# taz.de -- Rapperin Finna über ihr erstes Album: „Gefühle sind geil“
       
       > Die Hamburger Rapperin Finna plädiert dafür, Gefühlen Raum zu geben.
       > Sensibilität sieht sie als Stärke.
       
 (IMG) Bild: Gegen toxische Männnlichkeit: Finna rappt
       
       taz: Finna, ist das Wortspiel „Zartcore“ politisch? 
       
       [1][Finna]: Auf jeden Fall. Gerade in einer Leistungsgesellschaft wird uns
       immer wieder gesagt, besonders cool und hart zu sein. Das Zarte hingegen
       wird abgewertet. Es steht dafür, dass wir keine Leistung bringen können und
       damit nicht gesellschaftsfähig sind. Du kannst nichts leisten? Dann bist du
       nichts wert. Das vermeintlich Schwache als Stärke zu nutzen, ist daher eine
       politische Aussage.
       
       Wieso sehen Sie Sensibilität als Stärke? 
       
       Ich sehe sie als Stärke, weil es verdammt viel Kraft kostet, Softness zu
       zeigen. Es ist leichter, ein Schutzschild aufzubauen und nicht ehrlich zu
       sein, als wirklich zu Gefühlen zu stehen und sich verletzlich zu zeigen.
       
       Deshalb auch die Line: „Fühle Gefühle und komm drauf klar“? 
       
       Genau. Sie entstand aus der Wut auf toxische Männlichkeit heraus und ist
       eine Aufforderung zu fühlen. Gefühle sind nicht nur anstrengend, sondern
       auch geil.
       
       Sie brechen zudem mit gängigen Leistungsnarrativen – wie vereinbaren Sie
       das mit dem kommenden Tourleben? 
       
       Ich nehme meine Lieblingspeople mit – Saskia Lavaux spielt Schlagzeug und
       Henry Jacobs den Bass. Wir haben uns Trio Amore genannt und genau das sind
       wir auch.
       
       Ist das inhaltliche Konzept oder der Rhythmus wichtiger für die Line? 
       
       Mir ist die Message des Songs sehr wichtig. Wenn ich anfange zu schreiben,
       startet es immer aus einem Gefühl heraus. Dann kommt manchmal das Thema
       zuerst und manchmal kommen die Worte, aber das Gefühl bleibt die Konstante.
       Mich heilt es, dass ich fühle. Ich glaube, dass verletzte Menschen andere
       verletzen und heilende Menschen sich gegenseitig heilen. [2][Meine Tracks
       handeln von Themen, in denen ich bereits geheilt bin]. Es sind natürlich
       nicht alle auf dem Album gelandet, weil es Themen gibt, die ich niemandem
       geben [3][alle wissen, dass wir gemeinsam eine gute Zeit haben]möchte.
       
       Die Tracks haben Sie im Studio Waltraut, Ihrem Zuhause produziert. Wieso? 
       
       Wir hatten zuerst ein großes Studio gemietet, aber da habe ich mich nicht
       wohl gefühlt. Ich brauche mein Wohnzimmer, meine Atmosphäre. Diesen Safer
       Space fühlt man auch auf dem Album. Ich war nur umgeben von meinen queeren
       Lieblingen.
       
       Diesen Raum haben Sie bei Konzerten nicht. 
       
       Auf der Bühne versuche ich immer mit den Leuten zu connecten, damit ich
       nicht das Gefühl habe, die Show alleine zu machen. Ich möchte, dass alle
       ein Teil davon sind. Wenn ich die Leute mitnehme, dann überwinde ich die
       Distanz von der Person auf der Bühne zu der Person im Publikum. Das beste
       Konzert ist, wenn es sich vermischt und [4][alle wissen, dass wir gemeinsam
       eine gute Zeit haben].
       
       5 Jun 2022
       
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