# taz.de -- Onlinewahlkampf der Linkspartei: Viele Sprachen, wenige Farben
       
       > Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die
       > Parteien während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Letzter Teil: die
       > Linkspartei.
       
 (IMG) Bild: Gysi auf allen Kanälen, auch im Netz
       
       ## Die Parteiseite
       
       Gediegene Schlichtheit strahlt die [1][Homepage der Linken] aus. Weißer
       Hintergrund, in rot und grau gehaltene Menüleiste. Oben rechts prangt das
       Parteilogo in schwarzen Lettern. Man könnte das langweilig finden, aber in
       seiner Aufgeräumtheit ist das zunächst ganz annehmbar. Diese Seite ist
       keine stylische Kampagnenplattform vom Reißbrett einer PR-Bude, vielmehr
       ein Lastenesel, vollgepackt mit Inhalten für jeden Bedarf.
       
       Wählerinformation und Europa-Wahlkampf sind hinter einer knallroten Kachel
       verlinkt. Das [2][Europawahl-Portal] fällt optisch durch einen horizontalen
       Riegel auf, der Schleierwolken vor blauem Himmel und die im Wind flatternde
       rote Fahne der Partei abbildet. Am rechten Rand sind Kategorien wie
       „Europawahlprogramm“ und „Wahlstrategie“ angeordnet. Sie führen zu drögen
       Textwüsten.
       
       [3][Einer dieser Texte] verspricht: „2014 bringt DIE LINKE aber Farbe ins
       Spiel.“ Schön wäre es gewesen, die Partei hätte hierbei auch an ihre eigene
       Homepage gedacht. Dafür kann man sich Wahlkampf-Flyer und Plakatmotive als
       Kopiervorlagen (sic!) herunterladen. Die Webmaster scheinen große Anhänger
       des pdf-Formats zu sein. An jeder Ecke warten Papiere, Aufrufe und
       Wahlkampfzeitungen auf NutzerInnen und deren pdf-Reader.
       
       Weitere Medien finden sich, ordentlich wegsortiert, in der Mediathek.
       Audio, Foto, Video – nüchtern präsentiert sich das Medienangebot bei der
       Linken. Einladend ist das kaum, Highlights muss man suchen.
       
       Einzigartig unter den großen Parteien ist [4][die englischsprachige
       Parteiseite]. Zwar bietet auch die CDU ein kleines Portal in englischer
       Sprache, bei der Linkspartei ist der gebotene Inhalt deutlich auf die
       Mitarbeit in der linken Fraktion des Europäischen Parlaments zugeschnitten.
       Lebendig ist das englische Portal jedoch nicht, dafür gibt es die
       Kurzfassung des Programms zur Europawahl in Englisch, Spanisch,
       Französisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Griechisch und Türkisch - als
       pdf-Datei.
       
       ## Socia Media Präsenz
       
       Im Ranking der meisten [5][Facebook-Likes] für Bundestagsparteien, liegt
       die Linkspartei auf dem ersten Platz, vor der CDU und der SPD. Mehr als
       82.000 User folgen der Partei. Die [6][Linksfraktion im Europäischen
       Parlament] schafft nur 6.700 Likes, was vielleicht auch daran liegt, dass
       die Fraktion ihre Facebook-Fans nur sehr spärlich bedient. Die Genossen in
       Berlin sind deutlich aktiver, was den Europa-Kollegen auch nicht hilft:
       Deutsche Tagespolitik, Friedensfolklore und Parteitagscontent geben die
       Linke-Admins ihren Followern zu lesen. Europa? Europawahlkampf? Kaum.
       
       [7][Twitter] ist für die Partei eher Megaphon denn Dialogwerkzeug.
       Geantwortet wird kaum, Retweets finden nur statt wenn es sich um
       Berichterstattung zur Partei handelt. Der Twitter-Account der Linken ist
       zwar voll, doch informative Kurzweiligkeit sieht anders aus.
       
