# taz.de -- Kommentar Pressefreiheit Ägypten: Journalisten als Faustpfand
       
       > Ägypten hat den Al-Jazeera-Korrespondenten Peter Greste aus der Haft
       > entlassen und abgeschoben. Die juristische Peinlichkeit aber bleibt.
       
 (IMG) Bild: Baher Mohamed, Mohammed Fahmy, Peter Greste im Gericht in Kairo, März 2014.
       
       Die gute Nachricht aus Ägypten: Nach 400 Tagen Gefängnis kam der
       australische Al Jazeera International-Korrespondent [1][Peter Greste jetzt
       endlich frei] und wurde abgeschoben. Die schlechte: Seine zwei Kollegen,
       der Al Jazeera-Bürochef Muhammad Fahmy und der Produzent Baher Muhammad
       verbringen heute den 401. Tag hinter ägyptischen Gittern.
       
       Fahmi, der neben seinem ägyptischen einen kanadischen Pass besitzt, kommt
       wahrscheinlich noch frei, wenn er seine ägyptische Staatsbürgerschaft
       aufgibt. Das Regime stellt ihn vor die Wahl: ägyptische Staatsbürgerschaft
       oder Freiheit. Der Produzent Baher Muhammad hat in Ägypten das Pech „nur“
       Ägypter zu sein. Von seiner Freilassung ist bisher nicht die Rede.
       
       Wir erinnern uns: vor vier Jahren zogen die Menschen mit dem stolzen Slogan
       über dem Tahrir-Platz: „Erhebe dein Haupt, du bist Ägypter“. Aber damals
       herrschte Aufbruchstimmung. Heute werden die Journalisten in Ägypten
       zwischen einem immer repressiveren Staat und einer sich radikalisierenden
       islamistischen Bewegung zermahlen.
       
       Die ägyptische Regierung versucht mit der Abschiebung der „Ausländer“ eine
       Akte zu schließen, die ihr international denkbar schlechte PR eingebracht
       hat. Denn die Verurteilung der Journalisten zu sieben bis zehn Jahren
       Gefängnis, weil sie angeblich die vom ägyptischen Staat zur
       „Terrororganisation“ erklärte Muslimbruderschaft unterstützt haben, war
       juristisch nie haltbar.
       
       ## Zynischer Umgang
       
       Aber die Peinlichkeit bleibt. Denn wenn Peter Greste, wie ein ägyptisches
       Gericht geurteilt hat, tatsächlich eine Bedrohung für die nationale
       Sicherheit war, warum hat der ägyptische Präsident Abdel Fatah El-Sisi nun
       angeordnet ihn freizulassen? Und wenn er das nicht war, für was wurde er
       eigentlich ins Gefängnis geworfen?
       
       Das Ganze hinterlässt auch einen bitteren Geschmack, weil Journalisten hier
       in Wirklichkeit ein Faustpfand in einem Streit zwischen der ägyptischen
       Regierung und dem Emirat Katar waren, das den Fernsehkanal Al Jazeera
       besitzt. Kaum verbessert sich die politische Wetterlage zwischen beiden,
       wird der Faustpfand aufgegeben. Eingesperrte Journalisten als
       Verhandlungsmasse? Zynischer kann man mit Pressefreiheit und Menschen kaum
       umgehen.
       
       2 Feb 2015
       
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