# taz.de -- Goslars OB über Flüchtlinge als Chance: „Jeder ist ein Gewinn“
       
       > Seit mehr Flüchtlinge kommen, beklagen viele Städte, es fehle an Platz.
       > Anders Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU): Er will mehr
       > Asylsuchende aufnehmen.
       
 (IMG) Bild: Sind in Goslar willkommen: Flüchtlinge.
       
       taz: Herr Junk, vielerorts weht Flüchtlingen ein kalter Wind entgegen.
       Warum wagen Sie den Vorstoß, [1][in Goslar mehr Flüchtlinge aufzunehmen?] 
       
       Oliver Junk: Wieso eigentlich nicht – die Frage ist doch: Was spricht
       dagegen? Sollen wir zusehen, wie Großstädte weiter vor massiven Problemen
       bei der Unterbringung stehen? Jeden Tag kommen Menschen nach Deutschland,
       die Hilfe brauchen. Es ist doch etwas Schönes, dass wir diese Hilfe
       anbieten können.
       
       Wie soll die aussehen? 
       
       Die Hilfe muss dezentral erfolgen und wir müssen eine vernünftige
       Integration organisieren. Das machen wir bestimmt nicht in Containerdörfern
       in Großstädten. Wir haben leer stehende Wohnungen in Goslar und könnten
       deshalb natürlich noch mehr Flüchtlinge unterbringen.
       
       Sie schlagen vor, Flüchtlinge in Hotels und Pensionen unterzubringen. Aber
       das klassische Argument Ihrer Partei, der CDU, wäre doch: Das hat negativen
       Einfluss auf den für Goslar so wichtigen Tourismus? 
       
       Ich glaube, dass die Flüchtlinge unserem Tourismus eher nutzen könnten.
       Weil wir ja im Dienstleistungsbereich auch sehr viele Arbeitsplätze haben.
       Eine höhere Anzahl von Flüchtlingen als Gefährdung für den Fremdenverkehr
       im Harz zu sehen, das ist ein schwieriges Argument. Ich lasse es jedenfalls
       nicht gelten.
       
       Im Mai sind Sie von der CSU in die CDU übergetreten. Ein inhaltlicher
       Wechsel? 
       
       Auf keinen Fall. Ich erlaube mir nur, die Auffassung zu vertreten, dass es
       nicht meine Aufgabe ist, das Grundsatzprogramm der CSU oder der CDU
       auswendig zu lernen und von morgens bis abends aufzusagen. Das muss
       innerhalb von Parteien auch möglich sein. Ich bin gewählter
       Oberbürgermeister von Goslar und möchte was für meine Stadt tun.
       
       Stehen die Parteien Ihrer Idee von Flüchtlingspolitik nicht diametral
       entgegen? 
       
       Ich sehe da keinen Widerspruch. Wir hatten vorgestern Abend dazu in Goslar
       eine Diskussion mit dem stellvertretenden CSU-Parteivorsitzenden Peter
       Gauweiler. Auch der sagt, dass es unsere Pflicht ist, Flüchtlinge
       aufzunehmen. Die Frage ist nur: wie viele?
       
       Was ist Ihre Antwort? 
       
       Das ist eine Debatte, die ich an der Stelle nicht führe. Ich gehe davon
       aus, dass wir aktuell mehr Flüchtlinge haben, die wir vernünftig
       integrieren müssen. Das ist meine Verantwortung als Oberbürgermeister in
       Goslar, damit mache ich keine bundespolitische Flüchtlingspolitik.
       
       Flüchtlinge werden auf die Bundesländer nach Steuereinkommen und
       Einwohnerzahl verteilt. Goslar rechnet in diesem Jahr nach den aktuellen
       Zahlen mit knapp 300 Asylbewerbern. Was genau wollen Sie ändern? 
       
       In den großen Städten kommt mehr an, als in den kleinen. Ich könnte mir
       vorstellen, dass wir interkommunal vorgehen: In Göttingen gibt es zu viele,
       wir haben Luft – also reden wir mit Göttingen, wie wir es besser
       organisieren können. Ich stelle mir also eine Moderation des
       Innenministeriums vor, ohne den Verteilerschlüssel zu ändern.
       
       In den letzten zehn Jahren hat die Stadt mehr als 4.000 Einwohner verloren. 
       
       Wenn die Stadt jedes Jahr weiter schrumpft, müssen wir die Infrastruktur
       zurückbauen, das geht immer auf Kosten der Attraktivität. Das ist die
       falsche Richtung. Deswegen brauchen wir mehr Menschen in Goslar – und es
       gibt keine Unterschiede: Jeder, der kommt, ist ein Gewinn.
       
       20 Nov 2014
       
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