# taz.de -- Neue Berlin-Domain beliebt: Berlin am Ende
       
       > Ab heute können sich auch Privatleute Internetdomains mit der Endung
       > ".berlin" registrieren lassen. Eine Internetadresse erklärt, welche
       > Vorteile das hat
       
 (IMG) Bild: Sexy Domain: Der Ansturm auf die Endung .berlin ist groß.
       
       taz: Guten Morgen, Frau.berlin – oder dürfen wir Sie Alex nennen? 
       
       alex.berlin: Tatsächlich ist mir Alex lieber. Denn erstens bin ich aktuell
       unter einer anderen Adresse erreichbar, weil ich das „.berlin“ ja noch gar
       nicht genehmigt bekommen habe. Und zweitens wird das ja auch eher mein
       Nachname sein. Die Verwechslungsgefahr ist also hoch.
       
       Mit wie vielen Namensvettern rechnen Sie denn? 
       
       Nach meinen Informationen sind allein beim Anmeldedienst United Domains
       bereits über 50.000 Anträge auf eine .berlin-Adresse eingegangen.
       
       Das ist aber nicht sehr viel, oder? Adressen mit der Endung „.de“ gibt es
       mittlerweile mehr als 15 Millionen, mit der Endung „.com“ sogar mehr als
       100 Millionen. 
       
       Natürlich, aber diese Adressendungen gibt es auch schon seit mehr als 25
       Jahren. Sie sind etabliert. Außerdem kommen für die neue Endung von
       vornherein weniger Genehmigungen in Betracht.
       
       Wieso das? 
       
       Ähnlich wie bei .de-Adressen ist die Registrierung geografisch gebunden:
       Entweder der Besitzer oder der technische Verwalter der Adresse muss in
       Berlin wohnen, oder die Vergabestelle muss ihren Sitz in Berlin haben.
       
       Wo meldet man denn so eine Adresse eigentlich an? Bei der Stadtverwaltung? 
       
       Nein, .berlin-Adressen werden auf dem gleichen Weg vergeben wie andere
       Internetadressen auch: Bei den meisten großen Anbietern für Homepages kann
       man das direkt auf der Website buchen, sofern der Namen noch nicht vergeben
       ist. Allein in Deutschland vergeben ab sofort mehr als 50 Unternehmen
       .berlin-Adressen.
       
       Und wie teuer ist das? 
       
       Der Anbieter, bei dem ich war, verlangt monatlich 3,99 Euro für die
       Adresse. Allerdings sind die ersten 12 Monate kostenlos.
       
       Kritiker sehen in der Vergabe der neuen Adressendung vor allem
       Geldmacherei: Bei regulären Preisen könnte man eine .de-Adresse teils schon
       zum Viertel des Preises anmelden. 
       
       Theoretisch, ja. In der Praxis sind viele .de-Namen jedoch bereits belegt –
       [1][www.alex.de] konnte ich zum Beispiel nicht mehr registrieren lassen.
       
       Das ist aber kein neues Problem. Warum hat die zuständige Vergabestelle
       erst jetzt die .berlin-Endung genehmigt? 
       
       Dabei ging es ja nicht nur um .berlin, sondern um eine Grundsatzfrage. Die
       US-amerikanische Organisation Internet Corporation for Assigned Names and
       Numbers (Icann), die von jeher für grundsätzliche Strukturen verantwortlich
       ist, konnte sich lange nicht für neue Endungen begeistern. Schon seit den
       neunziger Jahren wurde dort ergebnislos diskutiert, ob die Zulassung neuer
       Adressendungen für das Internet sinnvoll und machbar ist. Auch über das
       Zulassungsprozedere wurde lange gestritten.
       
       Was war das Problem? 
       
       Es gab die Angst, dass sich das Internet zersplittern könnte. Manche
       Techniker befürchten auch, das Internet könnte insgesamt instabiler werden.
       
       Ein grundsätzliches Okay der Icann für neue Endungen gab es aber schon im
       Jahr 2008. Warum hat es dann noch sechs Jahre gedauert, die .berlin-Endung
       zu genehmigen? 
       
       Es waren fünf Jahre, die Zusage wurde schon im vergangenen Jahr erteilt.
       Teils war das durch eine Überarbeitung der vorgesehenen Vergaberegeln
       bedingt. Es gab allerdings auch juristische Hürden in Berlin: Der Senat
       wollte anfangs nicht so recht mitziehen.
       
       Inwiefern? 
       
       Die Stadt Berlin hat Rechte an ihrem Namen. Bevor private Firmen damit Geld
       verdienen, muss der Senat zustimmen. Das wollte er aber lange nicht. Noch
       2008 sagte ein Senatssprecher, man wolle keine Mitverantwortung für Inhalte
       übernehmen, die unter einer .berlin-Adresse angeboten werden.
       
       Die .berlin-Adressen waren also keine Idee der Stadt? 
       
       Nein, eine private GmbH hat das Projekt vorangetrieben. Die offizielle
       Unterstützung der Stadt gab es erst im Frühjahr 2012.
       
       Klingt, als hätte der Senat mal wieder einen Trend verschlafen. 
       
       Man könnte sagen, er ist gerade noch rechtzeitig auf den Zug aufgesprungen.
       Denn tatsächlich hatte das seit 2005 laufende Projekt Vorbildcharakter.
       Wien etwa hat es Berlin gleichgetan, ab Juli kann man für seine
       Internetseite eine .wien-Adresse beantragen. Berlin ist jedoch die weltweit
       erste Stadt mit einer voll funktionsfähigen eigenen Adressendung im
       Internet.
       
       Unbestätigten Meldungen zufolge hat der Regierende Bürgermeister die
       Einführung einer weiteren neuen Endung namens .wowi beantragt Was halten
       Sie davon? Würden Sie zu www.alex.wowi wechseln? 
       
       Von solchen Plänen ist mir nichts bekannt. Berlin ist jedenfalls sexy und
       auch nach der nächsten Wahl noch da. Ich denke also, mit .berlin werde ich
       langfristig besser fahren.
       
       18 Mar 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.alex.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Schmid
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