# taz.de -- Türkeiexperte über deutsche Debatte: „Dann tun sie Erdogan einen Gefallen“
       
       > Der Kovorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökhay
       > Sofuoglu, über den umstrittenen Premier. Und wie ihm die deutsche
       > Diskussion nützt.
       
 (IMG) Bild: Sorgt auch bei schlechter Presse für Stimmung: Der türkische Premier Erdogan
       
       taz: Herr Sofuoglu, der türkische Premier Erdogan wird am kommenden Samstag
       bei einer Veranstaltung vor Anhängern in Köln auftreten. Manche deutsche
       Politiker fordern nun, er solle in dieser Situation doch lieber zu Hause
       bleiben. Was sagen Sie dazu? 
       
       Gökhay Sofuoglu: Erdogan polarisiert. Aber wenn deutsche Politiker mit
       solchen Forderungen zu dieser Polarisierung beitragen, dann tun sie Erdogan
       einen Gefallen. Denn das führt nur dazu, dass noch mehr Menschen zu seiner
       Veranstaltung pilgern werden.
       
       Warum hat Erdogan auch in Deutschland so viele Anhänger? Die Leute leben
       zum Teil ja schon seit mehreren Generationen hier? 
       
       In der Türkei wie auch hierzulande sehen viele in ihm einen Fürsprecher –
       etwa gegen den Rassismus und die Ausgrenzung, die sie in Deutschland
       erleben. Viele halten ihm auch zugute, dass er die Türkei modernisiert und
       den Lebensstandard dort verbessert habe. Bei manchen kommt auch gut an,
       dass er gerne auf den Tisch haut. In letzter Zeit hat er aber oft
       danebengehauen und einen Scherbenhaufen hinterlassen.
       
       Warum kommt Erdogan gerade jetzt nach Deutschland? Hat er im Moment nicht
       Wichtigeres zu tun? 
       
       Diese Veranstaltung war schon lange angesetzt. Im August wird in der Türkei
       erstmals der Staatspräsident gewählt. Erdogan will das riesige Potenzial an
       Wählern hierzulande, die erstmals an ihrem Wohnort wählen dürfen, für sich
       oder seinen Kandidaten mobilisieren.
       
       Wird er selbst antreten? 
       
       Es steht noch nicht fest, ob er selbst antreten wird, aber das ist ein
       massiver Wahlkampfauftritt. Er kommt sicher nicht, um der deutschen
       Nationalmannschaft viel Glück bei der Fußball-WM zu wünschen.
       
       Die Alevitische Gemeinde hat unter dem Motto „Wir sagen Nein zu Erdogan“ zu
       einem Protestzug durch die Kölner Innenstadt aufgerufen. Werden Sie sich
       daran beteiligen? 
       
       Nein, ich habe an diesem Tag einen Termin in Berlin, wo ich mich mit meinem
       neuen Vorstandskollegen Safter Cinar treffen werde. Aber ich kann die Wut
       der Aleviten gut verstehen. Denn Erdogan hat mit seinen Sprüchen in letzter
       Zeit gerade die Aleviten in der Türkei vor den Kopf gestoßen, sie
       stigmatisiert und ausgegrenzt.
       
       Wo steht die Türkische Gemeinde? Gibt es bei Ihnen auch Erdogan-Fans? 
       
       Wir sind ein pluralistischer Verband und vertreten die Interessen der
       Türkeistämmigen. Bei uns gibt es Aleviten, Türken, Kurden und auch ein paar
       AKP-Anhänger – die sehen Erdogan seit den Gezi-Protesten allerdings auch
       zunehmend kritisch.
       
       20 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
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