# taz.de -- Verstorbener Spitzel: Die Mysterien des V-Manns „Corelli“
       
       > Der Neonazi Thomas R. war hochdotierter V-Mann, die Fragen zu ihm reißen
       > nicht ab. Die Opposition fordert eine erneute Informierung des
       > Innenausschusses.
       
 (IMG) Bild: Mit dem Video des NSU erfuhren es alle. Hat „Corelli“ früher von den Verbrechen Kenntnis gehabt?
       
       BERLIN taz | Jetzt ermittelt die Bundesanwaltschaft: Im Fall des im April
       verstorbenen V-Manns des Bundesverfassungsschutzes, Thomas R. alias
       „Corelli“ tun sich immer neue Fragen auf. Kurz vor dessen Tod war eine CD
       aufgetaucht, die von R. stammen soll und eine frühe Kenntnis der
       NSU-Verbrechen nahelegen könnte. Ihr Titel: „NSU/NSDAP“.
       
       Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft bestätigte der taz, dass der
       Sachverhalt „abgeklärt“ werde. Am 25. April hatten Beamte die letzte
       Wohnung von Thomas R. in Paderborn durchsucht und ein Notebook und
       Speichermedien sichergestellt. R. hatte dort nach seiner Enttarnung 2012
       unter neuem Namen gelebt.
       
       Der Fall ist heikel: Der Neonazi war bis 2007 einer der bestbezahlten
       V-Männer des Verfassungsschutzes. Letzte Woche wurde deshalb der
       Innenausschuss im Bundestag von Verfasschungsschutzchef Hans-Georg Maaßen
       und Generalbundesanwalt Harald Range über den Fall informiert – in geheimer
       Sitzung.
       
       Inzwischen teilt die Bundesregierung auch offiziell auf eine Linken-Anfrage
       mit, dass R. ohne Fremdeinwirkung an einem „diabetischen Koma“ gestorben
       sei. Offen aber bleibt der genaue Todeszeitpunkt: Rechtsmediziner konnten
       diesen nach taz-Informationen nur auf zwei bis sieben Tage vor dem
       Auffinden R.s eingrenzen.
       
       ## Rechte Propagandabilder
       
       Sein Vermieter hatte den 39-Jährigen am 7. April tot in der Wohnung
       entdeckt. Mit dabei: zwei Verfassungsschützer. Um die zuvor aufgetauchte CD
       soll es denen nicht gegangen sein. Vielmehr hätten sie sich nach
       missglückten Kontaktversuchen um ihren Exinformanten, der nun im
       Zeugenschutz lebte, gesorgt.
       
       Die CD mit dem „NSU/NSDAP“-Cover enthält eine Sammlung rechter
       Propagandabilder. Ein V-Mann soll sie zu Jahresbeginn dem Hamburger
       Verfassungsschutz übergeben haben. Er will diese 2006 von R. erhalten
       haben. Laut Spiegel wurde inzwischen bei einer Razzia in
       Mecklenburg-Vorpommern eine zweite, „teilidentische“ CD gefunden.
       
       Die Opposition fordert nun eine erneute Informierung des Innenausschusses.
       "Offensichtlich sind bei den Geheimdiensten noch weitere Akten im
       NSU-Komplex vorhanden, die den Parlament bislang vorenthalten werden",
       kritisierte die Linke Martina Renner.
       
       Die Bundesanwaltschaft misst der CD dagegen wenig Bedeutung zu. Ein
       Sprecher sagte, nach einer "vorläufigen Erstauswertung" hätten sich "keine
       inhaltlichen Bezüge zum NSU-Verfahrenskomplex" ergeben.
       
       13 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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