# taz.de -- Neubau Klinikum Mitte: Großer Streit um Seifenspender
       
       > Im Untersuchungsausschuss redete gestern der gefeuerte Trockenbauer
       > Klartext darüber, wie es zum einjährigen Stillstand auf der Baustelle
       > kam.
       
 (IMG) Bild: Ruhte ein Jahr lang: Der Neubau an Klinikum Mitte.
       
       BREMEN taz | 50.000 Quadratmeter Gipskarton-Platten müssen in dem Neubau
       für das Klinikum Bremen-Mitte verbaut werden. Und bei jedem Quadratmeter
       muss vorher klar sein, wohin die Seifenspender kommen sollen, wo Löcher für
       Datenleitungen und Steckdosen hingehören und welche Schall- und
       Brandschutz-Richtlinien beachtet werden müssen. Das ist das Problem, mit
       dem sich der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Klinik-Bau gerade
       beschäftigt.
       
       Im Spiel sind mehr als 20 Millionen Euro Baukostensteigerung – um die
       betroffene Baufirmen und Architekten vermutlich auch noch vor Gericht
       streiten werden. Am Mittwoch hatte der Generalplaner Michael Ludes für die
       Presse eine Baustellen-Besichtung organisiert – um zu zeigen, dass die
       neuen Trockenbauer durchaus Rigips-Wände ziehen können, nach seinen Plänen.
       Gestern nun erklärte mit Andreas Männig der Chef der gefeuerten
       Trockenbauer als Zeuge dem Untersuchungsausschuss, dass man nach den ihm
       vor einem Jahr vorgelegten Plänen nicht bauen konnte.
       
       Männig machte einen durchaus kompetenten Eindruck: seit mehr als zehn
       Jahren existiert seine Firma, er hat den Ausbau für mehrere Kliniken
       gemacht. Und er hatte damals, vor einem Jahr, seine Beschwerden über
       unprofessionelle Pläne nicht nur den Bauherren von der Gesundheit Nord
       (Geno) immer wieder angezeigt, sondern auch die Berufsgenossenschaft
       eingeschaltet, weil die Arbeitsbedingungen für seine Leute gegen die
       Vorschriften verstießen. Die Baustelle war auch nicht trocken, was für den
       Trockenbau eine Grundbedingung ist. „Sie haben ja sicherlich in den
       Unterlagen gefunden, wie wir die Wassereinbrüche abgerechnet haben“, sagte
       Männig dem Ausschuss.
       
       Das Problem: Auch wenn eine Trockenbaufirma mit der Arbeit nicht
       vorankommt, muss sie ihre Leute bezahlen – „du spielst da die Bank für
       deine Auftraggeber“, sagte Männig. Am Ende habe die Geno ihm „mehrere
       hunderttausend Euro“ nicht überwiesen, er habe ein Drittel seiner
       Belegschaft von rund 100 Mitarbeitern entlassen müssen.
       
       Den für seine Kündigung nachgeschobenen Vorwurf, ein portugiesischer
       Subunternehmer habe keine Mindestlöhne bezahlt, wies Männig zurück: Er habe
       dieses Subunternehmen vorschriftsmäßig bei der „Sozialkasse“ gemeldet, die
       die Vertrauenswürdigkeit von Subunternehmen überprüft. Auch die
       nachträgliche Kontrolle der Lohnzettel habe ergeben, dass Mindestlöhne
       gezahlt wurden.
       
       Bleibt die Frage, ob es sein kann, dass ein erfahrenes Architekturbüro wie
       das von Michael Ludes selbst nach einigen Beschwerden keine ordentliche
       Pläne vorlegen kann. „Der hat die einfachsten Dinge nicht hingekriegt“,
       bekräftigte Männig gestern. Das habe damals eine große Krisensitzung
       offenbar auch so gesehen: Während in dieser Sitzung ursprünglich schon
       seine Kündigung ausgesprochen werden sollte, endete die Sitzung dann
       schließlich mit dem Beschluss, dass er für Monate einen Mitarbeiter
       abstellen sollte, um dem Generalplaner bei der Herstellung ordentlicher
       Pläne zu helfen.
       
       Der Gutachter Ralf Schneider hatte die Beschwerden der Baufirma Männig mit
       drastischen Worten bestätigt und festgestellt, dass der für die Geno
       zuständige Bau-Geschäftsführer Robert Pfeiffer im Herbst 2013 offenbar
       damit überfordert war, in dem Streit der Baufirma mit dem Planer eine
       konstruktive Lösung herbeizuführen. Die Geno, die der Firma Männig
       gekündigt hatte, fand diesen Gutachter nicht hilfreich und engagierte einen
       anderen.
       
       Der Untersuchungsausschuss hat nun seinerseits einen Gutachter bestellt –
       Peter Geddert aus Hannover. Auch der attestiert dem Generalplaner
       „unaufmerksame Bauleitung“, „nicht ordnungsgemäße Bauführung“,
       „Planungsfehler“, und „hektische Planerstellung“. Es sei „dem Generalplaner
       zu keinem Zeitpunkt gelungen, einen realistischen Terminplan aufzustellen“.
       
       Aufgrund der Probleme mit der Bauplanung und mehrfacher Umplanungen ist die
       Kostenprognose für den Klinik-Bau von ursprünglich 230,8 Millionen Euro auf
       287 Millionen angestiegen.
       
       28 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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