# taz.de -- Hoffnungsträgerin der Hamburger FDP: Der beste Mann
       
       > Katja Suding ist die personifizierte Hamburger FDP: Parteivorsitzende,
       > Fraktionschefin, Spitzenkandidatin. Ohne sie geht hier gar nichts – mit
       > ihr vielleicht alles.
       
 (IMG) Bild: Winkt freundlich vorm Selbstporträt: Katja Suding, FDP Hamburg.
       
       HAMBURG taz | Nett ist sie, die Katja Suding. Freundlich, aufmerksam,
       geduldig. Und sie wirkt immer gut gelaunt. Manchmal kann sie sehr
       konzentriert zuhören, aber spätestens, wenn sie antwortet, lächelt sie
       wieder. Sie ist ein positiv denkender Mensch, sie glaubt, dass jeder seines
       Glückes Schmied sei. Was Liberale eben so glauben und mit den Etiketten
       „Freiheit“ und „Selbstverantwortung“ versehen.
       
       Zum zweiten Mal will Katja Suding die Hamburger FDP in die Bürgerschaft
       führen. 2011 gelang ihr das im gelben Friesennerz und mit der simplen
       Aussage: „KatJA“. Jetzt ist die Präsentation vielfältiger, aber erneut gibt
       es nur eine Botschaft: Katja Suding selbst. Die „Tagesschau“-Großaufnahme
       ihrer Beine quittiert sie mit dem Hinweis, jetzt hätten wohl alle gesehen,
       „dass ich mit diesen sportlichen Beinen locker die Fünf-Prozent-Hürde
       überwinde“.
       
       ## Attraktivität als Werbung
       
       Männer-Kommentare am Wahlkampfstand – „Ich wähle Sie nur im Minirock“ –
       sind ihr, im Schneeregen verhüllt in Mantel, Schal und magentafarbener
       Pudelmütze, kaum ein Schulterzucken wert. Da müsse man als Frau durch. Erst
       recht als Politikerin, die ihre Attraktivität wie aktuell als Fotomodell in
       der Gala als Werbemittel einsetzt. „Für attraktive Menschen ist es
       schwieriger, als intelligent wahrgenommen zu werden“, sagt sie.
       
       Die 39-jährige Mutter von zwei Söhnen ist seit 2006 Mitglied der FDP und in
       Hamburg ist sie die personifizierte FDP: Parteichefin,
       Fraktionsvorsitzende, Spitzenkandidatin, präsent auf allen Plakaten,
       unterwegs auf allen Podien und an den Wahlkampfständen. Ohne Suding geht
       nichts für die Freidemokraten. Mit ihr vielleicht alles.
       
       In vier Jahren als Fraktionschefin in der Bürgerschaft hat sie sich ein
       klares Profil zugelegt. Sie hat in Münster Kommunikations- und
       Politikwissenschaften studiert und arbeitete im PR-Bereich, ehe sie in die
       Politik ging. Als Polit-Neuling wurde sie anfangs belächelt, inzwischen
       wird sie allseits respektiert. Nur zwischen ihr und der linken
       Fraktionschefin Dora Heyenn herrscht Eiszeit, das Händeschütteln vor
       gemeinsamen Podiumsdiskussionen im Wahlkampf gerät beiderseits, nun ja,
       bemüht höflich.
       
       Suding dekliniert offensiv den freidemokratischen Wertekanon rauf und
       runter, und ihr ist egal, ob im Einzelfall die allein regierende SPD oder
       die Opposition aus CDU, Grünen und Linken oder eben niemand ihr zustimmt.
       Dass die Hamburger FDP-Fraktion ihr Mäntelchen jemals in den Wind gehalten
       hätte, hat ernsthaft noch kein politischer Beobachter in Hamburg behauptet.
       Und das ist nicht mal das Schlechteste, was sich über eine Gruppierung
       sagen lässt, die jahrzehntelang als pöstchengeile Umfallerpartei
       intriganter und alter Männer galt.
       
       Im Endspurt des Wahlkampfes präsentiert Suding sich als Heilmittel gegen
       Rot-Grün. Sollte die SPD ihre absolute Mehrheit verlieren, wären
       Koalitionsverhandlungen mit den Grünen nach den Worten von Bürgermeister
       Olaf Scholz die erste Option – und ohne FDP auch die einzige. „Dann können
       die Grünen den Koalitionsvertrag diktieren“, warnt Suding. Und deshalb
       baggert sie hemmungslos um Grünen-skeptische Wähler von CDU und SPD
       gleichermaßen: „Nur wir als FDP können dafür sorgen, dass die Vernunft der
       Mitte in Hamburg regiert.“ Ob die CDU „auf 22 oder 25 Prozent kommt, ist
       doch egal“, sagt Suding. Entscheidend sei, dass die FDP wieder in die
       Bürgerschaft einziehe – oder zumindest Katja Suding selbst.
       
       ## Zünglein an der Waage
       
       Denn Suding hat gute Chancen, in ihrem Wahlkreis, den Villenvierteln in den
       noblen Elbvororten, ihr 2011 erkämpftes Direktmandat zu verteidigen. Dann
       säße sie auch ohne Partei als Fraktionslose im Landesparlament – und könnte
       gar bei einer durchaus möglichen Pattsituation der SPD zur Mehrheit
       verhelfen und sich zu einem Senatorenposten.
       
       Katja Suding steht für das Gegenteil von grüner Politik. Deshalb sei
       entscheidend, „wem die Schlüsselfunktion“ als Koalitionspartner der SPD
       zufalle – den Grünen oder der FDP, sagt sie: „Das macht den Unterschied.“
       
       Da hat sie sicher Recht.
       
       6 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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