# taz.de -- Wahlen in der Türkei: Ein Wechsel bleibt möglich
       
       > Im ersten Wahlgang bleibt Amtsinhaber Erdoğan unter 50 Prozent. In der
       > Stichwahl am 28. Mai tritt er gegen Kemal Kılıçdaroğlu an. Alle Grafiken
       > zur Wahl.
       
 (IMG) Bild: Anhänger des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2019
       
       Berlin taz | Mitte März hatte der türkische [1][Präsident Recep Tayyip
       Erdoğan] den Tag für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen festgelegt:
       den 14. Mai 2023. Bis zum 10. April konnten alle 36 Parteien, die an der
       Wahl teilnehmen wollen, ihre Kandidatenlisten einreichen.
       
       Bei der Präsidentschaftswahl gibt es ähnlich wie in Frankreich eine zweite
       Runde, wenn in der ersten keiner der Kandidaten auf mehr als 50 Prozent der
       Stimmen kommt.
       
       Im ersten Wahlgang am 14. Mai kam Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan von der
       AKP nach offiziellen Zahlen auf gut 49 Prozent. Sein Herausforderer
       [2][Kemal Kılıçdaroğlu von der CHP] kam auf 44 Prozent. Umfragen vor der
       Wahl hatten Kılıçdaroğlu vorn gesehen.
       
       Kılıçdaroğlu wird von einem Bündnis aus mehreren Parteien unterstützt, es
       reicht von der religiösen Saadet-Partei über zwei Parteien, die sich aus
       Enttäuschung über Erdoğans Autoritarismus von der AKP abgespalten haben,
       bis zur rechten IYI-Parti und dem Überrest der früheren mitte-rechten
       Demokratischen Partei.
       
       Kurz vor dem Wahltag hatten sich die Chance für Kılıçdaroğlu erhöht, gleich
       in der ersten Runde die 50-Prozent-Marke zu knacken. Denn am Donnerstag
       hatte [3][Muharrem Ince, einer der beiden Zählkandidaten, an, seine
       Kandidatur zurückgezogen]. Dennoch reichte es für Kılıçdaroğlu nicht. Die
       Opposition beklagte massive Behinderungen bei der Auszählung der Stimmen.
       
       Schon länger hatte auch die kurdisch geprägte HDP angedeutet, Kılıçdaroğlu
       zu unterstützen. Sie trat bei der Parlamentswahl als Teil des links-grünen
       Bündnisses YSP an.
       
       Auch Erdoğan stützt sich auf ein Bündnis mehrerer Parteien, neben seiner
       AKP etwa auf die ultranationalistische MHP.
       
       Bei der Parlamentswahl galt diesmal eine 7-Prozent-Hürde. Bei den letzten
       Wahlen mussten Parteien noch mindestens 10 Prozent der Stimmen bekommen, um
       ins Parlament einziehen zu können.
       
       Im Parlament hat Erdogans AKP deutlich Sitze eingebüßt. Sie verlor mehr als
       7 Prozentpunkte und ist mit 266 der insgesamt 600 Sitze weit von einer
       absoluten Mehrheit entfernt. Zusammen mit der ultranationalistischer
       Partner MHP käme sie aber weiterhin auf eine Mehrheit der Sitze.
       
       Die Oppositionsparteien haben zwar teilweise hinzugewonnen. So verbesserte
       sich die CHP um 23 auf 169 Sitze. Aber für eine Mehrheit im Parlament
       reicht das nicht – auch weil die YSP schwächer abschnitte, als die HDP
       2018. Die war vor fünf Jahren auf 67 Sitze gekommen. Die YSP kommt nun nur
       auf 62.
       
       23 Mar 2023
       
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