# taz.de -- Kommentar Israel und Gaza: Die Hamas als kleineres Übel
       
       > Zwingt Israel die Hamas in die Knie, werden noch radikalere Islamisten in
       > die Bresche springen. Bislang verhält sich Netanjahu vernünftig.
       
 (IMG) Bild: Israels Raketen schlagen in Gaza ein. Ein palästinensischer Junge am 9. Juli 2014.
       
       Mit den Dutzenden Raketen, die die Hamas in den vergangenen Stunden bis
       nach Tel Aviv und Jerusalem abschoss, rollt sie für die zigtausend
       israelischen Soldaten, die vor den Toren Gazas auf das Kommando zum Angriff
       warten, einen roten Teppich aus. Die palästinensischen Islamisten hatten
       eine Chance, die Eskalation abzuwehren, wären sie nur auf das faire Angebot
       Israels eingegangen, Ruhe mit Ruhe zu beantworten. Sie wollten es nicht.
       
       Über die Motive der Hamas, gerade jetzt erneut die Konfrontation
       anzuheizen, lässt sich spekulieren. Vielleicht ist es die Solidarität mit
       den Kampfgenossen im Westjordanland, die Israel jüngst zu Hunderten hinter
       Gitter schickte oder die Frustration über die marode Wirtschaftslage im
       Gazastreifen. Vielleicht will sich die Hamas auch gegen die wachsende
       Opposition noch radikalerer Kräfte behaupten. Einen Grund, Israel
       anzugreifen, findet man in Gaza immer. Dass der eigenen Bevölkerung dabei
       ein grausamer Blutzoll abverlangt wird, nehmen die Islamisten in Kauf.
       
       Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist viel vorzuwerfen, seine
       kurzsichtige Siedlungspolitik steht ganz oben auf einer langen Liste. Ein
       Kriegstreiber ist Netanjahu jedoch nicht. Alle seine Vorgänger, inklusive
       Schimon Peres, Israels scheidender Präsident und Friedensnobelpreisträger,
       waren schneller bereit, die Armee in den Einsatz zu kommandieren, als der
       heutige Regierungschef.
       
       Das massive Truppenaufgebot von 40.000 Reservisten, die sich zum Kampf in
       Gaza bereitmachen, muss nicht heißen, dass es tatsächlich zum Einsatz
       kommt. Auch vor zwei Jahren warteten tausende Soldaten gut eine Woche lang
       in der Grenzregion zum palästinensischen Küstenstreifen und zogen dann
       wieder ab.
       
       Netanjahu steht unter dem Druck der Israelis, die sich wünschen, er möge
       das leidige Problem der Raketen ein für allemal aus der Welt schaffen. Das
       ist zwar verständlich, bleibt aber eine Illusion. Niemand sollte glauben,
       dass moderatere Kräfte das Vakuum füllen werden, sollte es Israel
       tatsächlich gelingen, die Hamas in die Knie zu zwingen. Das Gegenteil ist
       der Fall. Die Hamas ist das kleinere Übel.
       
       9 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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