# taz.de -- Geberkonferenz in Kairo: Geld für Gaza
       
       > Zwei Monate nach Kriegsende findet eine Geberkonferenz für den zerstörten
       > Gazastreifen statt. Rund vier Milliarden Dollar werden benötigt.
       
 (IMG) Bild: 12. Oktober: die internationale Gaza-Geberkonferenz in Kairo
       
       JERUSALEM taz | Die EU will sich mit 450 Millionen Euro am Wiederaufbau im
       Gazastreifen beteiligen. Zusätzlich wird Deutschland 50 Millionen
       Direkthilfe zahlen. „Nach fünf Wochen Krieg und Zerstörung sind die
       Menschen in Gaza dringend auf unsere Hilfe angewiesen“, erklärte
       Bundesaußenminister Frank-Walter-Steinmeier laut dpa am Sonntag anlässlich
       einer Geberkonferenz für den Gazastreifen in der ägyptischen Hauptstadt
       Kairo.
       
       Auch die USA wollen ihre für das laufende Jahr geplante Finanzhilfe an die
       Palästinenser mit 212 Millionen Dollar (168 Euro) auf insgesamt 400
       Millionen aufstocken, um den Menschen in Gaza schnelle Hilfe zukommen zu
       lassen. US-Außenminister John Kerry appellierte an die Konfliktparteien,
       ihre Verpflichtung zum Frieden zu erneuern: „Diese Konferenz darf nicht nur
       Geld bringen.“
       
       Auf vier Milliarden Dollar veranschlagt die palästinensische
       Einheitsregierung die Kosten für den Neubau und Reparaturen der Gebäude,
       die während des sechs Wochen andauernden Krieges im Sommer beschossen
       wurden. Infrastruktur, Industrie und Landwirtschaft haben Schaden genommen,
       aber viele Menschen brauchen Hilfe nicht nur infolge körperlicher
       Verletzungen. Laut des 76 Seiten umfassenden palästinensischen
       „Wiederaufbau- und Regenerationsplans“ sind 373.000 traumatisierte Kinder
       auf psychologische Hilfe angewiesen.
       
       Die Aufbauprogramme für den Gazastreifen haben etwas von am Strand
       spielenden Kindern. Jedes Mal, wenn sie gerade ihre Burg fertiggebaut
       haben, kommt eine Welle und zerstört sie wieder. Im Gazastreifen gab es
       allein in den vergangenen sechs Jahren drei Kriege. Die Geberländer wollen
       diesmal Garantien haben, dass ihre Gelder langfristig gut angelegt sind.
       
       Sogar Israels rechtskonservativer Außenminister Avigdor Lieberman
       signalisierte gegenüber der Zeitung Yediot Achronot Bereitschaft, den
       Aufbau zu unterstützen. Solange es um die Wiederherstellung der zivilen
       Infrastruktur ginge, „hat auch Israel ein Interesse daran“. Die von Ägypten
       vermittelten Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern über eine
       langfristige Regelung für den Gazastreifen sollen Ende Oktober fortgesetzt
       werden.
       
       Zwei Monate nach Kriegsende ist die Lage im Gazastreifen unverändert.
       Israel verweigert die Einfuhr von Baumaterial mit dem Argument, die Hamas
       könnte Beton und Zement für den Bau neuer Tunnel einschleusen. Noch diese
       Woche sollen die Fatah-nahen Grenzpolizisten Stellung an den Übergängen
       nach Israel beziehen.
       
       ## 60.000 Wohnungen beschossen
       
       Der sogenannte Gaza-Rekonstruktionsmechanismus (GRM), auf den sich die EU
       mit der israelischen und der palästinensischen Regierung Mitte September
       einigte, sieht eine Veranschlagung von Schäden und der voraussichtlich
       nötigen Mengen des Baumaterials vor, die die Hauseigentümer dann von
       autorisierten Händlern im Gazastreifen kaufen können.
       
       Ingenieure der UN sollen stichprobenartig prüfen, ob die Materialmengen dem
       Schaden entsprechen. Rund 60.000 Wohnungen sind während des Krieges
       beschossen worden, 10.000 davon wurden nach offiziellen Angaben komplett
       zerstört. Weitere 10.000 sind schwer beschädigt, und an den restlichen
       40.000 müssen Reparaturen vorgenommen werden.
       
       Knapp die Hälfte der insgesamt veranschlagten vier Milliarden Dollar
       Aufbauhilfe soll in den Wohnraum fließen und die Infrastruktur, inklusive
       Entsalzungsanlagen, Pumpen und Generatoren, 0,7 Milliarden Dollar in den
       sozialen Sektor und 1,2 Milliarden Dollar sind für den privaten Sektor und
       Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gedacht. Die Arbeitslosenrate lag im
       Gazastreifen schon vor dem Krieg bei 40 Prozent.
       
       12 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Gaza
 (DIR) Geberkonferenz
 (DIR) Israelische Zeitung
 (DIR) Ägypten
 (DIR) Israel
 (DIR) Israel
 (DIR) Israel
 (DIR) Kairo
 (DIR) Gaza
 (DIR) Israel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tödlicher Anschlag im Nordsinai: Gewalt gegen Gewalt
       
       Ägyptens Staatsmacht ist in der Beduinenregion des Nordsinai kaum präsent.
       Nach dem Terroranschlag wird mit Kampfhubschaubern reagiert.
       
 (DIR) Mutmaßlicher Anschlag in Israel: Autofahrer rast in Haltestelle
       
       Ein Mann ist mit seinem Auto in eine Jerusalemer Straßenbahnhaltestelle
       gefahren. Ein Baby stirbt, mehrere Menschen werden verletzt.
       
 (DIR) Konflikt zwischen Israel und Palästina: Unruhen in Jerusalem dauern an
       
       Fast vier Monate nach dem Mord an einem palästinensischen Jugendlichen
       kommt es regelmäßig zu Gewalt zwischen Palästinensern und Juden.
       
 (DIR) Kommentar Geberkonferenz für Gaza: Aufbau bis zur nächsten Zerstörung
       
       Das Geld für Gaza fließt, doch keiner der Geber wagt sich an eine
       Problemlösung heran. So kommt der nächste Krieg bestimmt.
       
 (DIR) Israel kritisiert Schweden: Streit um Anerkennung Palästinas
       
       Die neue schwedische Regierung will Palästina als Staat anerkennen. Die
       Palästinenser sind erfreut, Israel ist empört und hat den Botschafter für
       Montag einbestellt.
       
 (DIR) Bedingung für Waffenstillstand mit Israel: Fatah und Hamas erzielen Einigung
       
       Kompromiss bei den Gesprächen in Kairo: Die beiden Palästinensergruppen
       wollen zukünftig den Gazastreifen wieder gemeinsam regieren.
       
 (DIR) Versorgungslage der Palästinenser: Wirkliche Hilfe ist nicht in Sicht
       
       Die ausgebombten Bewohner im Gazastreifen haben so gut wie keine Hoffnung
       auf einen baldigen Wiederaufbau. Strom gibt es nur für sechs Stunden.
       
 (DIR) Waffenstillstand in Nahost: Höchste Zeit für Diplomatie
       
       Der Krieg zwischen Israel und der Hamas ist wieder einmal zu Ende. Alle
       sind beruhigt – und doch sind noch viele Fragen offen.