# taz.de -- Vor dem Besuch des türkischen Premiers: Köln rüstet sich für Erdogan-Auftritt
       
       > „Ich habe dort 3 Millionen Staatsbürger“ – Erdogan hält an seinem
       > umstrittenen Besuch in Deutschland fest. Nicht nur Kanzlerin Merkel mahnt
       > zur Besonnenheit.
       
 (IMG) Bild: War vor kurzem erst da: Recep Tayyip Erdogan im Februar im Berliner Tempodrom.
       
       KÖLN dpa | Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan muss sich
       kurz vor seinem umstrittenen Auftritt in Köln noch einmal heftige Kritik
       gefallen lassen. So sagt CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer in der FAZ
       (Samstagausgabe) einen „heißen Samstag mit Erdogan-Show und Gegendemo“
       voraus, der durch den Großeinsatz der Polizei „ein kostspieliges Wochenende
       für den deutschen Steuerzahler“ werde. Die Polizei rechnet mit
       Zehntausenden Anhängern und Gegnern des konservativen Politikers.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte Erdogan, gemäßigte Töne
       anzuschlagen. Sie gehe davon aus, dass er wisse, „wie sensibel dieser
       Termin gerade diesmal ist, und dass er verantwortungsvoll auftritt“.
       
       Besorgt zeigte sich Merkel über einige Entwicklungen in der Türkei. Als
       Beispiele nannte sie in einem Interview des Pfälzischen Merkurs und der
       Saarbrücker Zeitung (Freitagsausgabe) das harte Einschreiten der Polizei im
       vergangenen Sommer gegen die Gezi-Demonstranten, die Übergriffe auf die
       sozialen Netzwerke und die Lage der Christen. Gleichzeitig sei
       „unbestritten, dass die Türkei mit Ministerpräsident Erdogan große
       wirtschaftliche Fortschritte“ erzielt habe.
       
       Erdogan bestätigte am Freitag noch einmal, dass er trotz aller Kritik in
       Köln auftreten will. „Wir gehen dorthin“, bekräftigte er in einer Rede vor
       Provinzpolitikern in Ankara. „Ich habe dort drei Millionen Staatsbürger,
       natürlich gehe ich nach Deutschland.“
       
       Offiziell spricht Erdogan zum zehnjährigen Bestehen der Union
       Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), die als verlängerter Arm seiner
       Partei AKP gilt. Die Türkische Gemeinde in Deutschland und viele andere
       vermuten dagegen, dass es Erdogan darum geht, Wählerstimmen zu sammeln.
       Etwa 1,5 Millionen in Deutschland lebende Türken dürfen im August bei der
       türkischen Präsidentschaftswahl ihre Stimme abgeben.
       
       Die Integrationssprecherin der Linken-Fraktion, Sevim Dagdelen, warnte,
       Erdogan dürfe „seinen Auftritt vor ausgewähltem Publikum und ausgewählter
       Presse nicht erneut nutzen, um den demokratischen Protest zu
       kriminalisieren“. Die Bundesregierung dürfe die „Gewaltpolitik Erdogans hin
       zu einem islamistischen Unterdrückungsstaat nicht länger unterstützen“.
       
       23 May 2014
       
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