# taz.de -- Der Senat fragt Berliner zu Olympia: Ihr wollt es doch auch!
       
       > Um sich für Olympia bewerben zu können, muss der Senat zeigen, dass die
       > Berliner die Spiele auch wollen. Eine Umfrage soll dabei helfen, dürfte
       > aber als Lachnummer enden.
       
 (IMG) Bild: Fünf Ringe, um sie zu knechten: Blick aufs Olympiastadion.
       
       Der rot-schwarze Senat hat ein Problem: Er will Olympische Spiele in
       Berlin, gern 2024 oder 2028. Aber er hat den BerlinerInnen versprochen,
       sich nur um das Megaevent zu bewerben, wenn jene es auch wollen. Noch
       schlimmer: Bis Ende August muss der Senat einen Fragebogen des Deutschen
       Olympischen Sportbunds (DOSB) zu einer Bewerbung beantworten. Eine der 13
       Fragen bezieht sich auf die Unterstützung in der Bevölkerung: Diese sollte
       groß ausfallen, das verbessert die Chancen im deutschlandinternen
       Wettstreit mit Hamburg, dem zweiten möglichen Kandidaten. Doch wie lässt
       sich das messen?
       
       Zuletzt hatte Innensenator Frank Henkel (CDU), einer der größten
       Olympia-Fans, sogar die 200.000 Besucher auf der Fußball-Fanmeile nach dem
       WM-Titel als Beleg für die Sportbegeisterung – und damit
       Olympiatauglichkeit – der Berliner angesehen. Eine reichlich dünne
       Argumentation, wie wohl selbst dem Senat dämmert. Nun werden auf der
       Senatsseite den Bürgern [1][neun Fragen] gestellt, die ein „Stimmungstest
       für eine Bewerbung Berlins“ für Olympische und Paralympische Spiele
       darstellen sollen. Das Problem: Wie der überraschend deutlich gescheiterte
       Tempelhof-Volksentscheid Ende Mai gezeigt hat, regiert die Skepsis vor
       Großprojekten – wozu auch die Pannen auf der Baustelle des Flughafens BER
       regelmäßig beitragen.
       
       Deswegen traut sich der Senat auch nicht, klare Frage zu stellen wie: „Sind
       Sie für Olympische Spiele in Berlin?“ Stattdessen windet er sich um die
       kritischen Punkte herum. So lautet etwa Frage 6: „Deutschland sollte
       bezüglich Format, Kosten und Vergabekriterien Olympischer und
       Paralympischer Spiele gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee auf
       Reformen drängen. Stimmen Sie dieser Aussage zu?“ Das Problem dabei: Das
       kann Berlin ja gern tun, es würde aber nach Einschätzung fast aller
       Experten nichts am IOC-Gebaren ändern. Selbst der Regierende Bürgermeister
       Klaus Wowereit (SPD) ist sich bewusst, dass sich die Stadt da keine
       Hoffnungen machen darf – und entweder die Bedingungen diktiert bekommt und
       akzeptiert oder die Bewerbung zurückzieht.
       
       ## Super Sache, oder?
       
       Ein weiteres Beispiel ist Frage 3: „Wie bewerten Sie die Idee, mögliche
       Olympische und Paralympische Spiele in Berlin durch gleichzeitige Angebote
       für den Breitensport zu ergänzen?“ Natürlich ist das eine super Sache und
       natürlich könnte so etwas in eine Bewerbung einfließen. Aber welche
       Schlussfolgerungen lassen sich daraus über die Stimmung unter den Berlinern
       schließen? Eben!
       
       Ein einigermaßen empirisch belastbares Ergebnis liefert höchstens die
       abschließende Frage 9: „Würden Sie sich persönlich – etwa als Zuschauer
       oder Helfer – an den Olympischen und Paralympischen Spielen in Berlin
       beteiligen?“ Wer hier mit Nein antwortet – möglich sind auch „Ja“, „eher
       Ja“, „eher Nein“, „Weiß nicht“ –, meint auch Nein.
       
       Die Linksfraktion bezeichnet die Umfrage dann auch als „Farce“. Die Fragen
       seien „suggestiv, ja geradezu manipulativ“, so die sportpolitische
       Sprecherin Gabriele Hiller. Vize-Senatssprecher Bernhard Schodrowski sagte
       am Dienstag, es gebe einen „mehrstufigen Beteiligungsprozess“. In Zukunft
       werde man „sicher auch mal die Frage stellen: ’Will man das, ja oder
       nein?‘“ Der erste Fragebogen diene dazu, „die Bevölkerung erst mal mit so
       einem olympischen Gedanken vertraut zu machen und das Thema einzukreisen“.
       
       Wer es will, kann bis zum 31. August an der Umfrage teilnehmen. Im Dezember
       wird der DOSB entscheiden, ob er überhaupt eine deutsche Bewerbung gut
       findet und ob sich in diesem Fall Berlin oder Hamburg bewerben soll.
       
       29 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.berlin.de/spiele-in-berlin/befragung/formular.148948.php
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
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