       ## Das Oberhaupt
       
       Die Linke wird von einer Doppelspitze geführt ([8][Bernd Riexinger] 5.700
       Likes, [9][Katja Kipping] 29.600 Likes) und hat eine deutsche
       Spitzenkandidatin (Gabi Zimmer 1.000 Likes), doch der
       [10][Fraktionsvorsitzende Gysi] (135.700 Likes) überragt sie alle. Ob
       Facebook oder Twitter - der Mann zieht die User an. Den zahlenmäßigen
       Vergleich mit //www.facebook.com/AngelaMerkel:Angela Merkel besteht er
       dennoch nicht. Eine halbe Million Menschen wollen auf Facebook wissen, was
       die Kanzlerin zu melden hat. Die kriegen jedoch nur vorgesetzt, was die
       PR-Mitarbeiter der CDU als wichtig empfinden.
       
       Bei Gysi geht es intimer zu: Hier schreibt der Chef meist selbst,
       vornehmlich zur Tagespolitik. Europa findet meist nur im Kontext des
       Ukraine-Konflikts statt. Interaktion mit den Usern bleibt die Ausnahme. Auf
       Youtube ist Gysi der ungekrönte König der Klicks im Deutschen Bundestag.
       Bis zu einer Million Zuschauer [11][vereint mitunter eine Gysi-Rede].
       
       Auch [12][auf Twitter beweist Gregor Gysi] Geschick, twittert meist selbst,
       auch schon mal mit dem Schauspieler Jan-Josef Liefers über das PC-Spiel
       „Solitaire“, posiert mit d[13][em Deutsch-Rapper „Motrip“] für Selfies und
       beantwortet Fragen zur Endlagerdebatte von Normalsterblichen
       Twitter-Nutzern. Europa? Nö.
       
       ## Peinlichkeiten
       
       „www.Hier-und-in-Europa.de“ – so nennt die Linke ihre Homepage zur
       Europawahl – das taten die Genossen allerdings auch schon 2009. Jetzt
       prangt diese Internetadresse wieder auf den Wahlplakaten der Partei, die
       ansonsten wenig europäischen Spirit verbreiten. Folgt man der Adresse,
       landet man auf dem drögen Europawahl-Portal.
       
       Wenn man Menschen im Netz von sich überzeugen will, muss man dafür mitunter
       viel Arbeit und Zeit investieren. Die Wahlkampfmacher der Linkspartei tun
       das nicht. Sie recyceln lieblos ihre verstaubte Internetseite.
       
       Warum widmet man der Europalinken-Spitzenfrau Gabi Zimmer kein Porträt?
       Wieso stellt man den griechischen Spitzenmann Tsipras nicht vor? Weshalb
       muss man erst wieder zu Youtube klicken, um den Wahlwerbespot der Partei zu
       sehen? Der Netzauftritt der Partei zur Europawahl vermittelt vor allem eine
       Botschaft: „Wir haben keinen Bock!“
       
       ## Fazit
       
       Was wäre die Linkspartei ohne Gregor Gysi? Nicht viel. Dafür agiert man
       über alle Kanäle hinweg zu uninspiriert und im konsequenten Modus des
       geringstmöglichen Aufwands. Die UserInnen wollen Gysi, deswegen klicken sie
       zur Linken. Man braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um sagen zu
       können: Wenn Gysi abtritt, stirbt die Partei (nicht nur?) einen virtuellen
       Tod. Im Europawahlkampf wird das zum Problem, denn Gisy hat ausgerechnet zu
       Europa wenig zu bieten.
       
       22 May 2014
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [7] http://twitter.com/dieLinke
 (DIR) [8] http://www.facebook.com/riexinger.bernd?fref=ts
 (DIR) [9] http://www.facebook.com/KatjaKipping?fref=ts
 (DIR) [10] http://www.facebook.com/gregor.gysi
 (DIR) [11] http://www.youtube.com/watch?v=eWm6zq4eUCQ
 (DIR) [12] http://twitter.com/GregorGysi
 (DIR) [13] http://twitter.com/OfficialMoTrip/status/455033337389023233
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuel Schubert
       
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