# taz.de -- Die Wahrheit: Deutsch Kurzhaar
       
       > Auch Adolf Hitler hat sich als Autor von Katzenkrimis versucht. Unter
       > anderem Guido Knopps Vierteiler „Hitlers Lesebühnen“ beleuchtet diese
       > Seite des Führers.
       
 (IMG) Bild: Der Star der nächsten Knopp-Reihe „Hitlers Lektor“ bei der Arbeit.
       
       Nicht wenige sehen in der narzisstischen Kränkung Hitlers, die er durch
       sein Scheitern als Kunstmaler erfuhr, den Ursprung seiner Entwicklung zum
       Diktator, wie sie auch Guido Knopps Dokumentation „Hitlers Bilder“
       nachzeichnet. Doch die zweimalige Ablehnung an der Wiener Akademie der
       Künste war nicht die entscheidende Niederlage des jungen Hitlers. Denn viel
       näher als das Malen lag dem späteren GröFaZ die Schriftstellerei.
       
       Ganze sieben Mal bewarb er sich am Wiener Literaturinstitut – und wurde
       siebenmal abgelehnt. In diesem Zeitraum, etwa von 1909 bis 1912, trat er
       auch bei „Dichtkunstverrissen“ auf, einem Vorläufer der heutigen Poetry
       Slams, und gründete mit Kollegen aus dem Wiener Männerwohnheim die
       Lesebühnen „Reformbühne Heim ins Reich“ sowie „LSD – Landser sterben
       dankbar“, um sich ein paar Kronen zu verdienen. Erst Guido Knopp arbeitete
       in seinem Vierteiler „Hitlers Lesebühnen“ die braune Vergangenheit der
       angeblich so heiteren Veranstaltungen auf.
       
       Daneben versuchte sich Hitler beharrlich als Verfasser von Katzenkrimis.
       Seinen Erstling „Mein Napf“ bot er ausgerechnet dem Verlagshaus Levy &
       Rosenzweig an – und erfuhr wiederum Ablehnung, wie Guido Knopp in „Hitlers
       Absagen“ ausführt.
       
       „Die Figur des Thor Schnurre scheitert bereits in ihrer Grundanlage“,
       schrieb der Lektor damals. „Ein Kater, der das Revier einer
       herbeihalluzinierten Rasse namens ’Deutsch Kurzhaar‘ krampfhaft erweitern
       will und deswegen seinen Fressnapf gen Osten verschiebt, taugt vielleicht
       als Schurke, aber niemals als liebenswerte Identifikationsfigur. Zumal die
       Vorstellung einer felinen Superrasse biologisch unhaltbar ist.“
       
       Die Absage muss den jungen Autor tief getroffen haben, wie Guido Knopps
       Dokumentation „Hitlers Katzenkrimis“ herausstreicht. Nach Aussage Franz
       Folingers, eines damaligen Mitbewohners im Männerwohnheim, starrte Hitler
       danach wochenlang stumm und feindselig seine Katze Ernstl an, bis sie eines
       Nachts spurlos verschwand.
       
       Wie Guido Knopp wiederum in „Hitlers Hunde“ belegt, erklärte Hitler
       ungerührt, Katzen schon immer gehasst zu haben und fortan nur noch Hunden
       zu vertrauen. Überhaupt habe er beschlossen, Politiker zu werden.
       
       Ein schrecklicher Verdacht drängt sich auf: Hätte Hitler mehr Zuspruch als
       Schriftsteller erfahren, hätte er seine Karriere als Autor von
       Kriminalromanen mit vierbeinigen Ermittlern vielleicht nie aufgegeben.
       
       Immerhin hat man in Deutschland aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.
       Seit Jahren schon durchsetzen V-Männer des Verfassungsschutzes die
       Verlagshäuser und Schreibschulen, um Bewerber mit rechten Tendenzen
       ungeachtet ihrer schriftstellerischen Qualitäten zu fördern und mit
       Katzenkrimis zu beschäftigen.
       
       Sollten sich bei manchen Kandidaten, etwa bei Akif Pirinçci („Felidae“) und
       Sibylle Lewitscharoff („Killmousky“) neben den Katzenkrimis doch mal
       Krawallpamphlete unter das Gesamtwerk mischen, ist das sicher unangenehm.
       Wie man weiß, könnte alles aber noch viel schlimmer sein.
       
       28 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uli Hannemann
       
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