# taz.de -- Wasserqualität der Berliner Seen: Baden gehen ist ’ne saubere Sache
       
       > Und dann nichts wie raus zum …: Egal, welcher See, die Wasserqualität an
       > den Badestellen ist zu Saisonbeginn hervorragend.
       
 (IMG) Bild: Dem Badespaß steht in Berlin an diesem Wochenende nichts im Wege!
       
       Mindestens 100.000 Menschen mit orangen Bändchen am Handgelenk bevölkern
       die Stadt, Terrorangst, Promi-Gäste und Fußball erzeugen zusätzlichen
       Nervenkitzel, und dann wird es spätestens am Samstag auch noch richtig
       heiß: Bis zu 30 Grad Celsius werden am Wochenende in Berlin erwartet. Was
       liegt da näher, als in einem kühlen See unterzutauchen?
       
       Berlin ist voller Wasser, und das Landesamt für Gesundheit und Soziales
       (Lageso) weist 39 zugelassene und kontrollierte Badestellen aus. Rund um
       Müggelsee und Dahme im Südosten, Tegeler See und Oberhavel im Nordwesten
       sowie Wannsee, Unterhavel und Grunewaldseenkette im Südwesten gibt es viel
       Auswahl. Nur im Nordosten ist das Angebot übersichtlich.
       
       Die zweite gute Nachricht: An allen Badestellen – einschließlich der
       echten, also an natürlichen Gewässern gelegenen Freibäder – ist die
       Wasserqualität gemäß EU-Badegewässerrichtlinie „ausgezeichnet“. Die vom
       Lageso [1][veröffentlichte Liste] prangt in reinem Grün, bei Gelb bzw. Rot
       würde das Baden nicht empfohlen oder sogar untersagt. Dem Gang ins Wasser
       steht also mikrobiologisch nichts im Wege.
       
       ## Bakterien als Indikatoren
       
       Gemessen wird die Zahl der in den Proben gefundenen Exemplare von drei
       unterschiedlichen Darmbakterien: Escherichia coli (E. coli), Intestinale
       Enterokokken (IE) und Coliforme Bakterien (CB). Sie sind nicht
       notwendigerweise krankheitserregend, dienen aber als Indikator dafür, ob
       nennenswerte Mengen von Fäkalien im Gewässer gelandet sind. Damit steigt
       dann auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort fiese pathogene Keime
       herumtreiben.
       
       So gut wie überall liegt der bakterielle Befund weit unterhalb jeglicher
       Grenzwerte. Nur die „Kleine Badewiese“ am Spandauer Ufer der Unterhavel
       sticht heraus: Hier wurden vor einer Woche 194 E. coli auf 100 Milliliter
       Wasser gezählt. Das ist aber immer noch deutlich weniger als der Grenzwert
       von 500 E. Coli, bis zu dem es das Prädikat „ausgezeichnet“ gibt.
       
       ## Nur ein Ausreißer
       
       Besonders auffällig ist an der „Kleinen Badewiese“ der Ausreißer bei den
       Coliformen Bakterien mit 2.300 – an praktisch allen anderen Stellen liegt
       dieser Wert unter 300. Allerdings weist das Lageso selbst darauf hin, dass
       CB-Befunde weniger aussagekräftig sind, weil sich diese Art im Gegensatz zu
       den anderen beiden auch vor Ort signifikant weitervermehren kann. Die
       EU-Richtlinie verlangt denn auch nur E.coli- und IE-Befunde.
       
       Dass es eine Badestelle an der Unterhavel ist, die ein minimales Heben der
       Augenbrauen provoziert, kann nicht wirklich verwundern. Nur hier hatte es
       zwischen 2008 und 2014 längerfristige Einstufungen von „ausreichend“ bis
       hinunter zu „mangelhaft“ gegeben. Inzwischen ist die Wasserqualität aber
       auch hier überall „ausgezeichnet“, ein Erfolg der Berliner
       Badegewässerverordnung.
       
       Das Einzige, was dieses perfekte Bild trübt, ist die Disziplin der
       Kontrolleure: Eigentlich ist es Ziel des Lageso, ab Saisonbeginn am 15. Mai
       alle 14 Tage eine aktuelle Auswertung aller Badestellen ins Netz zu
       stellen. Bei einem Drittel allerdings datierten die mikrobiologischen
       Werte am Donnerstag noch aus der letzten Aprilwoche. Vielleicht stecken die
       Prüfer im Kirchentags-Obama-Pokalendspiel-Stau.
       
       26 May 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://badegewaesser.berlin.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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