# taz.de -- Drugchecking Pilot-Projekt: Mysteriöse Bestrafer
       
       > Seit Juni können Konsument:innen kostenlos ihre Drogen testen lassen.
       > Die Warnhinweise verraten einiges über die Drogenqualität in Berlin.
       
 (IMG) Bild: Bestrafen mal mehr, mal weniger: Der Wirkstoffgehalt der „blauen Punisher“ schwankt enorm, ergaben Analysen des Drugcheckings
       
       Berlin taz | Der Silvesterabend naht, und mit ihm die irrationale
       Erwartung, ausgerechnet mitten im Winter die beste, größte und längste
       Party des Jahres feiern zu müssen. Wenig überraschend also, dass zum
       Jahreswechsel nicht nur viel geböllert, sondern auch viel geballert wird.
       Für viele Berliner:innen gehören Partydrogen wie Kokain, Ecstasy oder
       Ketamin einfach dazu, um den willkürlich festgelegten Zahlenwechsel im
       Kalenderdatum zu zelebrieren.
       
       Zum Glück gibt es mit dem [1][senatsfinanzierten Drugchecking] seit Juni
       die Möglichkeit, Drogen kostenlos testen zu lassen. Zwar lassen sich vor
       Silvester keine Proben mehr abgeben, doch zur Risikominimierung lohnt ein
       Blick auf die Warnungen, die das Projekt bei besonders hochdosierten,
       verunreinigten oder falsch deklarierten Substanzen in den letzten Monaten
       [2][auf seiner Website] veröffentlicht hat. Rund 50 Proben pro Woche werden
       im Labor analysiert, in rund einem Drittel der Fälle gibt es eine Warnung
       raus.
       
       Genügend Material also für eine kleine Zwischenbilanz: [3][Auf jeden Fall
       meiden sollte man demnach Kokain]. Das kostspielige Aufputschmittel wird
       nämlich immer häufiger mit dem Tierentwurmungsmittel Tetramisol gestreckt.
       Die Nebenwirkungen sind gruselig: „Die nekrotisierend gefäßschädigenden
       Eigenschaften werden bei starkem Kokainkonsum mit dem Absterben ganzer
       Hautareale in Verbindung gebracht“, heißt es in dem Warnhinweis.
       
       Fast überraschend ist es da schon, dass die meisten getesteten
       Ectasy-Pillen tatsächlich nur den Hauptwirkstoff MDMA enthielten.
       Allerdings waren viele der getesten Tabletten derart überdosiert, dass eine
       ganze Pille eine Überdosis bedeuten würde – wer mit einem Viertel oder noch
       weniger anfängt, ist also gut beraten. Auch zeigen die Laborergebnisse,
       dass Prägung einer Pille kaum Aufschluss über deren Wirkstoffgehalt bietet.
       So zählte [4][die berüchtigte „blaue Punisher“] zu den am häufigsten
       abgegebenen Ecstasy-Tabletten, der festgestellte MDMA-Anteil unterschied
       sich aber bei fast jeder analysierten Probe.
       
       ## Nazis auf Teilen
       
       Im November wurde sogar eine Pille der euphorisierenden und
       empathiefördernden Droge im Reichsadler-Design samt Hakenkreuz abgegeben.
       Wenn Sie diese auf der Silvesterparty angeboten bekommen, sollten Sie sich
       wahrscheinlich nicht nur wegen des extrem hohen MDMA-Gehalts Sorgen machen.
       
       Vorsicht geboten ist auch für alle, die nur ab und zu einen Joint rauchen.
       Bei zwei als Marihuana abgegeben Proben wurden synthetische Cannabinoide
       entdeckt, die „im Gegensatz zu Cannabis zu schweren und tödlichen
       Vergiftungen“ führen können, wie es in der Warnung heißt. Vielleicht wäre
       es ein guter Neujahrsvorsatz für den Senat, das Drugcheckingangebot
       deutlich auszuweiten.
       
       28 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Wahmkow
       
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