# taz.de -- Berlin im Sommer: Immer rin in die jute Brühe
       
       > In Berliner Seen und Flüssen lässt sich auch zum Sommerende noch prima
       > baden – und das meist mit ausgezeichneter Wasserqualität.
       
 (IMG) Bild: Baden mitten in der Stadt: Freibad Plötzensee bei Sommerwetter.
       
       Keine Lust auf Chlor und Beckenrandspringer, dafür auf Schilf und Enten?
       Kein Problem – in Berlin gibt es viele Badestellen an Seen und Flüssen, und
       fast überall ist die Wasserqualität ausgezeichnet. Nur die Stellen im
       Bereich der Unterhavel schneiden schlecht ab. Der vor Jahren aus der
       Kategorie „Badegewässer“ ausgeschiedene Halensee könnte dagegen bald
       rehabilitiert werden.
       
       Grundsätzlich gilt: Wo Schiffe fahren, ist Baden tabu. Betroffen davon sind
       laut Badegewässerverordnung (BadeGewVO) vor allem die Spree zwischen
       Müggelsee und Havel, die Havel auf mehreren Kilometern ober- und unterhalb
       der Spreemündung sowie Kanäle und Häfen. Auch der Sprung in einen der
       vielen kleineren Seen ist nicht prinzipiell erlaubt. Auf der Positivliste
       stehen: die gesamte restliche Havel, der Müggelsee und die Dahme-Seen sowie
       elf kleinere Seen, von denen fünf als Freibad bewirtschaftet werden.
       
       Um sicherzustellen, dass vom Wasser an populären Badestellen keine
       Gesundheitsgefahren ausgehen, führt das Landesamt für Gesundheit und
       Soziales (Lageso) eine Liste von derzeit 38 Orten. Dazu gehören die
       kleineren Seen, die Freibäder an Wannsee, Tegeler See und Müggelsee sowie
       weitere Uferstellen, an denen gern eingetaucht wird.
       
       Hier lässt das Lageso regelmäßig Wasserproben entnehmen und im Landeslabor
       an der Invalidenstraße untersuchen. Je nach Ergebnis werden die Badestellen
       auf der Amts-Website nach Ampelschema mit Grün, Gelb oder Rot markiert. Das
       allermeiste ist im grünen Bereich – nur zwei Badestellen an der Unterhavel,
       also südlich von Spandau, fallen seit Jahren negativ auf: An der Gatower
       „Kleinen Badewiese“ und am Grunewaldturm ist die Belastung mit Darmkeimen
       seit Jahren immer wieder so hoch, dass sie die gelbe Karte kriegen. „Vom
       Baden wird abgeraten“, heißt es hier.
       
       Warum gerade an der Unterhavel? Über sie verlässt letztlich alles Wasser
       die Stadt, und Berlins Kanalisation ist nicht in der Lage, einen
       sommerlichen Starkregen ohne Kontamination von Gewässern wegzustecken. Wie
       Lageso-Sprecherin Silvia Kostner erklärt, liegen oberhalb der
       Problemstellen Notauslässe, aus denen nach Unwettern ein Mix aus Regen- und
       Abwasser in die Havel läuft. „Das ist nach ein paar Tagen abgeflossen, und
       ein gesunder Mensch kann wieder dort baden. Weil es immer wieder passiert,
       können wir die Einstufung aber nicht verbessern.“
       
       Seit 2012 gilt eine EU-Richtlinie, nach der Badestellen ihre offizielle
       Ausweisung verlieren, wenn sie über vier Jahre hinweg nicht wenigstens
       „ausreichende“ Wasserqualität vorweisen können. Für die „Kleine Badewiese“
       und den Grunewaldturm heißt das, dass sie 2016 möglicherweise aus der Liste
       fliegen. Verboten wäre das Baden dort aber nicht.
       
       ## Comeback des Halensees?
       
       Der Halensee in Grunewald dagegen verlor 2003 seine Eigenschaft als
       Badegewässer: Zu viel Dreck war hier auch von der angrenzenden
       Stadtautobahn eingetragen worden. Seitdem wurde ein Auffangbecken zur
       Klärung gebaut und für Belüftung gesorgt. Laut Kostner wird die
       Wasserqualität derzeit regelmäßig getestet. Stimmen die Werte, könnte der
       Halensee 2016 wieder in die Familie der Badegewässer aufgenommen werden.
       
       Dass die Badeampel am Plötzensee auf Gelb steht, liegt dagegen an der hohen
       Belastung durch Blaualgen. Hitze und Sonnencreme verwandeln das Wasser in
       eine grüne Suppe, Toxine werden ausgestoßen, die Kopfschmerzen und
       Magen-Darm-Beschwerden verursachen können.
       
       ##
       
       7 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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