# taz.de -- Presse in der Ukraine: Die ungeliebten Berichterstatter
       
       > Journalisten werden in der Ukraine nicht selten brutal an der Ausübung
       > ihres Berufs gehindert. Und zwar von beiden Konfliktparteien.
       
 (IMG) Bild: Fernsehen? Ja. Fernsehreporter unterstützen? Nein.
       
       DONEZK taz | Einen Tag waren der US-amerikanische Journalist Mike Giglio
       und seine Dolmetscherin Elena Glasunowa, die in der Nähe der
       ostukrainischen Stadt Slawjansk an einer Reportage arbeiteten,
       verschwunden. Sie wurden im Gebäude des städtischen Geheimdienstes, das die
       Aufständischen besetzt hielten, festgehalten. Noch an demselben Abend kam
       der erlösende Anruf.
       
       Der US-Amerikaner und seine Dolmetscherin sind nicht die einzigen
       Journalisten, die in dem Konflikt in der Ukraine während ihrer
       Berufsausübung entführt oder misshandelt wurden. Ende April wurden der
       westukrainische Journalist Jewgeni Gapitsch und sein Bruder drei Tage lang
       im Gebiet Gorlowka als Geiseln festgehalten. Wenige Tage zuvor war Simon
       Ostrowskij, ein US-amerikanischer Journalist mit israelischer und
       US-Staatsbürgerschaft, tagelang in Geiselhaft.
       
       Gegenüber dem Moskauer Radiosender Echo Moskau berichtet der russische
       Fernsehjournalist Timur Olewski, der in diesem Jahr mehrfach aus der
       Ukraine berichtete, er fühle sich bei seiner Arbeit in der Ukraine schon
       fast an seine Zeit als Korrespondent in Tschetschenien erinnert. Ein
       Kollege, so Olewski, sei in Slawjansk von Bewaffneten aus einer Wohnung
       geholt worden, nur weil er dort eine Familie interviewt habe, die sich für
       den Verbleib der Region in der Ukraine aussprach.
       
       In einem offenen Brief beklagten sich Ende April viele ukrainische
       Journalisten bei dem Übergangspräsidenten Turtschynow über den mangelnden
       Schutz durch die staatlichen Behörden. Inzwischen, so die Journalisten,
       gehöre man zu den am meisten gefährdeten Berufsgruppen.
       
       ## Gute journalistische Legende
       
       Am 3. Mai wurden ukrainische Fernsehjournalisten von einer wütenden Menge
       in Odessa angegriffen, die deren Berichterstattung verantwortlich für die
       Toten machten.
       
       In einem Gespräch mit der taz bestritt eine Aktivistin der „Volksrepublik
       Donezk“, dass man Journalisten an ihrer Berichterstattung hindere oder sie
       gar als Geiseln festhalte. Natürlich sei man einiger „Faschisten des
       rechten Sektors“ und „Provokateure“ habhaft geworden. Diese werde man auch
       nicht so schnell freilassen, auch dann nicht, wenn sie mit einer guten
       journalistischen Legende angereist seien. Aber die „Volksrepublik“ behandle
       ihre Gefangenen gut.
       
       Auch die ukrainische Regierung geht mit Journalisten der anderen Seite
       nicht zimperlich um. Am Samstag erklärte der kommissarische Chef der
       Präsidialadministration, Sergej Paschinski, die ukrainischen Behörden
       erwägen derzeit eine Ausweisung aller russischen Fernsehjournalisten. Wenn
       sich ein Journalist an Folterungen beteilige, sei er ja wohl kein
       Journalist mehr, sagte Paschinski, ohne weitere Einzelheiten seiner
       Anschuldigung zu nennen.
       
       Paschinski verurteilte die Berichterstattung russischer Sender scharf und
       forderte ein härteres Vorgehen gegenüber diese. In den letzten Monaten
       hatten die ukrainischen Behörden russische Journalisten immer wieder mit
       Einreiseverbot belegt. Viele wurden in diesem Jahr bereits auf dem
       Flughafen wieder zurückgeschickt.
       
       6 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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