# taz.de -- Gericht verbietet Japan Walfang: Historischer Tag für den Walschutz
       
       > Seit 1986 umgeht Japan das Walfangverbot. Jetzt stoppt der internationale
       > Gerichtshof die Praxis. Tierschützer loben die Entscheidung.
       
 (IMG) Bild: Ist zum Essen da, nicht zum Forschen: toter Wal auf japanischem Schiff.
       
       STOCKHOLM taz | Die Entscheidung sei ein historischer Tag für den
       Walschutz, lobte die Wal- und Delfinschutzorganisation WDC. Am Montag
       ordnete der Internationale Gerichtshof in Den Haag einen sofortigen Stopp
       des Walfangs Japans in den antarktischen Gewässern an. Dieser werde nicht
       durch die Ausnahmeregelung des Fangs zu wissenschaftlichen Zwecken
       gerechtfertigt, heißt es in der Begründung des UN-Gerichts.
       
       Das japanische Forschungsprogramm entspreche nämlich nicht den
       erforderlichen wissenschaftlichen Kriterien und sei daher illegal. Japans
       Vertreter vor Gericht zeigte sich „tief enttäuscht“ über das Verbot,
       versprach aber, sich daran zu halten.
       
       Das Verfahren vor dem UN-Gerichtshof war vor vier Jahren von Australien in
       Gang gebracht worden, nachdem weder Proteste von WalschützerInnen noch
       jahrelange diplomatische Bemühungen Japan zu einer Beendigung der
       umstrittenen Fänge veranlassen konnten. Die Regierung in Canberra
       argumentierte, die jährliche Fangquote von rund 1.000 Walen sei nicht durch
       die Forschungsklausel der Walfangkonvention gedeckt, die auch Tokio
       unterschrieben hat.
       
       Im Prinzip folgte der Gerichtshof dieser Argumentation. Eine Vermarktung
       des Walfleischs, wie sie von Japan praktiziert werde, stehe zwar nicht
       unbedingt im Widerspruch zu einem Forschungswalfang, stellten die 16
       RichterInnen fest: Voraussetzung sei aber, dass der Wissenschaftszweck
       überwiege. Um das zu überprüfen, zerpflückte man die japanischen
       Forschungsprogramme – ab 1988 Jarpa, seit 2005 Jarpa II – in allen
       Einzelheiten.
       
       Das Gericht stellte beispielsweise in Frage, warum es unterschiedlicher
       Fangquoten der einzelnen Spezies – bis zu 950 Zwergwale, aber nur jeweils
       50 Finn- und Buckelwale – bedürfe, um angeblich an wissenschaftliche Daten
       zu kommen. Es wies darauf hin, dass in den letzten Jahren tatsächlich gar
       keine Buckelwale gefangen worden seien und konstatierte: Es sei weder
       nachvollziehbar noch von Japan dargetan, inwieweit dieser Walfang der
       Forschung diene.
       
       ## Kleinkrieg mit den Walfängern
       
       Da der Gerichtshof nur die aktuelle Praxis Japans zu beurteilen hatte,
       könnte die Regierung in Tokio nun ein neues Forschungsprogramm auflegen,
       das den von der Justiz gesetzten Kriterien besser entspricht.
       Stellungnahmen der japanischen Delegation in Den Haag, wonach man es für
       wichtig halte, die fraglichen wissenschaftlichen Studien fortzusetzen,
       halten diese Tür auch ausdrücklich offen. Allerdings müsste man dann mit
       Sicherheit damit rechnen, dass ein erneutes Walfangprogramm in der
       Antarktis zu noch heftigeren Protesten von Walschützern führen würde.
       
       Vor allem Sea Shepherd liefert sich regelmäßig einen regelrechten
       Kleinkrieg mit den japanischen Walfängern, mit dem Resultat, dass diese
       zuletzt nur einen Bruchteil der von Tokio genehmigten Fangquoten erlegen
       konnten.
       
       Trotz dieser geringen Ausbeute stapelt sich in den japanischen Kühlhäusern
       das nicht verkaufte Walfleisch. In den Lagern türmt sich eine Menge, die
       dem Fleisch von rund 2.300 Zwergwalen entspricht. Der Konsum ist
       geschrumpft, Walfleisch wird vorwiegend in Spezialitätenrestaurants oder
       zum Schulessen serviert. Für den noch vorhandenen einheimischen Bedarf
       völlig ausreichend wäre vermutlich der Küstenwalfang, für den die
       Internationale Walfangkommission dem Land eine Quote von 66 Tieren
       genehmigt hat.
       
       Waren vor 50 Jahren noch 10.000 Menschen in Japan mit dem Walfang und der
       Verarbeitung der Tiere beschäftigt, so sind es inzwischen weniger als 200.
       Der monierte Antarktiswalfang überlebte bislang nur dank staatlicher
       Subventionen in Millionenhöhe.
       
       31 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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