tanzstück ein, das
       an Michael Jacksons „Off the Wall“-Phase Ende der Siebziger erinnert.
       Schleichend folgt der Wandel ins heute, mit einem minimalistischen
       Percussionbeat. Nicht die Bombshell Monroe, nicht Kleopatra und auch nicht
       Johanna von Orleans – für Williams muss es einfach ein different girl sein,
       eines für das man neue Adjektive erfindet.
       
       Feierlich geht es weiter, und die Jacko-Assoziationen spitzen sich weiter
       zu. „Brand New“ setzt auf viel Claps, superfunky Gitarrenriffs und ein
       Dutzend Vocal-Samples. Der Song erzählt vom Gefühl, durch eine
       Liebesbeziehung zu einer neuen Person zu werden. Passend zu diesem
       Metamorphosengedanken verschmelzen die Kopfstimmen von Williams und
       Feature-Gast Justin Timberlake derart miteinander, dass man kaum noch
       unterscheiden kann, wer da gerade trällert. Veredelt wird das ganze von
       glamourösen Bläsern im Refrain. Der Sound ist hochglanzpoliert und doch nie
       seelenlos – großes Kino.
       
       Filmisch geht es auch in „Hunter“ zu, wenn Pharrell Williams erotische
       Bedürfnisse aus der weiblichen Perspektive schildert. Oder wenn die
       panoramaartigen Synthesizer in dem Disco-Popsong „Gust Of Wind“ an einem
       vorbeiziehen. Diese neue Zusammenarbeit mit den Robotern von Daft Punk
       reiht sich nahtlos zu den Glücksfällen von „Random Access Memories“ –
       meisterhaftes Arrangement und catchy Melodien: „When I open the window I
       wanna hug you / cause you remind me of the air / yeah!“ Auf dem
       reggealastigen „I Know Who You Are“ indessen überlässt er Souldiva Alicia
       Keys die Führung mit einem überstrahlenden Einsatz.
       
       ## Jeder Song hat Potenzial zum großen Hit
       
       Die große Kunst von Williams’ Songs liegt in der Bewältigung der
       Ideenmasse. Unzählige Soundschichten stapeln sich, und doch wirkt es nie
       überladen. Jeder einzelne Song hat das Potenzial zum nächsten großen Hit.
       Textlich besticht Williams gerade dadurch, dass er sich auf alltägliche
       Freuden beschränkt. Das Leben ist eine aufregende Angelegenheit, wenn jedes
       Zusammentreffen zum Date, jedes Date zur großen Party wird.
       
       Wo all die Energie herkommt, verrät ein verstecktes Interlude zwischen zwei
       Songs, das an die alten Neptunes-Produktionen erinnert. Meeresrauschen geht
       in einen experimentellen Beat und indische Sitarklänge über. „You gotta go
       inward“, singt Williams, „to experience the outer space.“ Ein Abstecher zu
       Sci-Fi-R&B und Psychedelic. Phänomenal.
       
       2 Mar 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=kvyKDVQjEak
 (DIR) [2] http://vimeo.com/54830937
 (DIR) [3] http://www.dailymotion.com/video/x1hitq_kelis-milkshake_music
 (DIR) [4] http://www.youtube.com/watch?v=WS__ZuuS3yk
 (DIR) [5] http://www.dailymotion.com/video/xzn9cb_exclu-daftworld-daft-punk-get-lucky-official-video_music
 (DIR) [6] http://www.myvideo.de/watch/9231811/Daft_Punk_Lose_Yourself_To_Dance
 (DIR) [7] http://24hoursofhappy.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fatma Aydemir
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Justin Timberlake
 (DIR) Girls
 (DIR) Neues Album
 (DIR) Album
 (DIR) Pharrell Williams
 (DIR) Daft Punk
 (DIR) Pharrell Williams
 (DIR) Miley Cyrus
 (DIR) Justin Timberlake
 (DIR) Soul
 (DIR) Jan Delay
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Berliner Konzert von Pharrell Williams: Wellness für alle
       
       Der US-Künstler Pharrell Williams startete am Dienstag seine
       Deutschlandtour mit einem Auftritt in der Berliner Max-Schmeling-Halle.
       
 (DIR) Miley Cyrus in Köln: Schöne Bilder, öde Musik
       
       Bunter war's bei den Beatles auch nicht: Miley Cyrus bietet in Köln viele
       Eindrücke. Und das Glück der anwesenden Teenies tröstet über den Rest
       hinweg.
       
 (DIR) Justin Timberlake in Köln: Musterschüler der Pop-Musik
       
       Weniger Selbstbespiegelung wäre mehr gewesen: Justin Timberlake beginnt
       seine Konzertreise durch Deutschland in Köln.
       
 (DIR) Neues Album von Kelis: „Soulfood ist unverkäuflich“
       
       Früher sang sie von Milkshakes, jetzt widmet sie sich gesunder Ernährung.
       Die New Yorker R&B-Sängerin Kelis über ihr neues Album „Food“.
       
 (DIR) Jan Delay über sein neues Album: „CDU-Wähler dürfen auch tanzen“
       
       Der Hamburger HipHop-Star Jan Delay über sein neues Album „Hammer &
       Michel“, seinen US-Kollegen 50 Cent und Sehnsucht nach dem alten St. Pauli.