# taz.de -- Angst vor Vielfalt: Heiliger Krieg in Hannover
       
       > Am Samstag geht das Bündnis „Ehe und Familie vor!“ gegen die
       > „Sexualisierung unserer Kinder“ durch rot-grüne Bildungspolitik auf die
       > Straße.
       
 (IMG) Bild: Vorbild für Hannover: Demo für "Ehe und Familie" in Stuttgart, Oktober 2014
       
       HAMBURG taz | In Niedersachsen brennt es offenbar: Unter dem Druck einer
       angeblichen „Homo-Lobby“ wolle die rot-grüne Landesregierung einen
       Entschließungsantrag im Landtag durchbringen, der „sexuelle Vielfalt“ und
       „Gender-Agenda“ in den Schulunterricht im Land integriere, erklärt ein
       [1][Bündnis] namens „Ehe und Familie vor! Stoppt Gender-Ideologie und
       Sexualisierung unserer Kinder“.
       
       Erklärte Absicht der Landesregierung ist es, verschiedene sexuelle
       Orientierungen im Schulunterricht behandeln zu lassen: Lehrpersonal soll
       entsprechend geschult, geeignete Lehrbücher sollen angeschafft und
       ReferentInnen etwa von schwul-lesbischen Organisationen in den Unterricht
       eingeladen werden.
       
       Um das zu verhindern, mobilisiert das Bündnis um die „Initiative
       Familienschutz“ für den morgigen Samstag zu einer Demonstration in der
       Landeshauptstadt – wider den rot-grünen „Ideologisierungswahn“. Bis zu
       1.000 Teilnehmer, so erwarten es die Anmelder, wollen vom Steintor zum
       Landtagsgebäude ziehen.
       
       Sie habe ja „absolut nichts gegen Homosexuelle“, sagt Bündnissprecherin
       Hedwig Freifrau von Beverfoerde der taz. Aber: „Es kann nicht Aufgabe des
       Staates sein, diese Lebensweise zu fördern.“ Warum, weiß die Katholikin,
       selbst Mutter: „Weil dies der Natur des Menschen entspricht“, und daran
       änderten auch Parlamentsbeschlüsse nichts.
       
       Immerhin aber bereitet die Aussicht, es könnte zu einem entsprechenden
       Beschluss kommen, den 21 Organisationen und Einzelpersonen Sorge, die
       hinter dem Bündnis stehen – mit entsprechend konservativem,
       christlich-fundamentalistischem Weltbild. Wer Sprecherin Beverfoerde unter
       der verfügbaren Telefonnummer kontaktieren will, landet bei der „Zivilen
       Koalition“, die ihrerseits gar nicht unter den Aufrufenden zur Demo
       erscheint – vielleicht weil die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch
       Erste Vorsitzende der „Koalition“ ist. Diese bezeichnet sich als
       „wirtschaftlich unabhängige, überparteiliche, nicht-staatliche
       Organisation“.
       
       Anders als die „Koalition“ zählen die „Christdemokraten für das Leben e.
       V.“ (CDL) aus Baden-Württemberg zu den offiziellen Unterstützern des
       morgigen Protests. Sie ließ in diesem Jahr den „Lebensrechtler“ Klaus
       Günter Annen auftreten: „Ca. 6 Millionen Morde in der Nazi-Zeit =
       Holocaust, ca. 276 Millionen vorgeburtliche Morde in der ’Goldenen Zeit‘ =
       One-Word-Caust“, erklärte der – ausgerechnet am offiziellen
       Holocaust-Gedenktag.
       
       Ein weiterer offizieller Unterstützer ist das „Forum deutscher Katholiken“,
       für das Dinge wie Gender-Mainstreaming eine „kulturelle Revolution der
       internationalen Homo- und Lesbenorganisationen zur Schaffung des neuen
       Gender-Menschen“ sind. Im Kuratorium sitzt Gabriele Kuby, die einzige
       Einzelperson unter den Demo-Aufrufern. [2][Im Internet erklärt] sie: „Die
       Wurzel der Kultur des Todes, der jährlich 50 Millionen ungeborene Kinder
       zum Opfer fallen, ist der Missbrauch der Sexualität.“
       
       In Norddeutschland haben all die nun beteiligten Gruppen und Initiativen
       bisher kaum die öffentliche Auseinandersetzung gesucht. „Erstmals in
       Hannover“ wirbt das Bündnis denn auch für die jetzt anstehende Aktion. In
       Stuttgart hatten Anmelder aus dem selben Spektrum im April dagegen rund
       2.500 Menschen mobilisieren können.
       
       Die Polizei stellt sich auf Protest ein – ebenso wie gegen die andere für
       morgen angemeldete Kundgebung, in der sich Hooligans und Rechte „gegen
       linke Gewalt“ wenden wollen. AS
       
       20 Nov 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://demofueralle.wordpress.com/
 (DIR) [2] http://www.gabriele-kuby.de/
       
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 (DIR) Andreas Speit
       
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