# taz.de -- Pilotprojekt in NRW: Weniger Polizei bei Fußballspielen
       
       > Bei absehbar friedlichen Begegnungen will Nordrhein-Westfalen das
       > Polizeiaufgebot reduzieren. Die Liga reagiert verhalten, die
       > Polizeigewerkschaft auch.
       
 (IMG) Bild: Die wollen doch nur Spielen: Fans und Polizisten beim Spiel Schalke gegen Paok Saloniki in Gelsenkirchen
       
       DÜSSELDORF dpa | Die Diskussion um Polizeieinsätze bei Fußballspielen
       spitzt sich nach einem [1][Vorstoß aus der Bundesliga-Hochburg
       Nordrhein-Westfalen] weiter zu. Das Bundesland will die Einsätze bei
       absehbar friedlichen Spielen der drei Profiligen reduzieren, plant aber
       keinen Rückzug aus dem Oberhaus. „Die Polizei sorgt weiter für die
       Sicherheit beim Fußball. Darauf können sich fußballbegeisterte Menschen in
       unserem Land verlassen“, versicherte NRW-Innenminister Ralf Jäger am Montag
       in Düsseldorf. „Um die Polizei aber dort weiterhin präsent zu halten, wo
       sie gebraucht wird, müssen wir den Kräfteeinsatz optimieren.“
       
       Die Deutsche Fußball Liga (DFL) [2][reagierte mit Zurückhaltung], aber
       nicht mit Ablehnung auf das Vorhaben. „Wir waren im Vorfeld nicht über
       entsprechende Konzepte informiert. Die Überlegungen des
       nordrhein-westfälischen Innenministeriums sind aber im Grundsatz durchaus
       nachvollziehbar“, sagte Ligapräsident Reinhard Rauball laut einer
       Stellungnahme. Man werde sehen, zu welchen Ergebnissen der Pilotversuch
       komme. „Innenminister Ralf Jäger hat mir im persönlichen Gespräch glaubhaft
       versichert, dass es nicht darum geht, die Polizei aus dem öffentlichen Raum
       zurückzuziehen.“
       
       Die nordrhein-westfälische Polizei startet das Pilotprojekt zunächst für
       die Dauer von vier Spieltagen. „Ich sage es ganz deutlich: Einsätze bei
       Risikospielen bleiben unangetastet. Gleiches gilt für das konsequente
       Vorgehen gegen Gewalttäter“, erklärte Jäger. „Es geht uns allein um die
       Spiele, die in den letzten drei Jahren ohne Krawalle geblieben sind. Hier
       wollen wir den Kräfteeinsatz der Bereitschaftspolizei lageangepasst
       runterfahren.“
       
       Das Pilotprojekt ist laut Jäger keine Vorstufe des umstrittenen Bremer
       Konzeptes. Die rot-grüne Regierung der Hansestadt hatte angekündigt, den
       Fußball an den Kosten für Polizeieinsätze bei Risikospielen in der
       Bundesliga beteiligen zu wollen. „Das unterscheidet uns von der Bremer
       Linie. Wir wollen nicht Geld einnehmen, aber auch nicht mehr ausgeben“,
       erklärte Jäger. Dazu gehört auch das Reduzieren der Polizeibegleitung von
       Fans von Bahnhöfen oder Flughäfen zum Stadion. „Da gibt es eine gewisse
       Tradition, dass die Polizei vorne weg fährt“, sagte Jäger. „Unsere Experten
       sagen dazu, dass das nicht sein muss.“
       
       ## Kritische Polizeigewerkschaft
       
       Kritisch sieht die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die NRW-Initiative. „Wenn
       das Innenministerium Einsatzkonzeptionen wie verdeckte Aufstellung, keine
       Busbegleitung sowie keine Polizei im Stadion vorgibt, gehe ich davon aus,
       dass es auch die Verantwortung für die zu erwartenden Ausschreitungen und
       Gewalttätigkeiten übernimmt“, sagte der GdP-Vorsitzende Arnold Plickert der
       Bild.
       
       In NRW stehen in der neuen Saison 231 Spiele der ersten drei Ligen auf dem
       Programm – 2013/14 waren es 210. Die Notwendigkeit, Kräfte zu optimieren,
       ergebe sich besonders auch aus den Aufstiegen des SC Paderborn und des 1.
       FC Köln in die Bundesliga. Damit verbunden sind nach der Erstliga-Rückkehr
       der Kölner zusätzliche Westderbys, die als Risikospiele einzustufen sind.
       
       „Auch das macht deutlich, dass die Einsatzkräftezahlen steigen würden, wenn
       wir nichts unternehmen“, sagte Jäger. „Wir werden am Ende mehr
       Einsatzstunden von Polizeikräften haben.“ Doch man könne nicht noch einmal
       zehn Prozent mehr einsetzen. „Das kann ich dem Steuerzahler nicht mehr
       vermitteln“, meinte der Minister. Bereits jetzt verwende die
       Bereitschaftspolizei ein Drittel ihrer Einsatzzeit nur für die Sicherheit
       bei Fußballspielen.
       
       ## Auch für andere Bundesländer
       
       Bei dem neuen Konzept setzt die NRW-Polizei besonders auf die
       Eigenverantwortung der Fans. „Gespräche mit Fans haben mir gezeigt, dass
       sie bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das können sie jetzt
       unter Beweis stellen“, betonte Jäger. Sollte sich das Konzept der
       Reduzierung von Polizisten bei friedlichen Spielen bewähren, wolle er es
       den Kollegen in den Ländern vorstellen. „NRW ist Fußball-Land Nummer eins.
       Nirgendwo ist die Dichte der Spiele so hoch“, sagte er. „Wenn es ein gutes
       Konzept ist, werden wir es mit den Kollegen der anderen Länder
       diskutieren.“
       
       Bedingt Verständnis findet Jäger für das Konzept beim Berliner
       Innenminister. „Ich kann den Kollegen aus NRW verstehen, dass er Beamte
       anders einsetzen möchte“, sagte Frank Henkel. „Aber ein Rückzug wäre
       falsch. Es muss sichergestellt werden, dass der Staat seine Kernaufgaben
       wahrnimmt.“
       
       4 Aug 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.mik.nrw.de/presse-mediathek/aktuelle-meldungen/aktuelles-im-detail/news/nrw-polizei-sorgt-fuer-sicherheit-beim-fussball-innenminister-ralf-jaeger-wir-wollen-den-kraefte.html
 (DIR) [2] http://www.bundesliga.de/de/liga/news/2014/stellungnahme-von-dr-reinhard-rauball-zum-erlass-des-nrw-innenministeriums.php
       
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