# taz.de -- Drogenkranke an Hamburgs Hauptbahnhof: Linke gegen Verdrängung
       
       > Hamburgs Linke kritisiert „diskriminierenden Diskurs“ um Drogenkranke am
       > Hauptbahnhof. Die Beratungsstelle Drob Inn solle am zentralen Ort
       > bleiben.
       
 (IMG) Bild: Viele Menschen nutzten im Sommer 2023 die Wiese vorm Drob Inn. Verdrängung ist keine Lösung, konstatiert die Linke
       
       Hamburg taz | Die Hamburger Linke beobachtet eine zunehmende Verelendung
       [1][rund um den Hauptbahnhof]. Mit einem Positionspapier will die
       Bürgerschaftsfraktion nun einem „repressiven, diskriminierenden Diskurs“
       in Bezug auf die Situation dort entgegentreten.
       
       Der Senat lasse sich von einer rechten Kampagne treiben, die den Bahnhof
       als „gefährlichsten“ Deutschlands brandmarke, kritisiert sie. Die
       vielschichtigen sozialen Problemlagen ließen sich aber „nur sozialpolitisch
       lösen“, sagt die linke Sozialpolitikerin [2][Olga Fritzsche].
       
       Nach ihren Beobachtungen geht die Polizei seit Ende 2022 verstärkt gegen
       Menschen vor, die tagsüber in der Innenstadt betteln oder lagern. Bereits
       seit 2017 gibt es den „Weckdienst“ der Polizei, der Obdachlose aus
       Ladeneingängen vertreibt. Der Senat selbst räumt ein, die negativen
       Auswirkungen der Obdachlosigkeit „so gering wie möglich“ halten zu wollen.
       
       Fritzsche hat mit Akteuren der Sucht- und Wohnungslosenhilfe gesprochen und
       zeichnet ein anderes Bild. Weil sich im August-Bebel-Park vor der
       Drogenhilfeeinrichtung „Drob Inn“ größere Gruppen versammelten, sei von
       einer „Sogwirkung“ die Rede gewesen.
       
       ## Keine Crack-Schwemme, mehr Elend
       
       Doch anders als oft suggeriert, gebe es nach Auswertung des Suchtberichts
       keine Ausweitung des Crack-Konsums oder gar eine regelrechte
       Crack-Schwemme, von der sogar gesprochen werde. Auch die Wohnungslosenhilfe
       habe keine Zunahme von Obdachlosen rund um den Bahnhof gemeldet. Richtig
       sei aber, dass [3][Crack-Konsum schneller zur Verelendung] führe. Das gelte
       auch für das Leben auf der Straße, so Fritzsche.
       
       Die Linke kritisiert nicht nur Maßnahmen wie eine Kameraüberwachung mit
       künstlicher Intelligenz, das Waffen- und Alkoholverbot sowie die
       „[4][Quattro-Streifen]“, bei denen Polizei, Bundespolizei und zwei
       Sicherheitsdienste kooperieren. Kritisch sieht sie auch die Flankierung
       dieser Maßnahmen durch die Sozialbehörde, etwa durch den [5][Einsatz von
       „Sozialraumläufern“], die Regeln durchsetzen sollen.
       
       „Es findet eine [6][Verdrängung in die Hinterhöfe] und Seitenstraßen
       statt“, ergänzt die Sozialarbeiterin Nora Stärz, die neu für die Linke in
       der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte sitzt. Das führe dazu, dass sich
       Anwohnerinnen und Anwohner wieder wie in den 1990er-Jahren über
       Drogenkonsumenten auf Spielplätzen und in Parks beschweren.
       
       ## Konsum in Gruppen erlauben
       
       Die Linke fordert deshalb, das viel genutzte Kontakt- und
       Drogenberatungsstelle Drob Inn zu erhalten und dort die Bedingungen zu
       verbessern. So soll sich Hamburg auf Bundesebene für eine Änderung des
       Betäubungsmittelgesetzes einsetzen. Denn das verbiete die Beihilfe zum
       Konsum, deshalb hielten sich so viele Menschen im August-Bebel-Park davor
       auf, sagt Fritzsche.
       
       Wichtig seien zudem Notschlafstellen auch für aktiv konsumierende
       Abhängige, ein Ausbau von Substitutionsambulanzen auch für Menschen ohne
       Krankenschein sowie ein dezentraler Ausbau von Anlaufstellen, die rund um
       die Uhr geöffnet sind. Auch im Sommer benötigten die Betroffenen Schutz vor
       der Witterung. Die Stadt plant, die [7][Parkwiese vor dem Drob Inn zu
       asphaltieren]. „Das wird viel zu heiß“, warnt Stärz. „Das ist
       menschenfeindlich“.
       
       15 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Hamburger-Hauptbahnhof/!5990597
 (DIR) [2] https://www.die-linke-hamburg.de/presse/pressemitteilungen/detail/verelendung-in-notunterkunft-hamburg-laesst-besonders-hilfsbeduerftige-obdachlose-im-stich/
 (DIR) [3] /Suchthilfeexpertin-ueber-Crack-Epidemie/!5986352
 (DIR) [4] /Sicherheit-am-Hamburger-Hauptbahnhof/!5945319
 (DIR) [5] /Wohlfuehlen-am-Hamburger-Hauptbahnhof/!6000895
 (DIR) [6] /Polizei-am-Hauptbahnhof/!6015638
 (DIR) [7] /Hamburger-Hauptbahnhof/!5990597
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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