# taz.de -- Neues Viertel mit ein bisschen Klimaschutz: An der Leine des Stromkonzerns
       
       > Der Hamburger Energietisch kritisiert die Stadt: Das Klimaschutz-Konzept
       > für die Neue Mitte Altona sei für die Bewohner teuer und bringe nichts.
       
 (IMG) Bild: Wer hier künftig wohnt, wird Vattenfall-Kunde: Das hat die Stadt dem Konzern vertraglich zugesichert
       
       HAMBURG taz | Von einem „Klima-Modellquartier ohne Klimaschutz“ spricht der
       Hamburger Energietisch und hat der Stadt vorgeworfen, bei der Neuen Mitte
       Altona den Klimaschutz zu vernachlässigen. Der Zusammenschluss, den es seit
       dem Volksentscheid zur Rekommunalisierung der Energienetze im September
       2013 gibt und der sich für die Umsetzung der Energiewende in Hamburg stark
       macht, kritisiert vor allem den zwischen der Stadt und dem
       Vattenfall-Konzern geschlossenen Vertrag zur Energieversorgung: Dieser
       nütze „einzig und allein Vattenfall“, während Mieter tiefer in die Tasche
       greifen müssten.
       
       Der Fernwärme Natur-Mix kostet 40 Prozent mehr als das herkömmliche
       Angebot. Dass Vattenfall die Wärmeversorgung für das neue Quartier
       vertraglich zugesichert worden ist, hat die Gesellschaft „Panta 112“
       entschieden – ein Zusammenschluss von Berendt Wohnungsbau, Fraatz
       Bauunternehmen, ECE und Harmonia Immobilien, denen neben Aurelis die
       Grundstücke der Neuen Mitte Altona gehören. Für das Gelände, zweitgrößtes
       Bauprojekt der Stadt nach der Hafencity, waren von Anfang an neben neuem
       und bezahlbarem Wohnraum auch ehrgeizige Standards für den Klimaschutz
       erklärtes Ziel der städtebaulichen Entwicklung.
       
       Heute hat die Stadtentwicklungsbehörde ihre Ansprüche offenbar tiefer
       gehängt: „Im Vergleich mit der Hafencity gehören die Grundstücke in der
       Mitte Altona nicht der Stadt, was unsere Verhandlungsposition in Sachen
       Klimaschutzquartier gegenüber den Grundstückseigentümern von vorherein
       geschwächt hat“, erklärt deren Sprecher Volker Dumann. Auch wenn man hart
       und mehrfach verhandelt habe, sei am Ende nicht mehr möglich gewesen.
       
       Das Ergebnis dieser Verhandlungen war ein Rahmenvertrag, den die Stadt mit
       Vattenfall geschlossen hat. Der legt fest, dass mindestens 50 Prozent der
       bezogenen Energie regenerativ sein muss. Auch Baugemeinschaften müssen sich
       dem Fernwärmenetz anschließen.
       
       Vattenfall ist stolz darauf, diese Vorgaben sogar noch zu überbieten:
       „Tatsächlich werden wir den ersten Bauabschnitt sogar mit Wärme versorgen,
       die zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt“, sagt
       Vattenfall-Sprecherin Karen Kristina Hillmer.
       
       Gilbert Siegert, Sprecher des Energietisches, lässt sich dadurch nicht
       überzeugen: „Die Naturwärme verkauft Vattenfall schon seit Jahren.“ Diese
       erzeugt der Konzern auch aus Altholzverbrennung, zusätzliche regenerative
       Energien will er nicht einspeisen. Erst wenn Vattenfall das täte, wäre das
       Vorhaben in den Augen Siegerts tatsächlich ein Gewinn für den Klimaschutz.
       Und weil nun „auf dem Papier Naturwärme verwendet wird, müssen die neuen
       Gebäude weniger stark gedämmt werden“. Für den Klimaschutz, so seine
       Bilanz, bringe das so gar nichts.
       
       2 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Kaiser
       
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