# taz.de -- Das Virus und die Umweltdiplomatie: Corona kippt die Klima-Konferenzen
       
       > Die UN-Staaten verschieben COP26 in Glasgow von November auf nächstes
       > Jahr. Klimaschützer begrüßen das, warnen aber vor weniger Eifer.
       
 (IMG) Bild: Die Teilnehmenden der COP26 werden in Glasgow voraussichtlich erst 2021 die Straßen füllen
       
       BERLIN taz | Die Corona-Pandemie wirbelt nun auch den Zeitplan der
       internationalen Klimadiplomatie durcheinander. Wegen der Infektionswelle
       haben die zuständigen UN-Gremien und Großbritannien beschlossen, die
       nächste Klimakonferenz (COP26) im schottischen Glasgow von November 2020
       auf das Jahr 2021 zu verschieben. Darauf einigten sich am Mittwochabend
       Vertreter aller Ländergruppen, das UN-Klimabüro UNFCCC und Chile als
       aktuelle Präsidentschaft mit dem Gastgeberland und Italien als
       Co-Gastgeber.
       
       Der britische Energieminister Alok Sharma, designierter COP-Präsident,
       erklärte dazu: „Die Welt steht einer Herausforderung ohnegleichen gegenüber
       und die Länder konzentrieren sich zu Recht darauf, Leben zu retten und
       Covid19 zu bekämpfen. Deshalb haben wir beschlossen, COP26 neu anzusetzen.“
       
       Damit findet in diesem Jahr keine COP statt, die das höchste Gremium der
       knapp 200 Staaten der Klimarahmenkonvention ist. Die „kleine COP“, die
       traditionell mit wenigen Teilnehmern im Mai oder Juni in Bonn stattfindet,
       wird ebenfalls verschoben – auf Oktober, genauso wie alle anderen Meetings,
       etwa der jungen Generation. Auch die Bundesregierung hat den „Petersberger
       Klimadialog“, der traditionell Ende April etwa zwei Dutzend Umweltminister
       zu informellen Gesprächen in Berlin versammelt, zu einer Videokonferenz
       umgestaltet.
       
       Schon bislang hat auch das UN-Klimasekretariat in Bonn wegen der
       Corona-Infektionsrisiken fast alle Mitarbeiter ins Home Office geschickt
       und Konferenzen wie am Mittwochabend virtuell abgehalten. Mit gutem Grund:
       Bereits vor einigen Wochen hatte nach einem Treffen des „Grünen Klimafonds“
       der UNO in Genf ein Teilnehmer das Virus in sein Heimatland Liberia
       eingeschleppt.
       
       ## Kaum ambitionierte Pläne
       
       COP26 sollte einen entscheidenden Schritt im Klimaschutz bringen. Fünf
       Jahre nach dem Abkommen von Paris müssen die UN-Staaten 2020 neue,
       verbesserte Klimapläne vorlegen. Daran ändert juristisch auch die Verlegung
       der COP nichts – aber der Druck von Kritikern und Medien auf die Staaten
       bei einer solchen Konferenz wird nun fehlen.
       
       [1][Bislang sind die Staaten mit neuen Versprechen sehr zögerlich]. Erst
       diese Woche legte der fünftgrößte CO2-Emittent Japan ein kaum verbessertes
       Programm vor. Auch Russland hat in den letzten Wochen nur einen schwachen
       Plan angekündigt. Die EU will erst im September entscheiden, wie konkret
       sie ihren „Green Deal“ zur Klimaneutralität mit Leben füllt. Kritiker
       hatten moniert, das sei zu spät für die COP – nun hat auch die EU mehr Zeit
       für diese Entscheidungen.
       
       Die Verschiebung der Konferenzen traf bei Umweltgruppen und Teilnehmern auf
       großes Verständnis. „Es macht keinen Sinn, Menschen aus allen Ländern
       inmitten einer Pandemie zusammenzubringen“, sagte Mohamed Adow vom
       Thinktank Power Shift Africa. Viele Gruppen betonten aber, das sei keine
       Entschuldigung, mit den Anstrengungen beim Klimaschutz nachzulassen.
       Tasneem Essop vom „Climate Action Network“ erklärte, die gesundheitliche
       Katastrophe vollziehe sich vor dem Hintergrund einer ökologischen Krise.
       „Genau wie ein Virus, das sich schnell ausbreitet, kennt der Klimawandel
       keine Grenzen. Wenn ein Land nicht sicher ist, ist kein Land sicher.“
       
       Groß ist die Sorge bei den Kritikern, dass die angekündigten
       billionenschweren Programme der Regierungen zur Wiederbelebung der
       Wirtschaft nach der Corona-Krise viel Geld in alte fossile Strukturen
       pumpen. Laurence Tubiana von der „Europäischen Klimastiftung“ mahnte
       deshalb die Regierungen, die Zeit zu nutzen, um „Pläne aufzulegen für die
       Erholung der Wirtschaft, die Klima, Biodiversität, Entwicklung und soziale
       Gerechtigkeit gemeinsam voranbringen.“
       
       2 Apr 2020
       
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