# taz.de -- Kommentar NSU-Ausschuss in Thüringen: Im Nazigehege
       
       > Thüringens Landtag leistet gute Aufklärungsarbeit zum NSU-Komplex. Doch
       > die Spitzelversteher machen weiter Karriere.
       
 (IMG) Bild: NSU-Akten in der Landespolizeidirektion in Erfurt
       
       Wie Kindern, die bei irgendeinem Blödsinn erwischt worden sind, bleibt der
       Politik nach [1][Abschluss des NSU-Untersuchungsausschusses im Thüringer
       Landtag] nichts anderes übrig, als Abbitte zu leisten. Der Staat trägt eine
       Mitschuld an den rassistischen Taten der Mördertruppe. Das Hätscheln der
       Nazis durch Verfassungsschutzbehörden darf getrost als Fürsorge bezeichnet
       werden.
       
       V-Männer wurden fettgefüttert vom Staat. Die Spitzelbehörden haben
       polizeiliche Ermittlungen nicht nur einmal behindert. Man wusste vieles
       über dieses Staatsversagen, bevor die Thüringer ihren Bericht
       veröffentlicht haben. Jetzt weiß man tatsächlich mehr.
       
       Und noch mehr wüsste man, wenn sich endlich auch das Bundesamt für
       Verfassungsschutz an der Aufklärung jener verhängnisvollen Nazihege in
       Deutschland beteiligen würde. Den Thüringer Parlamentariern verweigerte es
       die Zusammenarbeit. Das hat Tradition.
       
       Klaus-Dieter Fritsche, der ehemalige Vize-Chef des deutschen
       Inlandsgeheimdienstes, verweigerte dem Untersuchungsausschuss des
       Bundestags zum NSU seinerzeit fast jede Antwort. Seit Januar ist Fritsche
       als beamteter Staatsekretär im Kanzleramt für die Geheimdienste zuständig.
       Wie sollen die Angehörigen der Terroropfer das wohl deuten?
       
       Genauso dürften sie sich fragen, wie es sein kann, dass Gordian Meyer-Plath
       neuer Verfassungsschutzchef in Sachsen geworden ist. Der ist als
       Spitzelversteher von Brandenburg in die Geschichte der NSU-Aufarbeitung
       eingegangen.
       
       Informationen über die Waffenbeschaffung des NSU durften aus Rücksicht auf
       die als V-Leute bezahlten Nazis nicht an die Polizeibehörden weitergegeben
       werden. Diese Beförderungen passen so gar nicht zu den wohlfeilen
       Entschuldigungsworten.
       
       Und über all dem Wahnsinn, der sich in Thüringen einmal mehr offenbart hat,
       bleibt die eine große Frage weiterhin stehen: Hätten die Behörden so
       gehandelt, wenn die Opfergruppe eine andere gewesen wäre? Reden wir also
       über Rassismus!
       
       22 Aug 2014
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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