# taz.de -- Kommentar Lösung der Ukraine-Krise: Eine Aufgabe für die OSZE
       
       > Der Weg von Kugeln in der Ukraine zu runden Tischen ist weit – und führt
       > über Genf. Doch Dialog können nur internationale Vermittler ermöglichen.
       
 (IMG) Bild: An einen strikt innerukrainischen Dialog ist überhaupt nicht zu denken – prorussischer Kämpfer bei Slawjansk.
       
       Vor dem Hintergrund der Kämpfe in der Ukraine, der Tragödie von Odessa und
       den mittlerweile 70 Toten der ersten Maitage hat Bundesaußenminister
       Frank-Walter Steinmeier eine weitere Genf-Konferenz gefordert. Und das ist
       gut so. Besser zehn schlechte Genfer Konferenzen als einen guten Krieg.
       Solange geredet wird, wird – vielleicht – nicht geschossen oder gar
       einmarschiert.
       
       Gleichwohl, große Hoffnungen sollte man in die Konferenz nicht setzen.
       Dafür ist der Hass der verfeindeten Konfliktparteien zu groß. Doch jede
       noch so kleine Hoffnung rechtfertigt dieses Treffen. Und wenn Steinmeier
       nun der OSZE eine wichtigere Rolle zukommen lassen würde, ist dies
       uneingeschränkt zu begrüßen.
       
       Das Ziel der Genfer Konferenz sollte klar formuliert werden: Die
       verfeindeten Gruppen in der Ukraine müssen miteinander in Kontakt bleiben.
       Das sind sie zwar schon jetzt. Doch nicht über runde Tische, sondern mit
       Baseballschlägern, Brandstiftung, Entführungen, Kugeln und Raketen.
       
       Wer heute mit einer linken oder russischen Fahne versuchte, über den Maidan
       zu gehen, wird kaum heil aus dieser Situation herauskommen. Und wer sich
       mit einem ukrainischen Fähnchen in der Hand auf dem Leninplatz in Donezk
       aufhalten möchte, wird seine Angehörigen eine ganze Weile nicht mehr zu
       Gesicht bekommen.
       
       Der Weg von den Baseballschlägern zu den runden Tischen ist weit – und er
       führt über Genf. Natürlich müssen die Ukrainer ihre Zukunft selbstbestimmt
       in die Hand nehmen. Doch derzeit ist die Atmosphäre so verdorben, dass an
       einen strikt innerukrainischen Dialog überhaupt nicht zu denken ist. Es ist
       Aufgabe der internationalen Vermittler, genau dies zu ermöglichen.
       
       Und wer soll in Genf mit am Tisch sitzen? Natürlich wäre es schön, wenn man
       mit Amnesty International und dem Roten Kreuz verhandeln könnte. Doch die
       Verhandlungen müssen zwischen denen stattfinden, die real Einfluss auf die
       Geschicke in der Ukraine haben. Wer Vorbedingungen stellt, sich mit
       angeblichen Terroristen oder Faschisten nicht an einen Tisch setzen will,
       torpediert die Verhandlungen bereits im Vorfeld. Es ist Aufgabe der
       internationalen Vermittler, dafür zu sorgen, dass ein ergebnisoffener
       Dialog am runden Tisch möglich wird. Und es ist zu hoffen, dass viele runde
       Tische folgen werden.
       
       6 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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