# taz.de -- Kommentar Geberkonferenz für Gaza: Aufbau bis zur nächsten Zerstörung
       
       > Das Geld für Gaza fließt, doch keiner der Geber wagt sich an eine
       > Problemlösung heran. So kommt der nächste Krieg bestimmt.
       
 (IMG) Bild: Zerstörung und Tod: Gaza im August 2014
       
       Wenn das Thema auf den Gazastreifen kommt, öffnen sich die Herzen und die
       Gebernationen ihre Brieftaschen. Nicht weniger als ein 750 Millionen Euro
       will Katar in den Wiederaufbau der während des Krieges zerstörten
       Wohnhäuser und Instrastruktur stecken, und auch Europa ist mit 450
       Millionen Euro dabei. Und weil die Menschen schnelle Hilfe brauchen, legt
       Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier gleich nochmal 50 Millionen
       oben drauf.
       
       Die Zusagen sind höher als die von den Palästinensern selbst veranschlagte
       Summe von vier Millarden Dollar. Auf die Bevölkerung im Gazastreifen
       umgerechnet sind das 2222 Dollar pro Nase. Ganz schön großzügig, vor allem
       wo die Chancen, dass die Menschen langfristig in den Genuß der
       Investitionen kommen, doch recht mau sind.
       
       In den vergangenen sechs Jahren hat es drei Kriege gegeben. Statistisch
       könnten wir demnach das Jahr 2016 für die nächste große Gaza-Spendenaktion
       gleich vormerken. Alle sind gern bereit, den Eimer zu füllen, aber keiner
       will das Loch stopfen.
       
       Israel hält den wichtigsten Schlüssel für eine Lösung in der Hand, denn es
       geht um die Öffnung der Grenzen. Schon deshalb hätte man Israel zu
       Geberkonferenz nach Kairo einladen müssen. Dass das nicht passierte, störte
       offenbar weder die Vertreter von UN und EU noch US-Außenminister John
       Kerry. Schon heute könnte der Erez-Grenzübergang für den Personenverkehr
       geöffnet werden, denn mit den modernen Kontrollanlagen, die an einen
       Hochsicherheitstrakt in Gefängnissen für Schwerverbrecher erinnern, geht
       das dort postierte Personal keinerlei Risiken mehr ein.
       
       Auch der Warenverkehr für den Export sollte in dem Moment wieder möglich
       sein, wo die Fatah-nahen Sicherheitsleute, mit denen Israel kooperiert, und
       die auch umgekehrt mit Israel kooperieren, was die Hamas stets ablehnte,
       erneut Position am Grenzübergang beziehen. Das soll noch diese Woche
       passieren. Ohne eine Öffnung der Grenzen nach Israel kann der Gazastreifen
       wirtschaftlich nicht auf die Beine kommen.
       
       ## Verantwortung der Bevölkerung
       
       Allein Israel in die Pflicht zu nehmen, wäre indes nur die halbe Arbeit.
       Die palästinensische Einheitsregierung steht vor der Aufgabe, den
       aufgeblasenen Verwaltungs- und Sicherheitsapparat abzuspecken und das
       doppelte Personalaufkommen von Hamas und Fatah effektiv zu fusionieren.
       Seit sieben Jahren finanziert die Palästinensische Autonomiebehörde die
       Gehälter von rund 60.000 Angestellten im Gazastreifen, die zur Untätigkeit
       gezwungen zu Hause sitzen.
       
       Aber auch die Bevölkerung muss anfangen, endlich Verantwortung für sich zu
       übernehmen. Dass die Hamas laut Umfragen ausgerechnet nach dem Krieg wieder
       so populär unter den Palästinensern ist wie seit Jahren nicht mehr, macht
       nicht gerade Hoffnung.
       
       13 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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