# taz.de -- Streit um Klinikum Mitte: CDU nutzt Bauskandal
       
       > Ein neues Gutachten bestätigt ein altes – die CDU fordert die Entlassung
       > des „Generalplaners“.
       
 (IMG) Bild: Im Juli 2013 war die Welt scheinbar noch in Ordnung: Besuch des Neubaus am Klinikum Bremen-Mitte.
       
       BREMEN taz | Seit Monaten sieht man an der Bismarckstraße, am Neubau für
       das Klinikum Mitte, keine Veränderungen – nach wie vor steht das Gerüst vor
       dem Bauwerk. Aber „der Eindruck täuscht“, sagt Karen Matiszick, die
       Sprecherin der Klinikholding „Gesundheit Nord“ (Geno), die für den Bau
       verantwortlich ist. Der Trockenbau, mit dem es vor einem Jahr zu Problemen
       gekommen war, gehe innen weiter, Technik werde eingebaut, rund 120
       Bauarbeiter seien aktiv. Die ersten Patienten sollen nach aktueller Planung
       im Sommer 2016 in dem Neubau behandelt werden. 2018 soll der gesamte
       Komplex fertig sein. Für Kritik an dem Generalplaner, dem Architektenbüro
       Ludes, sieht die Gesundheit Nord derzeit keinen Anlass.
       
       Die Diskussion um die Generalplanung der Firma Ludes war erst vor ein paar
       Tagen auf Grund eines neuen Gutachtens wieder aufgeflammt. Das hatte der
       parlamentarischer Untersuchungsausschuss in Auftrag gegeben, der die
       Bauverzögerung und Kostensteigerung von 200 auf beinahe 300 Millionen Euro
       klären soll. Das neue Gutachten bescheinigt laut Medienberichten dem
       Generalplaner, der Firma Ludes Architekten-Ingenieure GmbH, Fehler bei der
       Terminplanung, der Bauaufsicht und Zusammenarbeit mit der Trockenbaufirma.
       Letztere wiederum hätten keine „groben Fehler“ gemacht.
       
       Sowohl die Geno als auch die betroffene Generalplaner-Firma Ludes geben an,
       das neue Gutachten bisher nicht zu kennen und somit zu Einzelheiten als
       auch keine Stellung nehmen zu können. Am Dienstag erklärte Ludes pauschal:
       Man sei zu jeder Zeit den Aufgaben als Generalplaner gerecht geworden. Das
       sieht allerdings nicht einmal die Gesundheit Nord so. Der
       CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Röwekamp kündigte derweil an, über einen
       Bürgerschaftsantrag medienwirksam die Entlassung des Generalplaners zu
       fordern. Mit dem Untersuchungsausschuss um einem Bauskandal macht seine
       Partei Schlagzeilen.
       
       Das aktuelle Gutachten bestätigt allerdings nur, was der Bausachverständige
       Ralf Schneider bereits vor einem Jahr dem für den Bau zuständige
       Geschäftsführer der Geno gesagt hatte: „Die vorhandenen Planvorgaben sind
       nicht fachgerecht und vorschriftsmäßig umsetzbar.“ Die Geno als Bauherr
       greife nicht durch, sondern lasse sich „mit Ausreden, falschen
       Behauptungen, Inkompetenz und Untätigkeit“ von „unfähigen und
       unmotivierten“ Mitarbeitern des Generalplanungsbüros Ludes hinhalten, so
       formulierte Gutachter Schneider das damals und entschuldigte sich
       gleichzeitig für seine klaren Worte.
       
       Auch die Frage, was es kosten würde, den Generalplaner zu kündigen, war bei
       der Geno intern schon einmal gestellt worden: Mindestens 20 Millionen Euro
       und mindestens zwei Jahre Bauzeitverzögerung seien der Preis, so das
       Ergebnis – wenn man denn überhaupt schnell ein neues Planungsunternehmen
       finden würde. Das besondere Problem: Die Baupläne gehören dem Planungsbüro
       Ludes, das diese sicherlich nicht ohne Weiteres herausrücken würde.
       
       Die Geno hatte damals ein neues Gutachten bei einem anderen
       Sachverständigen bestellt, der die Schuld mehr bei der Trockenbaufirma sah:
       der Firma Männig aus Sachsen-Anhalt. Der wurde gekündigt, weil die
       Gesundheit-Nord den Eindruck hatte, dass diese Firma nicht ernsthaft
       weiterbauen wollte – möglicherweise weil sie bei der Ausschreibung den
       Auftrag mit einem nicht auskömmlichen, niedrigen Gebot gewonnen hatte.
       Ludes als Generalplaner blieb, wechselte aber einige Mitarbeiter und den
       Projektleiter aus. Die Firma Männig ihrerseits erhob schwere Vorwürfe gegen
       den Generalplaner.
       
       Noch im Juli 2013 hatte sich Bürgermeister Jens Böhrnsen persönlich vom
       Fortgang der Arbeiten überzeugt: „Ich freue mich, heute sehen zu können,
       wie zügig die Arbeiten nun vorangehen und wie motiviert und zielstrebig
       hier gearbeitet wird“, erklärte er damals. Nach anfänglicher Verzögerung
       läge der Rohbau nun genau im Zeitplan. „Wir arbeiten hart daran, sowohl den
       Kosten- als auch den Zeitplan einzuhalten“, hatte auch Robert Pfeifferder
       für die Geno betont.
       
       6 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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