# taz.de -- Private Rettungsschiffe im Mittelmeer: „Aquarius“ kehrt zurück
       
       > Einen Monat lag es im Hafen von Marseille, jetzt läuft das private
       > Rettungsschiff „Aquarius“ wieder aus. Das Team will weiter Menschen vor
       > der libyschen Küste retten.
       
 (IMG) Bild: Geflüchtete werden geborgen. Im Hintergrund sieht man das Rettungsschiff „Aquarius“
       
       BERLIN epd | Das private Rettungsschiff „Aquarius“ läuft wieder zu
       Einsätzen vor die libysche Küste aus. Das von den zivilen
       Hilfsorganisationen „SOS Mediterranee“ und „Ärzte ohne Grenzen“ gecharterte
       Schiff [1][lag seit einem Monat im Hafen von Marseille].
       
       Obwohl sich die Rahmenbedingungen für die Rettung von Flüchtlingen [2][in
       den vergangenen zwei Monaten radikal verändert haben], werde das Schiff am
       Abend wieder in See stechen, sagte die Geschäftsführerin von „SOS
       Mediterranee Deutschland“, Verena Papke, am Mittwoch in Berlin. „Zur
       Rettung von Menschen gibt es keine Alternative“, sagte Papke.
       
       Allein im Juni seien im Mittelmeer 700 Menschen ertrunken, weil zivile
       Rettungsschiffe davon abgehalten wurden, Flüchtlinge in internationalen
       Gewässern vor der libyschen Küste zu retten. Diese humanitäre Tragödie und
       das Versagen der EU spiele sich „vor unseren Augen ab“. Sie fügte hinzu:
       „Da dürfen wir nicht zuschauen.“
       
       Papke betonte, bei den Einsätzen werde man sich streng an international
       geltendes Seerecht halten und unter anderem durch ein öffentlich
       einsehbares Logbuch völlige Transparenz zeigen. Um sich abzusichern, waren
       Vertreter der Hilfsorganisationen vergangene Woche in Tripolis zum
       Informationsaustausch mit der libyschen Seenotleitstelle, die für das
       Einsatzgebiet zuständig ist.
       
       ## Eine rote Linie
       
       Bei den Einsätzen gebe es allerdings eine „Rote Linie“ für die zivilen
       Seenotretter: „Wir werden keine geretteten Flüchtlinge nach Libyen
       zurückbringen, sondern nur in europäische Häfen.“ Libyen erfülle nicht die
       allgemein gültigen Kriterien eines sicheren Hafens.
       
       Das Rettungsschiff „Aquarius“ musste im Juni rund eine Woche im Mittelmeer
       ausharren, bis es am 17. Juni im spanischen Valencia anlegen durfte, um
       Gerettete abzusetzen. Italien und Malta hatten zuvor ihre Häfen für die
       Seenotretter gesperrt.
       
       Auch im Fall des deutschen Rettungsschiffes „Sea-Watch 3“ gibt es
       Neuigkeiten. Die niederländische Regierung hat die korrekte Registrierung
       Schiffs nach Angaben der Hilfsorganisation bestätigt. Wie „Sea-Watch“ am
       Mittwoch mitteilte, heißt es in einem Bericht der niederländischen
       Regierung an die Behörden in Malta, dass „alle Voraussetzungen für eine
       Registrierung als Sportboot im Flaggenregister der Niederlande erfüllt
       sind“.
       
       Die Behörden auf Malta hätten ein Auslaufen des Rettungsschiffs bislang mit
       der Begründung abgelehnt, weitere Erläuterungen aus den Niederlanden zu
       benötigen. Das von der Hilfsorganisation zur Seenotrettung von Flüchtlingen
       betriebene Schiff „Sea-Watch 3“ wird seit dem 2. Juli in Malta
       festgehalten.
       
       ## Kapitän vor Gericht
       
       Grund sind nach Angaben der Organisation die parallel eingeleiteten
       Ermittlungen gegen den Kapitän des deutschen Rettungsschiffes „Lifeline“,
       Claus-Peter Reisch, in der maltesischen Hauptstadt Valletta. „Sea-Watch“
       kritisierte das Vorgehen der maltesischen Behörden als „kollektive
       Bestrafung“.
       
       Die Kapitänin [3][der „Sea-Watch 3“], Pia Klemp, sagte, die
       „Seefahrernation der Niederlande“ habe „die Registrierungs- und
       Sicherheitsstandards auf dem Schiff fast einen Monat lang mit erfahrenen
       Experten überprüft“ und sei zu dem Schluss gekommen, „dass mit unserem
       Schiff alles in Ordnung ist“. „Sea-Watch“ fordere die maltesische Regierung
       nachdrücklich auf, „ihre Blockade der Rettungsmittel im Mittelmeerraum zu
       beenden und Menschenleben zu gefährden“, hieß es weiter.
       
       „Lifeline“-Kapitän Reisch steht seit dem 2. Juli in Malta vor Gericht. Der
       57-Jährige soll das Rettungsschiff fehlerhaft registriert haben. Am
       Dienstagabend veröffentlichte Reisch im Internet seinen
       Kapitänsführerschein sowie das Registrierungsdokument der „Lifeline“.
       
       ## Häfen für Rettung geschlossen
       
       Auf dem Dokument, das Reisch per Video im Kurznachrichtendienst Twitter
       präsentierte, ist unter anderem zu lesen, dass das Schiff unter
       niederländischer Flagge fährt. Reisch droht im Fall einer Verurteilung eine
       Haftstrafe von bis zu einem Jahr. Der [4][Prozess gegen ihn soll am 23.
       August fortgesetzt werden].
       
       Die „Lifeline“ hatte Anfang Juli erst nach mehreren Tagen die Erlaubnis zum
       Einlaufen in einen maltesischen Hafen erhalten. Italien und Malta hatten
       ihre Häfen im Juni für Rettungsschiffe geschlossen. Die „Lifeline“ wurde
       von den maltesischen Behörden beschlagnahmt.
       
       1 Aug 2018
       
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