# taz.de -- Kommentar Hoeneß-Prozess: Chaoten-Malus vor Gericht
       
       > Im Prozess gegen Uli Hoeneß läuft alles auf eine Freiheitsstrafe ohne
       > Bewährung hinaus. Daran ist der Bayern-Präsident selbst schuld.
       
 (IMG) Bild: Im Stadion wirkt er zufriedener: Uli Hoeneß vor Gericht.
       
       Hat Uli Hoeneß vor Gericht einen Promi-Bonus oder einen Promi-Malus? Die
       Frage stellt sich längst nicht mehr. Die Summen, die der Bayern-Präsident
       bei der Steuer hinterzogen hat, sind so hoch, dass das Gericht gar nicht
       anders kann, als eine harte Strafe zu verhängen.
       
       Der Bundesgerichtshof hat festgelegt, dass in der Regel ab 50.000 Euro ein
       besonders schwerer Fall der Steuerhinterziehung vorliegt. Dass Hoeneß mit
       erst 3,5, dann 18,5 oder nun 27,2 Millionen eindeutig darüber liegt, ist
       schon lange klar.
       
       Der Bundesgerichtshof hat außerdem festgelegt, dass ab einer Million
       hinterzogener Steuern eine Haftstrafe in der Regel nicht mehr zur Bewährung
       ausgesetzt kann. Inzwischen ist Hoeneß bei mehr als dem Zwanzigfachen. Da
       ist mit den besten Milderungsgründen nichts mehr zu machen. Uli Hoeneß wird
       zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt werden.
       
       Hoeneß' Selbstanzeige aus dem Januar 2013 kann ihn davor auch nicht retten.
       Strafbefreiung bringt eine Selbstanzeige nur, wenn sie vollständig ist und
       vor der Entdeckung erfolgte. Dass sie vollständig war, wird nach dem
       gestrigen Prozesstag auch der größte Hoeneß-Freund nicht mehr behaupten.
       
       ## Chaoten-Bonus? Chaoten-Malus!
       
       Allenfalls könnte die gescheiterte Selbstanzeige noch strafmildernd wirken.
       Es ist aber ein Unterschied, ob jemand in der Hektik eine unvollständige
       und oberflächliche Selbstanzeige zusammenschustert. Oder ob jemand sich
       völlig in der Größenordnung vergreift. Da könnte sich das Gericht fragen,
       ob das vielleicht sogar ein neuer Versuch war, den Fiskus zu täuschen. Das
       könnte dann sogar eher strafverschärfend wirken.
       
       Auch die Tatsache, dass Hoeneß die für ihn ungünstigen Daten erst zwei
       Wochen vor dem Prozess bei Gericht einreichte, obwohl sie ihm schon ein
       Jahr vorlagen, dürfte das Gericht als Affront werten.
       
       Die Frage ist nun eher, ob Hoeneß einen Chaoten-Bonus oder einen
       Chaoten-Malus bekommt. Bei einem Manager, der drei Anwälte beschäftigt und
       ständig betont, dass er reinen Tisch machen will, liegt die Antwort
       eigentlich auf der Hand.
       
       Aber wer weiß, was in diesem Prozess noch an Be- und Entlastendem ans Licht
       kommt. Dank Hoeneß' rätselhafter Prozesstaktik ist die mündliche
       Verhandlung ja – ganz ungewöhnlich! – noch voller Überraschungen. Und heute
       ist in München ein neuer Prozesstag.
       
       12 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Rath
       
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